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Saudis, Anwälte, Blumenhändler - wo Signa in der Kreide steht

(Bloomberg) -- Der Insolvenzantrag der Signa Holding gibt einen gewissen Einblick in die verwirrenden Strukturen des Immobilien- und Einzelhandelsimperium von René Benko. Er wirft dabei mindestens ebenso viele Fragen auf, wie er beantwortet.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Die 75-seitige Unterlage, die Bloomberg einsehen konnte, enthält unter anderem eine vorläufige Liste von Gläubigern, zu denen Banken und Sparkassen ebenso gehören wie der Staatsfonds Saudi-Arabiens, privates Sicherheitspersonal und die Berliner Anwaltskanzlei Schertz Bergmann, die Signa in Streitigkeiten mit Medien vertreten hat.

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Der Antrag beziffert die Verbindlichkeiten im Zerschlagungsszenario mit 5,3 Milliarden Euro, den Liquidationswert aber nur mit 314 Millionen Euro. Wichtige Fragen bleiben aber völlig unklar, zum Beispiel ein ominöser Posten “weitere, (noch) nicht bilanziell erfasste Verbindlichkeiten”, der ein Drittel dieser Schulden ausmacht.

Ungewissheit herrscht weiterhin über die genauen Vorstellungen der Signa für die Sanierung in Eigenverwaltung, die sie beantragt hat. Der gerichtlich bestellte Insolvenzverwalter wird seine erste Analyse auf einer Gläubigerversammlung am 19. Dezember vorstellen.

Signa reagierte nicht auf Anfragen von Bloomberg.

Wer sind die Gläubiger der Signa Holding?

Es sind viele: 273, von denen einige miteinander verflochten sind. Einige sind bemerkenswert und werfen ein Licht auf Benkos Unternehmensführung.

Eine Gruppe sind die Finanzinstitutionen, darunter etwa der saudische Staatsfonds Public Investment Fund, das Schweizer Bankhaus Julius Bär, die Erste Group Bank aus Österreich, internationale Banken wie BNP Paribas und ABN Amro, aber auch deutsche Sparkassen.

Ebenfalls als Gläubiger aufgeführt sind andere Signa-Firmen wie die großen Immobiliensparten Signa Prime und Signa Development, die ebenfalls insolventen Handelssparten Signa Retail Selection und Signa Sports United. Auch Aktionäre und Gesellschafter von Signa-Firmen tauchen auf, wie die RAG Stiftung oder Madison International Realty, die beide Anteile an Signa Prime halten.

Zu den Gläubigern gehören aber auch Reinigungsfirmen, Privatjet- und Hubschraubercharter-Anbieter sowie Restaurants in Wien und Pensionen im Tiroler Bergdorf Alpbach. Verbindlichkeiten gibt es auch gegenüber Gärtnern, Hofläden und Förstern.

Wie ist es soweit gekommen?

Die Signa Holding schildert im Insolvenzantrag ausführlich ihre Finanzprobleme. Die Corona-Pandemie, Probleme in der Lieferkette und geringere Konsumneigung der Verbraucher hätten demnach den Investitionen im Einzelhandelsbereich zugesetzt.

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Auf der Immobilienseite verweist das Unternehmen auf steigende Zinsen sowie höhere Lohn- und Materialkosten. Die Prüfung der Gläubigerbanken durch die Europäische Zentralbank habe zudem deren Bereitschaft beinträchtigt, neue Kredite zu gewähren.

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Sie habe nicht genügend Finanzmittel beschaffen können, um den kurzfristigen Bedarf zu decken, so dass ein Insolvenzantrag notwendig geworden sei, schreibt Signa Holding.

Woher kamen die Schulden?

Das im Antrag ausgeführte “Zerschlagungsszenario” würde zu Verbindlichkeiten in Höhe von rund 5,3 Milliarden Euro führen. Große Posten sind dabei Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen und Unternehmen mit Beteiligungsverhältnis, sowie Haftungen und Garantien, die möglicherweise für andere Signa-Unternehmen gegeben wurden.

Der größte Posten ist aber eine Zeile namens “weitere, (noch) nicht bilanziell erfasste Verbindlichkeiten”, die sich auf insgesamt 1,8 Milliarden Euro beläuft und gemäß dem Zahlenwerk nur im Liquidationsfall entsteht. Weitere Erklärungen werden dazu nicht gegeben.

Die Signa Holding oorganisierte in der Regel Kapitalerhöhungen bei den Sparten Prime und Development. Häufig zeichnete die Signa Holding alle neuen Aktien, bevor sie sie an externe Investoren weiterverkaufte. Diese wiederum erwarben häufig auch die Option auf den Rückverkauf ihres Anteils. Ein Investor, Roland Berger, hat diese Option bereits ausgeübt.

Wie geht es weiter?

Im Rahmen des Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung muss die Signa Holding den Gläubigern innerhalb von 90 Tagen nach Antragstellung einen Plan zur Genehmigung vorlegen, wie innerhalb von zwei Jahren 30% der Verbindlichkeiten zurückgezahlt werden können.

Währenddessen versucht die Signa Holding laut dem Insolvenzantrag weiterhin, frische Mittel zu beschaffen. Ungewiss ist, ob Signa Prime und Signa Development, denen die größten Vermögenswerte der Gruppe gehören, einen Insolvenzantrag vermeiden können.

Um Liquidität zu beschaffen, muss Signa den Verkauf von Anteilen an Tochterunternehmen in Betracht ziehen. Die Trophäen im Luxusbereich der Signa Prime dürften dabei am einfachsten zu verkaufen sein. Unklar ist jedoch, in welchem Ausmaß sie beliehen sind.

Inzwischen haben weitere Signa-Firmen Insolvenz angemeldet. Dazu gehören zwei Signa-Finanzdienstleistungsunternehmen in Deutschland und der Schweiz, die Fondstransaktionen für die Gruppe verwalteten.

Überschrift des Artikels im Original:Signa’s Insolvency Yields Long List of Creditors and Questions

©2023 Bloomberg L.P.