Banken wollen Geldautomaten in Bunker unterbringen
Kriminelle sprengen Geldautomaten immer häufiger mit Festsprengstoff. Dabei entsteht oft ein großer materieller Schaden. Daher setzen die Banken auf ein neues Sicherheitskonzept: freistehende Pavillons.
Wenn Bankräuber bei der Ausübung ihres Handwerks einen Geldautomaten sprengen, geht das selten ohne Kollateralschäden einher. Peng – und dahin ist nicht nur der Automat, auch das Gebäude ist in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Kosten können in die Hunderttausende gehen. Aus diesem Grund wollen Banken auf ein neues Sicherheitskonzept setzen. Ihre Automaten sollen in "freistehenden Pavillons", in einer Art Bunker also, untergebracht werden, wie die Versicherungsgesellschaft R+V-Versicherung am Mittwoch mitgeteilt hat.
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Mit der neuen Schutzvorkehrung passen sich Geldinstitute an die gewandelten Methoden der Bankräuber an. Früher benutzten die Kriminellen bei Sprengungen von Geldautomaten überwiegend Gas. Doch seit dem die Banken Mittel verwenden, die das Gas neutralisieren oder die Explosion verhindern, haben sie sich auf Sprengstoff verlegt. Das Problem dabei: Durch die Wucht der Explosion entsteht am Gebäude ein Schaden, der sich laut Frank Lohmeier, Risikoberater der R+V-Versicherung, "schnell auf einige 100.000 Euro belaufen" könne. Oft sei das mehr, als die Diebe an Geld erbeuteten.
Bunker für die Geldautomaten
Deshalb haben R+V Versicherung und das Unternehmen Veloform ein neues "technisches Sicherheitskonzept" entwickelt, erklärt die Versicherungsgesellschaft. Die Lösung sind Pavillons, die frei und also außerhalb des Bankgebäudes stehen und auch Explosionen mit Festsprengstoff vereiteln sollen. Die ringförmigen Minibunker bestehen aus bis zu 15 Zentimeter dickem Stahlbeton und wiegen zehn Tonnen. Der Geldautomat ist im Innern der Anlage untergebracht, Tastatur und Geldausgabe erreichen die Kunden über eine Art Fenster.
Die Pavillons hat Veloform nicht von Grund auf neu entwickelt. Ihren Ursprung haben die Anlagen laut R+V im Veranstaltungsbereich. Bei Festivals hätten sie als "Kassenhäuschen" gedient, bei Messen als Ausstellungsräume. Der Hersteller habe die Pavillons so "weiterentwickelt", dass die Geldautomaten "optimal geschützt" seien.
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"Das Material ist ähnlich wie bei einem Bunker – mit herkömmlichen Sprengmitteln erreicht man da gar nichts", erklärt Anselm Franz, Geschäftsführer von Veloform. Das Unternehmen stellt eigenen Angaben zufolge "mobile Raumsysteme" her, zu seinen Kunden gehören Banken, Hotels und Veranstalter.
Erster Sprengversuch gescheitert
Mit den Geldautomaten-Bunkern wollen R+V und Veloform schon eine positive Erfahrung gesammelt haben. Ein erster Sprengversuch von Kriminellen sei gescheitert, heißt es. "In dem Beton war kein einziger Riss", sagt Veloform-Geschäftsführer Franz. Das Geld ist also sicher, was aber ist mit den Kollateralschäden? Auch hier geben die Entwickler Entwarnung.
Dadurch, dass die Pavillons auf freistehenden Plätzen mit ausreichend Sicherheitsabstand zu umliegenden Häusern aufgestellt werden sollen, sei "die Gefahr für Anwohner und Bankgebäude gebannt", so Lohmeier.
Die Banken sind von dem Konzept angeblich überzeugt. Das Interesse sei groß, heißt es. "Wir werden derzeit von Anfragen geradezu überrannt", erklärt Franz.
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