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Hier geht es noch um die Freude am Auto

In Kalifornien ist die Autowelt noch in Ordnung: Während sich in Deutschland alles um den Diesel dreht, huldigt die Monterey Autoweek dem Automobil. Zu Besuch auf der spektakulärsten Autoshow der Welt.

Wenn in rund drei Wochen die Tore der 67. Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt öffnen, nehmen die Neuheiten nur eine Nebenrolle ein. Der Dieselskandal hat Deutschland auch zwei Jahre nach seinem Bekanntwerden fest im Griff. Dazu wird über Fahrverbote sinniert, Elektroautos messianisch gefeiert und ganz nebenbei hat ein knappes Dutzend Autohersteller der einst so wichtigen Automesse am Main bereits vorab den Rücken gekehrt.

Rund 9.200 Kilometer weiter westlich sieht die Welt in der Nobelenklave von Pebble Beach nahe Monterey ganz anders aus. Wer Einlass auf die exklusive Landzunge am kühlen Pazifik bekommen möchte, muss eine Plakette am Kühlergrill tragen oder im Gästebuch des Sicherheitsdienstes niedergeschrieben sein.

Daimler-Chefdesigner Gorden Wagener steht im lässigen Outfit auf der Bühne einer Villa umsäumt von Pinien. Blaue Chinos, dunkle Slipper, dazu das Hemd über der Hose und einen Pulli drüber; schließlich ist es abends kühl in Pebble Beach. Der gebürtige Essener wohnt seit Jahren in Kalifornien und pendelt zum Arbeiten ins Daimler-Designcenter nach Sindelfingen. Mit lockerer Rede enthüllt er das Maybach 6 Cabriolet, eine 5,70 Meter lange Sonnenterasse, die in Opulenz und Eleganz ihresgleichen sucht. 750 PS, 250 km/h schnell und elektrisch angetrieben. Niemand fragt sich, was dieses Luxuscabrio kosten würde – allein die Frage, ob der Wagen kommt, beschäftigt die Anwesenden.

Einen Tag zuvor hat BMW-Chefdesigner Adrian van Hooydonk nur 500 Meter entfernt auf dem Putting Green des traditionsreichen Golfkurses von Pebble Beach den neuen BMW Z4 vorgestellt. Ebenso wie der Maybach 6 erst einmal nur eine Studie, doch eben eine, bei dem es um Luxus, Sportlichkeit, Emotionen und die Freude am Auto geht.

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Mercedes und BMW zeigen ihre Showcars nicht mehr auf der IAA

Beide Autos hätte man guten Gewissens auch auf der Frankfurter IAA enthüllen können. Doch wenn es um automobile Augenschmeichler geht, dann sind die angestaubten Automessen längst der falsche Weg – mehr denn je in Deutschland. Die Monterey Autoweek ist längst die spektakulärste Autoshow des Jahres. Eine Messe der völlig anderen Art ohne muffige Hallen, langweilige Pressekonferenzen und stundenlanges Teppichtreten. Kritische Fragen gibt es hier nicht einmal am Rande, weil Dieselskandal, Fahrverbote und Deutsche Umwelthilfe (DUH) tausende Kilometer weit entfernt liegen.

Hier rund um Monterey muss man selbst kalifornische Elektro-Bestseller aus dem Hause Tesla mit der Lupe suchen und wenn es ein Plug-In-Hybrid ist, dann handelt es sich um einen Ferrari LaFerrari oder den Porsche 918 Spyder, den man sich am Abend bei einer der exklusiven Versteigerung von RM Auctions, Goodings oder Bonhams für zwei Millionen Euro einfach einmal gegönnt hat.

Dabei täte man den zahllosen Veranstaltungen der Monterey Autoweek Unrecht, würde man sie allein als Luxusevent abtun. In der dritten Augustwoche kommen Jahr für Jahr zehntausende von Autofans nach Monterey, um ihrer Leidenschaft zu frönen. Nirgends gibt es spektakulärere Modelle von Mercedes, BMW oder Audi zu sehen, wie bei „Legends of the Autobahn“. Die Fans kommen aus den ganzen USA und zeigen seltene Einzelstücke, automobile Familienmitglieder und Designikonen aus deutschen Landen.

Porsche, ehemals ebenfalls bei den Legenden am Start, hat sich mittlerweile eine eigene Markenplattform gesucht – und damit keinen Gefallen getan. Fans italienischer Sportwagen feiern etwas exklusiver beim „Concorso Italiano“. Lust auf Autos haben hier alle – Alter und Zustand spielen keine Rolle. Weder bei den Autos, noch bei den Besuchern.


650 Dollar für eine Eintrittskarte

Der heruntergerockte Zwillingsbruder von Fluch-der-Karibik-Pirat Jack Sparrow klettert auf seinen zusammengeschusterten VW Bulli und brüllt im Stadtpark von Seaside abfällig Leute an. Kameras klicken und das Publikum jubelt dem selbsternannten Autopiraten zu. Der verrostete VW Bulli und sein Dachdarsteller haben so nichts gemein mit der gelben Konzeptstudie, die fast zeitgleich drei Meilen südwestlich auf der Rampe hinter VW-Markenvorstand Herbert Diess steht. Diess verkündet Lichtjahre vom dieselgeschüttelten Wolfsburg entfernt die Serienproduktion des VW I.D. Buzz – rein elektrisch schafft der Bus der Neuzeit mit seinem fast 400 PS starken Elektroantrieb bis zu 500 Kilometer. Marktstart leider erst 2022. Die Verkündigung hier passt schon deshalb, weil der Bulli an der Pazifikküste nicht nur bei den Surfern Kultstatus hat.

Herbert Diess wird vom selbsternannten Jack Sparrow nicht viel mitbekommen, doch den „Concours d’Lemons“ kennt auch er. Hier stehen dicht an dicht Modelle wie der gelbe AMC Gremlin von John Johnston. „Ich fahre mit dem 74er-Gremlin jeden Tag“, so Johnston, „der ist so hässlich. Schöner geht es doch nicht.“

Die Freude am Auto in zwei Welten

Der Concours d’Lemons zeigt die andere Seite der Monterey Autoweek. Während die Eintrittskarte bei „The Quail – a Motorsports Gathering“, 650 Dollar kostet und Wartelisten existieren, um im Umfeld von exklusiven Studien, Serienmodellen und Klassikern Champagner zu schlürfen und am Kaviar zu nuckeln, geht es in bei den Lemons von Seaside hemdsärmeliger zu. Hier präsentieren Autofans von der Westküste ihre Schrottkisten, die sie jeden Tag begleiten. Wo sonst bekommt man einen 1958er King Midget, ein grell gelben Edsel Bermuda oder einen verrosteten Ford Ranchero von 1974 zu sehen?

Wer nicht auf die Serienumsetzungen von BMW Z4 oder Maybach Cabriolet 6 warten mag, der wird problemlos bei den zahllosen Luxusversteigerungen von RM Sotheby’s Auctions, Bonhams oder Goodings fündig. Der Star in diesem Jahr: der Aston Martin DBR1 von 1959, der für die gigantische Summe von 20,5 Millionen Dollar zuzüglich Nebenkosten einen neuen Besitzer fand. Oder darf es ein 2,5 Millionen Dollar teurer BMW 507 oder ein Mercedes 300 SL Flügeltürer für gerade einmal 1,5 Millionen sein?

Im Trend sind jedoch jüngere Sportwagen der 70er, 80er und frühen 90er Jahre. Vorkriegsmodelle und ehemalige Selbstläufer aus den 50er und 60er Jahren von Ferrari, Aston Martin, Lancia oder Porsche werden auch hier nicht mehr automatisch zu Millionenpreisen durchgewunken.

Allen Veranstaltungen gemein ist entspannte Lässigkeit und das souveräne Selbstverständnis, mit der sich alles um das Thema Auto dreht. Hier wird mit Strohhut, dunklem Sportsakko und Loafer flaniert, während es ein paar hundert Meter weiter mit altem T-Shirt, kurzer Hose und Flip-Flops auf der Ladefläche von Pick-ups gefeiert wird. Potenzielle Luxuskunden schauen sich hinter verschlossenen Türen in Pebble Beach derweil traumhaft konfigurierte Einzelstücke und Modelle an, die erst in ein paar Monaten auf den Straßen rollen.