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Sabina Jeschke übernimmt bei der Deutschen Bahn einen brisanten Job

Die derzeitige Digitalvorständin wird oberste Chefin der „Fahrzeuginstandhaltung“. Damit trägt Jeschke die Verantwortung für tausende Eisenbahner.

Sabina Jeschke hat es nicht einfach, durchzudringen. Dabei ist die gebürtige Schwedin schon zwei Jahre Vorständin bei der Deutschen Bahn. Im Rampenlicht stehen aber CEO Richard Lutz und sein heimlicher Co-Chef Ronald Pofalla.

Mal geht es um die milliardenteure Sanierung des maroden Schienennetzes. Mal, wie zuletzt, um den Machtkampf mit Finanzchef Alexander Doll, der seinen Posten räumte. Es seien „keine guten Wochen“ gewesen, räumte Lutz im Interview mit der „Bild am Sonntag“ ein. Man wolle jetzt nach vorn schauen, konzentriere sich auf „eine bessere Bahn“.

Daran wird auch Jeschke entscheidenden Anteil haben. Die Maschinenbau-Professorin und KI-Expertin, bisher für die Themen Digitalisierung und Technik verantwortlich, übernimmt ab Januar zusätzlich ein Kernressort, das für die Pünktlichkeitsziele der Bahn entscheidend ist: Sie wird oberste Chefin der „Fahrzeuginstandhaltung“. Und trägt damit Verantwortung für 7500 Eisenbahner in zwölf Werken.

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Dort wird die wachsende ICE-Flotte fahrbereit gehalten, werden altersschwache ICs runderneuert und Regionalzüge generalüberholt. Und wenn in diesen Werken etwas nicht funktioniert, wenn Ersatzteile fehlen oder der Personaleinsatz schlecht geplant ist, dann hat das gravierende Auswirkung. Die ärgerliche Bahnsteiganzeige „Zug fällt aus“ geht damit künftig auch auf Jeschkes Kappe.

Ein brisanter Job für die 51-Jährige. Im Sommer kursierten Zahlen, dass die Hälfte aller ICEs zeitweise mit Mängeln aus den Werkstätten kommt. Das sind oft Kleinigkeiten wie defektes WLAN. Doch häufig funktionieren auch Türen nicht, klemmen Einstiegsstufen. Der mangelhafte Zustand von Zügen ist neben Störungen durch Gleisbauarbeiten oder dem wachsenden Lokführermangel längst eines der Hauptärgernisse der Bahn.

Jeschkes Lieblingsthema ist eigentlich das Sortieren des Datenchaos bei der Bahn. Ihr Ziel ist es, durch das intelligente Verknüpfen der Informationen den Verkehr auf der Schiene besser zu koordinieren, aber auch Fahrgäste präziser zu informieren. Bei einem Konzern mit 40 Milliarden Euro Umsatz, 300.000 Mitarbeitern und Hunderten Tochtergesellschaften eine Sisyphosaufgabe. Da stellen sich Erfolge so schnell nicht ein.

Jeschke lässt sich nicht von Niederlagen erschüttern

Wenn dann auch noch der TV-taugliche Auskunftsroboter „Semmi“ ausgerechnet bei der Medienpräsentation seinen Dienst versagt, ist das schon peinlich. Schließlich soll „Semmi“ ab 2021 auf vielen Bahnhöfen ratlosen Fahrgästen Rede und Antwort stehen.

Jeschke ist nicht der Typ, der sich von solchen Niederlagen erschüttern ließe. Unbeirrt trägt die Physikerin ihre Sache vor, feilt an einer Digitalisierungsstrategie für den Konzern – während sich ihre bislang ausschließlich männlichen Kollegen im Vorstand mehr oder weniger erfolgreich mit den Tücken des Betriebsalltags herumschlagen. Jetzt wird auch Jeschke dabei eine wichtige Rolle spielen. Versagen die Werkstätten, versagt die Bahn.

Jeschke ist Teil eines größeren Umbaus im Vorstand. Im Zentrum steht die Erweiterung auf sieben Mitglieder. Mit Sigrid Nikutta, derzeit Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe BVG, erhält die Digitalvorständin eine weibliche Mitstreiterin. Nikutta übernimmt zum Jahresbeginn das neu geschaffene Ressort Güterverkehr. Auf die 50-jährige BVG-Chefin wartet ein harter Sanierungsjob.

Ein Posten bleibt allerdings vorerst verwaist: CFO Doll hat sein Büro geräumt. Bahn-Chef Lutz muss sich vorübergehend wieder um die Bahn-Finanzen kümmern. Ideal wäre es, jetzt eine Frau für diese Aufgabe zu finden, heißt es im Unternehmen. Das wird aber dauern. Denn der Bahn-Aufsichtsrat hatte keinen Plan B, als er Doll hinausdrängte.

Jeschke hat sich schon vor Monaten indirekt für ihren neuen Job empfohlen. Da stellte sie von der Bahn optimierte 3D-Drucker vor. Die können schwere betriebsrelevante Metallteile schnell herstellen, warb Jeschke. Züge könnten dann „zügig wieder auf die Strecke“.

Genau dafür ist sie nun verantwortlich. Sollte sie das meistern, so glauben Bahn-Führungskräfte, „kann sie noch alles werden“.