So wollen Supermärkte zum Klimaschutz beitragen
Lidl und Kaufland, die beide zur Schwarz Gruppe gehören, haben diese Woche ehrgeizige Klimaschutzziele für die beiden Supermarktketten formuliert.
Es sind nur einige von derzeit vielen spürbaren Folgen des Klimawandels: Die Rekordtemperaturen und Hitzewellen in den USA, Kanada und Skandinavien. Oder die heftigen Unwetter und Überflutungen in Deutschland.
Solche Extremwetterereignisse werden häufiger und heftiger, sollte das vom Weltklimarat formulierte 1,5-Grad-Ziel nicht eingehalten werden. Darin geht es um den mittleren globalen Temperaturanstieg bis zum Ende des Jahrhunderts, verglichen mit 1850. Aktuell ist es allerdings sehr wahrscheinlich, dass bei gegenwärtiger Politik dieses Ziel verfehlt wird – und nicht einmal knapp.
Ganze Branchen müssen umdenken
Deshalb ist es zentral, die Emission von klimaschädlichen Treibhausgasen schneller und umfangreicher zu senken. Was nur erreicht werden kann, wenn nicht nur die Bevölkerung bei Konsum-Entscheidungen, Flugreisen oder Autokauf beispielsweise, häufiger Folgen für das Klima mitdenkt.
Lesen Sie auch: Wetterdienst warnt vor schweren Unwettern bis Donnerstag
Sondern, dass ganze Sektoren und Branchen umdenken. Dazu gehört auch die Lebensmittelbranche. Einerseits, indem das Sortiment angepasst wird und einen nachhaltigen Konsum gesellschaftsweit ermöglicht – etwa mit Fleischalternativen und mehr Bioprodukten. Andererseits, indem sämtliche Geschäftsbereiche wie Stromverbrauch, Lieferketten, Dienstwagen, Logistik oder anfallende Betriebsabfälle klimaschonender ausgerichtet werden.
Ambitionierte Ziele
Dazu ist die Schwarz Gruppe im vergangenen August, dazu gehören die beiden Supermarktketten Lidl und Kaufland, der sogenannten „Science Based Targets Initiative“ beigetreten. Diese berät Unternehmen auf Basis aktueller Klimaforschung, um gemeinsam festzusetzen, „wie viel und wie schnell sie Treibhausgasemissionen senken müssen, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern“.
Ein knappes Jahr später hat die Schwarz Gruppe, das größte Einzelhandelsunternehmen Europas, diese Woche ihre „internationale Klimastrategie“ verkündet. Das Ziel: „Ein messbarer Beitrag zur Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius“. Um das zu erreichen, will die gesamte Gruppe, ihre betriebsbedingten Treibhausgasemissionen im Vergleich zum Jahr 2019 um 55 Prozent senken – und das in den kommenden neun Jahren. Bei den beiden Supermärkten sollen es sogar 80 Prozent Einsparungen werden.
#Lidl will im Rahmen der #Klimastrategie der Schwarz Gruppe seine betriebsbedingten Treibhausgasemissionen bis 2030 um 80 Prozent reduzieren. Mit diesem #Klimaziel, orientiert an der Methodik der @sciencetargets, unterstützt Lidl das Pariser Klimaabkommen https://t.co/vbDRYhojDm
— Lidl in Deutschland (@lidl) July 13, 2021
Und auch die Liefer-Unternehmen, die für 78 Prozent der produktbezogenen Emissionen verantwortlich sind, werden von der Schwarz Gruppe „angehalten, in den kommenden fünf Jahren selbst ein Klimaziel nach den Kriterien der Science Based Targets Initiative zu definieren“.
Große Einsparpotenziale
Wie die Website Watson berichtet, folgen die beiden Supermärkte damit dem Vorbild des Konkurrenten Aldi, dessen Zweigunternehmen Aldi Süd ebenfalls Teil der Initiative ist und bereits bis 2025 die „absoluten operativen Emissionen“ um 25 Prozent senken will.
Welchen Beitrag die Supermärkte leisten können, zeigt der Nachhaltigkeitsbericht der Schwarz Gruppe, der erstmals im vergangenen Jahr für die beiden Geschäftsjahre 2018 und 2019 erschienen ist.
Darin sind zentrale Kennzahlen aufgeführt, wie der Stromverbrauch: Der wird für 2019 bei der gesamten Schwarz Gruppe mit über 7,5 Millionen Megawattstunden angegeben. Zum Vergleich: Deutsche verbrauchen Pro-Kopf rund sieben Megawattstunden Strom jährlich. Insgesamt verbraucht die Schwarz Gruppe also in etwa so viel Strom wie 1,1 Millionen Deutsche. Gerade Mal ein Drittel stammt aus erneuerbaren Quellen. Auch die Treibhausgas-Emissionen sind aufgeschlüsselt. Diese lagen „Brutto“, also im gesamten Geschäftsbereich, bei knapp sechs Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 2019.
Im Video: Gletscher weggeschmolzen: Höchstes Skigebiet der Welt ohne Schnee