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Dem Linde-Chef gelingt es, die Investoren bei Laune zu halten

Der Amerikaner Steve Angel geht mit guten Nachrichten in sein wohl letztes Jahr als CEO des Konzerns. Das erfreut nicht nur die Anleger: Auch von Chairman Reitzle kommt Lob.

Der US-Amerikaner hat den weltgrößten Gasekonzern bislang stabil durch die Coronakrise geführt. Foto: dpa
Der US-Amerikaner hat den weltgrößten Gasekonzern bislang stabil durch die Coronakrise geführt. Foto: dpa

Ein Liebling der Investoren ist Steve Angel nun schon seit Längerem. Der Amerikaner hat Linde und Praxair vergleichsweise geräuschlos zum weltgrößten Gasekonzern verschmolzen – und zu einem der wertvollsten Dax-Mitglieder gemacht.

Auch in sein wohl letztes Jahr als Linde-CEO startete der 65-Jährige jetzt mit Nachrichten, die den Kapitalmärkten gefallen. Die Quartalsdividende wird um zehn Prozent auf 1,06 Dollar erhöht und soll auch in den kommenden Jahren weiter steigen. Die Erhöhung sei stärker ausgefallen als vom Markt erwartet, urteilte Commerzbank-Analyst Fabian Semon.

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Zudem verkündete Angel ein neues, bis zu fünf Milliarden Dollar schweres Aktienrückkaufprogramm. Man könne die Aktionäre belohnen, so Angel, weil auch nach Investitionen in Wachstumschancen und Dividendenzahlung noch Geld übrig sei. Der Lohn für Angel: Die Aktie legte am Dienstag zwischenzeitlich um knapp vier Prozent auf 210 Euro zu.

Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle drängte 2018 so massiv auf eine Fusion mit dem US-Konkurrenten, weil er unbedingt Praxair-Chef Angel als CEO des gemeinsamen Konzerns wollte.

Auf etwas längere Sicht hatte Reitzle, 71, damit auch schon seinen eigenen Nachfolger gefunden. Nach Einschätzung von Industriekreisen könnte Reitzle spätestens im Frühjahr 2022 den Posten des Chairmans der Linde plc – einer Art aktiver Aufsichtsratsvorsitzender – an Angel abgeben.

Als neuer Vorstandschef steht bereits Sanjiv Lamba bereit, der seit Jahresbeginn die Linde-Geschäfte als Chief Operating Officer verantwortet. „Das nächste Jahr wird für Lamba das entscheidende sein“, sagte Reitzle vor wenigen Wochen im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Doch noch ist Angel im Amt. Und bleibt auch für 2021 zuversichtlich. „Ich bin fest von der Widerstandskraft unseres integrierten Geschäftsmodells überzeugt, von der Stärke unseres Auftragsbestands und der Fähigkeit, unsere Produktivität weiter kontinuierlich zu steigern“, sagte er dem Handelsblatt. Sollte das Volumen stabil bleiben, so Angel, könne Linde auch in diesem Jahr beim Ertrag zweistellig zulegen. „Jedes zusätzliche Volumen würde unserer operativen Marge dann weiter helfen.“

Angel ist ein akribischer Prozessspezialist

Der zurückhaltende Amerikaner, der die großen Auftritte nicht sucht, hat bislang geliefert, was sich Reitzle von ihm versprochen hat. Angel ist nicht der große Visionär, sondern ein akribischer Prozessspezialist, der die Margen immer weiter noch einen Tick verbessert. So schaffte Linde 2020 trotz Corona einen Rekordgewinn.

Angel stammt aus einfachen Verhältnissen. Aufgewachsen in South Carolina, konnte er als erstes Kind in der Familie studieren. Nach einem Abschluss als Bauingenieur – „ich kam halbwegs mit Mathematik zurecht“ – ging er bei General Electric durch eine harte Schule, ehe er 2001 zu Praxair wechselte.

Auch dort erwies er sich bereits als Workaholic. Urlaub macht er in der Regel nur ein paar Tage im Jahr. Ansonsten gilt: „Wenn ich morgens aufwache, dann denke ich an Industriegase, und wenn ich abends ins Bett gehe, denke ich immer noch an Industriegase", wie er einmal sagte.

Manche Arbeitnehmer werfen Angel vor, zu sehr auf die Interessen der Kapitalmärkte fokussiert zu sein – typisch amerikanisches Shareholder-Value-Denken sei das. Doch insgesamt kommt Angel im Konzern mit seiner zurückhaltenden, aber konsequenten Art gut an. Das liegt auch daran, dass er sich offen für die Stärken von Linde gezeigt hat. Anfangs stand er, der stark auf das margenträchtige Kerngeschäft mit Industriegasen fokussiert ist, dem Anlagenbau und dem Gesundheitsgasegeschäft der Deutschen skeptisch gegenüber.

Lob von Wolfgang Reitzle

Doch zeigte sich, dass beides den Konzern stabilisiert. Und Angel hielt daran fest. „Steve hat sich offen gezeigt für alles, was für ihn neu war“, lobte Reitzle. Schon aus Altersgründen rückt Angels Rückzug vom CEO-Posten aber näher, auch wenn niemand im Konzern darüber reden mag.

Es gibt ja auch noch einiges zu tun. Die Margen lassen sich nicht auf ewig verbessern. Linde muss Wachstumsstrategien entwickeln. Und da ist es hilfreich, dass der Konzern schon lange beim Hype-Thema Wasserstoff stark ist. Vor wenigen Tagen erst kündigte der Konzern an, in Leuna den größten PEM-Elektrolyseur der Welt errichten zu wollen.

Schon heute ist der Konzern der größte Wasserstofferzeuger der Welt. Aktuell macht Linde mehr als zwei Milliarden Dollar Umsatz mit der Produktion, dem Vertrieb, der Speicherung und der Anwendung. Auf längere Sicht will Angel den Wasserstoff-Umsatz vervierfachen. Doch als CEO kann er dafür nur den Anstoß geben. Umsetzen wird es Lamba, wenn er in diesem Jahr keine Fehler macht. Angel kann das Ganze dann als Chairman überwachen.