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Nach Lehman: Das sind die nächsten Crash-Kandidaten

Am 15. September 2008 sorgte die Pleite der US-Großbank Lehman Brothers für die größte Finanzkrise der Nachkriegszeit. Die Folgen sind heute noch zu spüren. Die nächste Gefahr lauert bereits vor der Tür. Doch dieses Mal lässt sie sich nicht so einfach abwehren.

Lehman Brothers sorgten für eine der größten globalen Finanzkrisen aller Zeiten (Symbolbild: Getty Images)
Lehman Brothers sorgten für eine der größten globalen Finanzkrisen aller Zeiten (Symbolbild: Getty Images)

Millionen von Menschen verloren damals ihre Jobs, die Märkte gefroren, an der Wall Street herrschte Weltuntergangsstimmung: Toxische US-Immobilienpapiere brachten vor zehn Jahren erst die Lehman-Bank und dann die Börsen zum Einsturz. Lehman Brothers rissen nicht nur Großinvestoren, sondern auch viele Privatanleger mit sich in den Abgrund. Auch rund 50.000 Anleger aus Deutschland waren betroffen. Viele von ihnen hatten die Zertifikate der niederländischen Lehman-Tochterfirma gekauft.

Politik und Notenbanken versuchten mit vereinten Kräften, weitere Banken mit Hunderten Milliarden an Notfallkrediten aus Steuermitteln und drastischen Zinssenkungen zu retten. Rund 800 Milliarden Euro haben die sechs größten EU-Staaten und Amerika in den Monaten nach dem Lehman-Crash im September 2008 aufgewendet, um die Finanzbranche zu stützen und die Konjunktur zu bremsen. Nach Berechnungen der Finanzbranche entfielen auf die Vereinigten Staaten 471,5 Milliarden Euro, gefolgt von Großbritannien (129,2 Mrd.), den Niederlanden (80,4 Mrd.), Deutschland (74,3 Mrd.), Frankreich (30,0 Mrd.), Spanien (19,0 Mrd.) und Italien (10 Mrd.).

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“So verwundbar wie 2008”

Ein Jahrzehnt nach der Lehman-Pleite sind die globalen Finanzmärkte zwar sicherer. Das weltweite Finanzsystem sei heute allerdings mindestens “so verwundbar wie 2008 – wenn nicht noch mehr“, warnte Jean-Claude Trichet im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. Er ist der ehemalige Chef der Europäischen Zentralbank, ein Krisenhelfer der ersten Stunde. Wo genau die Gefahren lauern? “Das Wachstum der Verschuldung — vor allem der Privathaushalte — hat sich in den Industrieländern zwar verlangsamt.“ Doch das werde wettgemacht durch die Verschuldung der Schwellenländer.

10 Jahre nach Lehman: Das machen die Chefs von damals heute

Die Türkei kämpft mit der schwachen Lira, Argentinien mit dem Verfall des Pesos. Schon jetzt fallen auch die Währungen in den großen Schwellenländern Südafrika, Brasilien, Indien. Gigantische Hilfsprogramme, riesige Konjunkturpakete, der Brexit, der Handelsstreit mit den USA, all das prallt an der starken Wirtschaft Deutschlands ab. Die langsam steigenden Zinsen in den USA tragen ebenfalls ihren Teil bei, Investoren ziehen ihre Gelder aus diesen Ländern ab, um es stattdessen wieder in Dollar anzulegen.

Der griechische Premierminister Alexis Tsipras (Bild: AP)
Der griechische Premierminister Alexis Tsipras (Bild: AP)

Schuldenxzesse vieler Staaten bedrohen Finanzstabilität

In vielen Ländern, wie zum Beispiel in Griechenland, haben sich hohe Schuldenberge aufgetürmt. Das ist heute eine der größten Gefahren für die Finanzstabilität. Mit fast 290 Milliarden Euro musste Griechenland dreimal von den anderen Euro-Ländern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) gerettet werden. Die Schuldenlast liegt immer noch bei 180 Prozent der Wirtschaftsleistung. 40 Jahre lang wird Athen sparen müssen, um diese Schulden zu begleichen.

10 Jahre Lehman-Pleite: Kollaps mit Erschütterungen bis heute

Und auch Italien ist ein Problemfaktor: Schon jetzt muss das Land Investoren höhere Zinsen zahlen, um überhaupt Kredit zu bekommen. Dort beläuft sich der Schuldenstand auf 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Griechenland war ein enormer Kraftakt, doch wäre Italien, die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone, überhaupt noch zu retten? Der Euro-Rettungsschirm wird kaum groß genug dafür sein. Und ohne einen größeren eigenen Finanzpuffer sind die Banken für kommende Krisen nicht gerüstet. Eine globale Finanzpanik wäre die Folge.

“Weit schlimmer als das, was wir nach 2008 erlebt haben”

Ein weitaus größeres Problem: China. “Das ist ein Damoklesschwert, das über uns schwebt. In China ist die größte Blase der Weltwirtschaftsgeschichte entstanden. Und steigende Zinsen in den USA werden dafür sorgen, dass die platzt”, erklärt Dirk Müller, ehemaliger Makler an der Frankfurter Börse im Gespräch mit “n-tv.de”. Insgesamt würden die Schulden von Chinas Unternehmen 165 Prozent der Wirtschaftsleistung betragen – und viele von ihnen hätten auch noch Verluste erwirtschaftet, die sie mit immer neuen Krediten decken. Nur weil das 20 Jahre funktioniert hat, heiße das nicht, dass das immer so weitergehe.

Hätte das Platzen dieser Blase auch sofort Auswirkungen auf Deutschland? Ja, sagt Müller. Die Welt heute sei brutal globalisiert und vernetzt. Außerdem sei unsere Exportindustrie extrem abhängig vom chinesischen Markt – und wir abhängig von unserer Exportindustrie. In China hätten Investoren viel Geld gesteckt, das sie abschreiben müssen, wenn das Schneeballsystem in der Volksrepublik nicht mehr funktioniert. Müller erklärt: “Wenn China kippt, dann gibt es eine neue Weltwirtschaftskrise. Und die wird weit schlimmer als das, was wir nach 2008 erlebt haben.”