Polizei Mittelfranken entschuldigt sich für unpassenden Tweet
Die Polizei Mittelfranken hat auf Twitter und Facebook das Foto eines Plastiksacks voller Pfandflaschen veröffentlicht und dazu eine Schätzfrage gestellt: Wie viele Flaschen könnten in dem Sack sein? Das Problem: Die Flaschen hatte zuvor ein Obdachloser geklaut.
Wie positive Außendarstellung behördlicher Arbeit in sozialen Medien nicht geht, hat die Polizei Mittelfranken am Montag vorgemacht. Auf ihren Twitter- und Facebook-Seiten hat sie ein Foto veröffentlicht und Fans und Follower*innen eine Schätzfrage gestellt. Das Foto zeigte laut Deutsche Presseagentur – die Beiträge wurden mittlerweile von der Polizei gelöscht und sind nicht mehr einsehbar – einen großen Plastiksack mit Pfandflaschen.
Obdachloser hat die Pfandflaschen geklaut
Das Problem: Die Pfandflaschen wurden geklaut und bei einem Obdachlosen gefunden. Der hatte zudem einen Wohnwagen aufgebrochen und darin übernachtet. Doch dieser Hintergrund hielt die Polizei Mittelfranken nicht ab, zu fragen: Wie viele Pfandflaschen könnten in dem Sack sein?
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Auf Facebook sind noch zahlreiche Schätzungen und muntere Dialoge mit der Polizei zu finden. Da heißt es: “Mein Tipp 350!“ Worauf die Polizei antwortete: “Etwas niedriger noch, aber schon sehr gut!“ Im weiteren Verlauf schlagen einige eine Prämie für die richtige Antwort vor. Darauf die Polizei: “Es geht doch nicht darum, etwas zu gewinnen.“
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„Selbstverständlich ist die Not kein Spaß für uns“
Um was geht es dann eigentlich? Für einige Nutzer*innen ist das klar: “Aus dem Los eines Menschen, der eh schon übelst stigmatisiert und marginalisiert wird, ein ‘lustiges‘ Ratespiel zu machen ist wirklich wieder mal eine unsoziale und menschenverachtende Meisterleistung von euch. Und morgen wieder niedliche Tierrettungsaktionen, um das Image aufzubessern, wa'?!“
Oder: “Ziemlich daneben mit dem Elend eines Obdachlosen noch lustige Ratespiele zu veranstalten liebe Polizei Mittelfranken. Ganz ehrlich aber der Obdachlose ist vermutlich nicht zum Spaß eingebrochen oder hat sich mit Pfandflaschen versucht zu bereichern. Der Post ist ja mal total daneben!“
„Falsch verstanden wurde“ - „missverstanden wurde“ -
„Gefühle verletzt hat“
Solche Formulierungen schieben die „Schuld“ auf den Empfänger der Nachricht und sind für eine ehrliche Entschuldigung ungeeignet
Schickt den Praktikanten mal zum Medien Kompetenz Training bitte 🤦🏼♀️— Nat 🚂 🇵🇱🇱🇹🇱🇻🇪🇪🇫🇮🇳🇴🇸🇪🇩🇰 (@AnnNat) August 25, 2020
Die Polizei Mittelfranken hat die Empörung zwischenzeitlich bemerkt und nach Betrachtung der Kommentare reagiert, indem sie beide Beiträge löschte. Dazu schrieb sie: “Wir hatten nicht vor, Wohnungslose zu diskreditieren oder in anderer Form zu verunglimpfen. Selbstverständlich ist die Not dieser Menschen kein Spaß für uns.“
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Entschuldigung macht es nur schlimmer
Doch eine Entschuldigung macht nicht ungeschehen, was zuvor als richtig erachtet wurde. Auf Twitter heißt es in den Kommentaren: „”Falsch verstanden wurde‘ – ‘missverstanden wurde‘ – ‘Gefühle verletzt hat‘ – Solche Formulierungen schieben die ‘Schuld‘ auf den Empfänger der Nachricht.“ Oder: “Wenn die Not dieser Menschen kein Spaß für euch ist wieso macht ihr euch dann trotzdem drüber lustig?“
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