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Signa Holding beantragt Insolvenz - Geldsuche gescheitert

(Bloomberg) -- Signa Holding, die zentrale Gesellschaft im Handels- und Immobilien-Imperium von René Benko, beantragt Insolvenz. Alle Versuche, in letzter Minute noch im Nahen Osten und bei Hedgefonds Liquidität aufzubringen, sind letztlich gescheitert. Die europäische Immobilienkrise fordert ihr bisher größtes Opfer.

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Es ist nicht die erste Insolvenz im Signa-Universum, aber doch ein herber Rückschlag für den Schulabbrecher und Selfmade-Milliardär, der sein Portfolio von Trophäen-Immobilien gerne mit dem des Vatikans und der englischen Krone verglich. Diesmal geht es nicht um Randaktivitäten, sondern um das Kernstück seiner Gruppe, die insgesamt über ein Vermögen von geschätzten 23 Milliarden Euro verfügt hat.

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Die Geschäftsführung der Signa Holding erklärte, sie stelle den Antrag am Mittwoch beim Handelsgericht Wien mit dem Ziel, eine Sanierung in Eigenverwaltung durchzuführen.

“Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden”, heißt es in der Mitteilung.

Das Handelsgericht Wien ernannte den Rechtsanwalt Christof Stapf zum Insolvenzverwalter und berief eine erste Gläubigerversammlung für den 19. Dezember ein.

Benko hatte in den letzten zwei Jahrzehnten ein Milliardenvermögen mit Immobilien wie den Luxuskaufhäusern KaDeWe und Selfridges, dem Art-Déco-Wahrzeichen Chrysler Building in Manhattan oder dem legendären Hotel Bauer Palazzo in Venedig — aber auch Kaufhausketten wie Galeria Karstadt Kaufhof aufgebaut. Steigende Zinsen, fallende Bewertungen sowie strukturelle Änderungen bei Gewerbeimmobilien haben ihn in den letzten Monaten jedoch zusehends in die Enge getrieben.

Die Signa Holding kontrolliert — auch über weitere Zwischengesellschaften — die Edel-Sparte Signa Prime, der die wertvollsten Projekte und Gebäude gehören, den kleineren Bauträger Signa Development, sowie weitere Firmen wie die Handelssparte Signa Retail. Eine Tochter der Signa Prime hat bereits am Freitag in Berlin Insolvenz angemeldet, der Online-Sporthändler Signa Sports United schon im letzen Monat.

Unter Aufsicht eines Insolvenzverwalters kann das Management der Signa Holding weiter in gewissem Umfang die Geschäfte selbst führen. Am Ende muss ein Sanierungsplan stehen, der es ermöglicht, binnen zwei Jahren mindestens 30% der Forderungen zu begleichen, und der die Zustimmung einer Mehrheit der Gläubiger gewinnt.

“Manager wollen die Eigenverwaltung, auch weil es nach außen hin besser klingt”, sagt Dragica Banovic, Insolvenzanwältin bei der Kanzlei hww in Frankfurt. “Das Verfahren ist aber immer noch ein Insolvenzverfahren.”

Laut dem Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) sind von dem Insolvenzverfahren Verbindlichkeiten in Höhe von 5 Milliarden Euro betroffen. Die Aktiva haben laut Angaben der Signa Holding einen Buchwert von 2,8 Milliarden Euro, so der AKV.

Benko hatte auch in den letzten zwei Jahren, als einige Immobilienfirmen schon anfingen, einen Gang zurückzuschalten, immer noch einen draufgesetzt. In London kaufte er gemeinsam mit dem thailändischen Konzern Central Group für rund 4 Milliarden Pfund (4,6 Milliarden Euro) den Luxustempel Selfridges. In Hamburg erhielt er die Baugenehmigung für den auf fast eine Milliarde Euro budgetierten Elbtower.

Die undurchsichtige und verschachtelte Struktur seiner Gruppe hat die Bemühungen um Not-Liquidität in den letzten Wochen nicht einfacher gemacht, wie informierte Kreise berichten. Unter den Investoren, bei denen Benko in den letzten Wochen versuchte, bis zu 600 Millionen Euro aufzutreiben, waren die Staatsfonds des Emirats Abu Dhabi (Mubadala Investment) und des Königreichs Saudi-Arabien (Public Investment Fund), sowie zwei Spezialfonds für in Schwierigkeiten geratene Firmen, Attestor Capital und Elliott Investment Management. Doch die Komplexität der Gruppe und der enge Zeitrahmen für einen Abschluss waren zu große Hindernisse.

Die Folgen der Insolvenz werden der gebeutelten europäischen Gewerbeimmobilienbranche einen weiteren Schlag versetzen. Mögliche Notverkäufe könnten die Bewertungen auch anderer Liegenschaften noch weiter nach unten drücken.

Die potenzielle finanzielle Ansteckung könnte sich aber in Grenzen halten. Das größte Engagement bei Signa sind Bankkredite für Akquisitionen und Entwicklungsprojekte wie den Elbtower. Diese Kredite sind häufig durch die Immobilie gesichert, was bedeutet, dass die Institute gute Chancen haben, die Verluste zu begrenzen. Die EZB war in den letzten Monaten bereits hinter den Banken her, um ausreichende Vorsorgen und realistische Bewertungen der Sicherheiten anzumahnen, wie Bloomberg berichtet hat.

Die Implosion der Signa-Gruppe hinterlässt eine Spur der Unsicherheit. In Deutschland wurden die Bauarbeiten am Elbtower und an anderen Standorten gestoppt, und in Dutzenden von Städten stehen die Galeria-Kaufhäuser von Signa vor der Schließung, was gähnende Lücken in den Innenstädten hinterlässt.

Allein in Österreich sind laut der Gläubigervertretung Kreditschutzverband von 1870 rund 390 Unternehmen mit der Signa verbunden, die meisten von ihnen Projektgesellschaften. “Aus heutiger Sicht ist es seriös nicht einschätzbar, ob weitere Gesellschaften der Signa-Gruppe einen Insolvenzantrag stellen werden und es zu einem Dominoeffekt kommen wird”, so Karl-Heinz Götze, Leiter Insolvenz des Verbands.

Bei Signa Development haben die Inhaber der einzigen börsennotierten Anleihe der Gruppe geprüft, ob gegen die Anleihebedingungen verstoßen wurde, nachdem bekannt wurde, dass andere Signa-Unternehmen ihr Hunderte von Millionen Euro schulden. Fitch Ratings erklärte damals, dass sich die Development besser vom Rest der Gruppe hätte abgrenzen müssen.

Die 300-Millionen-Euro-Anleihe mit Fälligkeit im Jahr 2026 wurden laut Bloomberg-Preisdaten mit 9,8 Cents pro Euro indiziert. Noch vor einem Monat notierten sie bei rund 67 Cent.

Die Central Group könnte noch eine Schlüsselrolle in dem weiteren Verfahren bekommen. Der Handelskonzern hat sich bereits die Kontrolle über die Betreibergesellschaft von Selfridges gesichert, indem er Anfang des Monats ein Darlehen in Eigenkapital umgewandelt hat. Er ist zusammen mit Signa Miteigentümer der Schweizer Globus-Kette und des Berliner KaDeWe und hat erklärt, er sei “fest entschlossen”, die Geschäfte “unabhängig von der finanziellen Situation ihrer Partner zu sichern und zu unterstützen”.

Überschrift des Artikels im Original:Signa Holding to File For Restructuring in Self-Administration

--Mit Hilfe von Karin Matussek.

(Ergänzt um Gerichtsmitteilung, Kommentar eines Anwalts und Anleihekurs)

©2023 Bloomberg L.P.