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Kommt mit den Riesen-Rettungspaketen die Inflation?

Überall auf der Welt stemmen sich Regierungen und Notenbanken mit Hilfsprogrammen gegen die Folgen des Stillstands. Ökonomen sehen die Geldflut jedoch entspannt.

Die Bundesregierung hat am Mittwoch ein beispielloses Nothilfepaket für die Wirtschaft durch den Bundestag gebracht. Auch die USA schnüren ein gigantisches Hilfspaket, wie auch viele EU-Staaten. Zudem öffnen die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank ihre Geldschleusen noch weiter.

Für 750 Milliarden Euro etwa will die EZB Anleihen aufkaufen. Das Ziel aller Bemühungen: Die Wirtschaft soll die tiefe Rezession, in die sie überall die Ausgangsbeschränkungen stürzen, möglichst heil überstehen, Arbeitsplätze und Kaufkraft sollen erhalten bleiben

Aber, so fragen sich nun viele Deutsche, hat die Geldflut nicht eine Kehrseite? Droht nicht schon bald Inflation?

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Ökonomen teilen diese Sorge nicht. „Inflationsgefahren sehe ich momentan nicht“, sagte der Wirtschaftsweise Volker Wieland, der in Frankfurt Geldpolitik lehrt, dem Handelsblatt: „Wir steuern gerade ja eher auf das Gegenteil zu. Die Ölpreise zum Beispiel sinken massiv“, sagte Wieland, der für die Wirtschaft im Sachverständigenrat sitzt.

Auch Peter Bofinger, der dem Rat der Wirtschaftsweisen auf dem Gewerkschaftsticket bis Anfang 2019 angehörte, beruhigt: „Das Geld, das gerade verteilt wird, stopft nur Löcher, die der Shutdown in die Volkswirtschaft reißt“, sagte er dem Handelsblatt.

Zudem hält Bofinger aktuell das Deflationsrisiko für größer. „Ganze Branchen bleiben ja auf ihren bereits produzierten Waren sitzen“, sagte er. Die Frühjahrskollektion im Modehandel etwa kaufe gerade niemand. „Die wird irgendwann zu sehr niedrigen Preisen losgeschlagen werden“, erwartet er.

Erst einmal werden die Preise sinken

Wieland sieht das genauso. „Wenn jetzt die Umsätze in einigen Wirtschaftszweigen um 20 bis 30 Prozent einbrechen, dann drückt das auf die Preise“, sagte er. Auf die gesamte Volkswirtschaft bezogen wirke dies stärker als steigende Preise „für einzelne Güter, etwa für medizinische Schutzanzüge oder für Plexiglas, mit dem Apotheken ihren Tresen absperren“.

Bofinger erwartet, dass die Rezession jetzt erst einmal dazu führen wird, dass viele Leute weniger Geld haben werden. „Außerdem gibt es schon die ersten Tarifverträge ohne Lohnsteigerungen“, betont er und sagt: „Inflation hat es vor allem nach starken Lohnsteigerungen gegeben. Die sehe ich in diesem Jahr nun überhaupt nicht.“

Wieland hält eine steigende Inflationsrate dann für möglich, wenn die Rezession vorbei ist und ein massiver Wiederaufschwung einsetzt. Dies allerdings würden nach seiner Einschätzung die Notenbanken nicht einfach tatenlos hinnehmen. „Die Europäische Zentralbank kann dann reagieren und zum Beispiel die Zinsen erhöhen“, sagte er.

EZB bleibt vorsichtig

Die EZB behält den Verlauf der Coronakrise jedenfalls im Blick und äußert sich nur vorsichtig zu den Effekten der Pandemie auf den Geldwert. Auf ihrer Pressekonferenz am 12. März sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde: „Die Auswirkungen des Coronavirus auf die Inflation sind mit hoher Unsicherheit behaftet.“

Auf der einen Seite gebe es wegen der Krise eine schwächere Nachfrage, was die Preisentwicklung dämpft. Dieser Effekt werde aber möglicherweise dadurch ausgeglichen, dass es wegen der Krise zu Versorgungsstörungen kommt – was tendenziell zu höheren Preisen führt.

Kurzfristig rechnet die Notenbank vor allem wegen des dramatischen Verfalls des Ölpreises wie Wieland mit einer sinkenden Inflationsrate. „Aufgrund des starken Rückgangs des aktuellen Ölpreises und der Terminpreise für die Zukunft dürfte die Inflationsrate in den kommenden Monaten erheblich sinken“, sagte Lagarde.

Sie verwies auch auf den Rückgang der Inflationserwartungen. Die sogenannten marktbasierten Inflationserwartungen für den Euro-Raum, die sich aus Zinssicherungsgeschäften ablesen lassen, sind zuletzt auf ein neues Rekordtief von etwa 0,7 Prozent gefallen. Die Notenbanker sehen abrutschende Inflationserwartungen immer mit Sorge, weil danach meist auch die Inflation selbst sinkt.

In ihrer im März vorgestellten Inflationsprognose geht die EZB für dieses Jahr von einer Inflationsrate von 1,1 Prozent aus. Die Berechnungen sind allerdings vor der Sitzung am 12. März entstanden, als die aktuelle Entwicklung der Coronakrise noch nicht vollständig absehbar war. In ihren Prognosen ist die EZB bisher davon ausgegangen, dass sich die Inflation im Euro-Raum mittelfristig ihrem selbst gesteckten Ziel von zwei Prozent annähert und bis zum Jahr 2022 auf 1,6 Prozent steigt.

Diese Hoffnung stützte sie vor allem auf die zuletzt stärker gestiegenen Löhne in Ländern wie Deutschland. Die Annahme war, dass Unternehmen die gestiegenen Lohnkosten über höhere Preise an die Verbraucher weiterreichen. Ob das angesichts der Coronakrise noch realistisch ist, erscheint ungewiss. Denn mit der Krise endete zunächst die Phase steigender Tariflöhne.