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Pharmabranche schöpft wieder Hoffnung – Novartis erhöht Prognose

Viele Pharmakonzerne waren mit verhaltenen Aussichten ins Jahr gestartet. Neue Therapien sorgen nun für Zuversicht – auch bei Novartis.

Nach soliden Zahlen im zweiten Quartal hat der Pharmariese Novartis seinen Ausblick für das Gesamtjahr weiter angehoben. Auch die neuen Gentherapie-Produkte sorgen für Zuversicht.

Der Schweizer Konzern setzt damit die Serie erhöhten Gewinnprognosen im Pharmasektor fort. Vor wenigen Tagen hatte bereits der US-Konzern Johnson & Johnson seine Umsatzerwartung leicht nach oben korrigiert. Die meisten Pharmakonzerne waren mit relativ verhaltenen Erwartungen ins Jahr gestartet, hatten aber bereits nach Ablauf des ersten Quartals auf breiter Front ihre Prognosen angehoben.

Ob sich dieser Trend in ähnlicher Form zur Jahresmitte fortsetzt, wird sich allerdings erst in den kommenden beiden Wochen zeigen. Dann legen die anderen Firmen der Branche ihre Halbjahreszahlen vor. Insgesamt hatte sich in den letzten Monaten angedeutet, dass die Neuentwicklungen der vergangenen Jahre höhere Umsätze liefern als zunächst erwartet und damit Patentabläufe und den wachsenden Preisdruck bei Altprodukten ausgleichen.

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Novartis geht jetzt für das Gesamtjahr von einem Umsatzanstieg um einen mittleren bis hohen einstelligen Prozentsatz aus und will das operative Kernergebnis um zehn bis 15 Prozent steigern. Grundlage für die Zuversicht ist auch bei dem Baseler Konzern vor allem die starke Performance einiger neuerer Produkte, darunter das Schuppenflechte-Medikament Cosentyx und das Herzmittel Entresto, die beide deutlich zweistellige Umsatzsteigerungen verbuchten.

Hochzufrieden zeigte sich Firmenchef Vasant Narasimhan zudem auch mit der Neuentwicklung Zolgensma, einer Gentherapie zur Behandlung der spinalen Muskelatrophie, einer gefährlichen Erbkrankheit, die bei Kleinkindern zu schweren Bewegungseinschränkungen führt.

Mit der Neuentwicklung, die im Mai eine erste Zulassung in den USA erhielt, sorgte Novartis für einiges Aufsehen, nicht zuletzt auch, weil man für die Behandlung mit der Gentherapie einen Listenpreis von 2,1 Millionen Dollar ansetzte. Das ist der mit Abstand höchste Preis, der bisher für ein Pharmaprodukt verlangt wird.

Das hat die Akzeptanz für das Produkt nach Aussage des Novartis-Chefs nicht beeinträchtigt. „Wir sind hochzufrieden mit der Markteinführung von Zolgensma. Sie verläuft nach Plan“, sagte Narasimhan jetzt in einer Telefonkonferenz zu den Halbjahreszahlen. „Das ist eine der erfolgreichsten Markteinführungen im Bereich seltener Krankheiten.“ Er nannte allerdings noch keine konkreten Umsätze oder Behandlungszahlen für das Produkt.

Rückstellung für US-Prozess

Zolgensma ist eines der Paradebeispiele für die stärkere Ausrichtung von Novartis auf hochinnovative und experimentelle Therapiekonzepte. Ein weiteres Beispiel dafür ist die Zell- und Gentherapie Kymriah gegen bestimmte Formen von Blutkrebs. Das im August 2017 erstmals zugelassene Produkt, konnte seinen Umsatz im zweiten Quartal auf 58 Millionen Dollar verdreifachen und hat jetzt erstmals auch in Japan eine Zulassung erhalten.

Insgesamt konnte der Baseler Konzern seinen Umsatz im fortzuführenden Geschäft im zweiten Quartal um vier Prozent auf 11,8 Milliarden Dollar steigern. Währungsbereinigt entsprach das nach Angaben des Unternehmens einem Plus von acht Prozent. Ähnlich stark war Novartis bereits im ersten Quartal gewachsen.

Im gesamten ersten Halbjahr legte der Konzern damit ebenfalls um währungsbereinigt acht Prozent auf knapp 23 Milliarden Dollar zu. Im Pharmageschäft dürfte der Konzern damit zur Zeit um zwei bis drei Prozentpunkte stärker wachsen als die Branche insgesamt.

Das operative Ergebnis verbesserte sich im zweiten Quartal währungsbereinigt um 17 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Dollar, bereinigt um Sondereffekte legte es nach Unternehmensangaben um 14 Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar zu.

Der Reingewinn lag dagegen mit 2,1 Milliarden Dollar um 71 Prozent unter dem Vorjahreswert von 7,7 Milliarden Dollar, der einen hohen Veräußerungsgewinn aus dem Verkauf der restlichen Anteile am Consumer-Health-Geschäft an Glaxo-Smithkline enthielt.

Für eine mögliche außergerichtlichen Einigung in einem US-Verfahren wegen Bestechungsvorwürfen stellt Novartis rund 700 Millionen Dollar zurück. Experten waren zuletzt von einer möglicherweise milliardenschweren Summe ausgegangen, die der Pharmakonzern zur Beilegung des Streits bezahlen könnte. „Wir sind in Vergleichsverhandlungen, um das Zivilverfahren zu Referentenprogrammen und Werbeveranstaltungen zwischen 2002 und 2011 beizulegen“, sagte Narsimhan.

Neuausrichtung des Generikageschäfts

Nicht mehr enthalten in den Zahlen von Novartis ist die Augenheilsparte Alcon, die der Baseler Konzern Anfang April als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht hat. Novartis präsentiert sich daher mit den jüngsten Quartalszahlen erstmals als reinrassiger Pharmakonzern.

Von der Diversifikationsstrategie des früheren Firmenchefs Daniel Vasella ist nur noch das Geschäft mit patentfreien Arzneien (Generika) unter dem Dach der Tochter Sandoz übriggeblieben. Hier arbeitet Narasimhan an einer Neuausrichtung, die unter auch den Verkauf eines Teils des US-Generikageschäfts umfasst.

Auch Sandoz entwickelte sich im zweiten Quartal besser als erwartet und konnte den Umsatz mit 2,4 Milliarden Dollar trotz negativer Währungseffekte und einem anhaltenden Preisverfall auf dem US-Markt knapp halten. Währungsbereinigt hat die Sparte drei Prozent zugelegt.

Bei den Aktionären des Konzerns kamen die Nachrichten von Novartis sehr gut an: Mit einem Plus von rund fünf Prozent führte die Aktie den Schweizer Leitindex SMI am Donnerstagmittag an. ZKB-Analyst Michael Nawrath nannte das Ergebnis „ausgezeichnet“. Der Konzern habe die Umsatzerwartungen übertroffen. Er warnt aber auch vor zu viel Euphorie: „Die drei neuen Therapie-Plattformen beleben mehr die Fantasie der Investoren, als dass sie sich schon in Zahlen ausdrücken ließen.“


Mit Agenturmaterial