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Konkurrenzkampf bei Zahlungsfirmen löst Übernahmefieber aus

In den vergangenen Tagen jagte in der Branche der Zahlungsdienstleister ein Deal den anderen. Und das dürfte noch lange nicht das Ende sein.

Kaum ist der US-Finanzinvestor KKR beim Heidelberger Zahlungsdienstleister Heidelpay eingestiegen, da steht Heidelpay seinerseits vor Zukäufen. Schließlich wird KKR weiter in Heidelpay investieren und Geld über Akquisitionen bereitstellen. „Wir haben auch schon Unternehmen, die Heidelpay übernehmen könnte, im Blick und führen Gespräche dazu“, sagt Gründer und Firmenchef Mirko Hüllemann.

Wie viel KKR Heidelpay mit seinen 400 Mitarbeitern zutraut, zeigt schon die Summe, die der Finanzinvestor in die Hand nimmt: rund 600 Millionen Euro. Heidelpay wolle weiterwachsen, „und das geht in einem Markt, der sich gerade konsolidiert, nur mithilfe von Zukäufen“, so Hüllemann kürzlich.

In der Tat schwappt eine Konsolidierungswelle durch die Branche – in den USA wie auch in Europa, wo der Markt noch deutlich zersplitterter ist und viele Anbieter bislang vor allem auf dem Heimatmarkt aktiv sind. Das ändert sich jedoch gerade, auch dank der EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD2, die Mitte September in Kraft tritt.

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Dass die Zahlungsdienstleister begehrt sind, hat einen einfachen Grund: Das Geschäft boomt – wie zum Beispiel das rasante Wachstum des Dax-Konzerns Wirecard zeigt, bei dem das Transaktionsvolumen im ersten Halbjahr um fast 40 Prozent stieg.

Verbraucher zahlen immer weniger mit Bargeld, wodurch die Volumina von Karten- und Onlinezahlungen rasant steigen. „Die Branche der Zahlungsdienstleister ist vor allem deshalb attraktiv, weil es einen Trend hin zu bargeldlosen Zahlungen gibt, der in allen Regionen der Welt zu beobachten ist“, sagt Markus Ampenberger, Zahlungsexperte beim Berater Boston Consulting Group. Die Branche scheine auf so etwas wie eine „goldene Zeit“ zuzusteuern, schrieb die Beratungsfirma McKinsey jüngst. An den Banken dagegen geht dieses Geschäft weitgehend vorbei.

Teure Zahlungsdienstleister

Jüngste Beispiele dafür, wie teuer Zahlungsdienstleister inzwischen sind: Am Dienstag wurde bekannt, dass der US-Kreditkartenanbieter Mastercard Teile des dänischen Zahlungsdienstleisters Nets für fast drei Milliarden Euro erwirbt. Nets, das in Skandinavien stark vertreten ist und zu dem auch die deutsche Concardis gehört, will seine Position ausbauen – und ebenfalls Zukäufe stemmen: Die Transaktion erhöhe die Flexibilität, „eine aktive Rolle in der Konsolidierung der Branche zu spielen“, sagte Unternehmenschef Bo Nilsson.

Am selben Tag meldete auch das schwedische Finanz-Start-up (Fintech) Klarna, das es frische Mittel erhält: gut 400 Millionen Euro. Damit wird Klarna mit einer Bewertung von rund fünf Milliarden Euro zum teuersten Fintech Europas. Mit dem Geld will die Firma besonders das Wachstum in den USA vorantreiben.

Was die drei Unternehmen eint: Sie wickeln im Auftrag von Händler Zahlungen ab, online oder auch an der Ladenkasse. Zudem binden sie verschiedene Bezahlarten in Onlineshops ein und übernehmen Zusatzdienstleistungen wie etwa den Schutz vor betrügerischen Transaktionen. Klarna ist zudem als Bezahldienst für Verbraucher bekannt.

Zu den großen Wettbewerbern in Europa zählen auch Wirecard, wobei das Unternehmen besonders stark in Asien vertreten ist, sowie Adyen aus den Niederlanden, Equeens Worldline und Ingenico. In Deutschland hat sich Ingenico mit dem Sparkassen-Unternehmen BS Payone zusammengetan. Auch Computop zählt viele große Kunden in Deutschland.

In den USA gab es in diesem Jahr bereits drei spektakuläre Fusionen: Insgesamt summieren sich die Deals auf rund 80 Milliarden Dollar (71 Milliarden Euro). Der jüngste Zukauf dieser Serie: Ende Mai gab der US-Zahlungsdienstleister Global Payments bekannt, Total System Services (TSYS) zu übernehmen – für fast 22 Milliarden Dollar. Zudem kauft FIS für 35 Milliarden Dollar Worldpay aus Großbritannien. Und Finserv legt für First Data 22 Milliarden Dollar hin.

„Es wird weitere Übernahmen geben, auch in Europa“, sagt BCG-Experte Ampenberger. Die würden aber nicht so groß ausfallen wie in den USA. Da der europäische Markt „noch sehr fragmentiert ist – mit Blick auf die einzelnen verschiedenen Dienstleistungen im Zahlungsverkehr und auf einzelne Länder“.

Konkurrenzkampf ist knallhart

Nicht alle Zahlungsdienstleister werden sich auf Dauer behaupten. Der Konkurrenzkampf ist knallhart, die Geschäftsmodelle darauf ausgelegt, möglichst viele standardisierte Zahlungen über die Systeme laufen zu lassen. „Größe und Skaleneffekte spielen in der Branche eine große Rolle“, sagt Ampenberger.

Die Firmen erhalten nur einen kleinen Anteil der über sie abgewickelten Umsätze. Besonders in Europa sind die Gebühren gedeckelt. Wer aber erst einmal eine gute Zahlungsabwicklung aufgebaut hat, kann problemlos immer mehr Umsätze darüber laufen lassen – ohne dass die Kosten entsprechend steigen. Doch das reicht nicht: „Angesichts des Wettbewerbs fehlt den meisten Unternehmen die Zeit, nur organisch zu wachsen“, erklärt Martina Weimert, Partnerin der Unternehmensberatung Oliver Wyman.

Zugleich brauchen Zahlungsdienstleister Geld für Innovationen und neue Services. Der Innovationsdruck in der Branche sei sehr hoch, meint Ampenberger. So wollen die Unternehmen in Europa von der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 profitieren und müssen dafür Investitionen stemmen. Sie können dadurch Händlern einfacher Risiken für Zahlungsausfälle abnehmen – und auch dafür extra Gebühren verlangen – und auch selbst Zahlungen auf Konten von Verbrauchern anstoßen, wenn diese dem zustimmen.

„Es gibt eine Welle neuer Dienstleistungen“, so Weimert. „Viele Unternehmen bieten neuerdings den Händlern zum Beispiel auch Finanzierungen an.“ Der Bezahldienst Paypal bietet beispielsweise Onlinehändlern Kredite an. Das US-Unternehmen ist als Bezahldienst für Verbraucher gestartet, wird aber immer mehr zum Dienstleister für Händler.

So kaufte Paypal vor einem Jahr für 2,2 Milliarden Dollar das schwedische Fintech iZettle, das mobile Kartenlesegeräte für den Handel bereitstellt. Auch Tech-Konzerne interessieren sich längst für den Zahlungsverkehr. Risikokapitalgeber haben im vergangenen Jahr fast 19 Milliarden Dollar in Unternehmen der Branche investiert, wie Zahlen des Analysehauses Pitchbook zeigen. Fast fünfmal so viel wie im Jahr davor.

Facebook wiederum verfolgt unterdessen ganz eigene Pläne: Das größte soziale Netzwerk mit seiner eigenen Kryptowährung „Libra“ an den Start gehen und könnte damit den traditionellen Zahlungsverkehr gehörig durcheinanderwirbeln. Zusammen mit Kreditkartenfirmen und Internetkonzernen plant der Konzern eine Alternative zu herkömmlichen Währungen wie Euro oder Dollar.

Allerdings kritisieren US-Politikern sowie Notenbanker und Aufsichtsbehörden das Vorhaben. Im Repräsentantenhaus gibt es gar einen Gesetzesentwurf, um großen Technologiekonzernen die Einführung von eigenen Kryptowährungen zu verbieten. Facebook hatte ursprünglich geplant, Libra noch im ersten Halbjahr 2020 einzuführen.

Tech-Giganten wie Google und Apple sind bereits mit ihren Bezahlverfahren für das Smartphone, Google Pay und Apple Pay, am Start - seit vergangenem Jahr auch in Deutschland. Sie kooperieren dabei zwar mit Kreditkartenanbietern wie Banken, doch aus Sicht von Händlern wie Verbrauchern stehen dabei Apple und Google im Vordergrund. Der Onlinehändler Amazon hat bereits seit Langem einen eigenen Bezahldienst – Amazon Pay.