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Kommentar: Macht die Gottesdienste woanders

Kirchen sind sich uneins: Sollen sie zu Weihnachten öffnen? Dabei ist doch klar - Nächstenliebe bedeutet, den Schwächeren nicht anzustecken.

Ist die größte und älteste Kirche in Leipzig: die Nikolaikirche (Bild: REUTERS/Paul Carrel)
Ist die größte und älteste Kirche in Leipzig: die Nikolaikirche (Bild: REUTERS/Paul Carrel)

Ein Kommentar von Jan Rübel

Wolle mer se reinlasse? Das fragen sich in diesen Tagen die Kirchen. Morgen ist Heiligabend. Für nicht wenige der Anlass überhaupt, zu einem Gottesdienst zu gehen. Ob gläubig oder nicht, ob U-Boot-Christ, der einmal im Jahr auftaucht oder nicht – zum ehemals heidnischen Fest, dass seit vielen Jahrhunderten ein christliches ist, gehört die Kirche dazu. Und nun soll das nicht möglich sein?

Diese Zeiten sind halt anders. Die Corona-Pandemie ist nicht nur noch da, sie erreicht gerade einen Höhepunkt. Die Appelle der Behörden, es mit den sozialen Abständen ernst zu nehmen, klingen mit jedem Tag verzweifelter. Und selbst von den sich unverdrossen gebenden so genannten „Querdenkern“ hört man weniger; für alle kommen die Einschläge näher.

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Doch dann kommen die Einwände. In den Kirchen könne man für Abstände sorgen. Und sie seien in der Regel hoch gebaut. Ziehen tue es auch. Und überhaupt, mit Gottes Segen…

…bleiben wir besser daheim oder feiern draußen, wie auch immer.

Pfarrerinnen und Pfarrer, die für ihre Gemeinden verantwortungsvoll handeln wollen, halten drinnen ab morgen keine Gottesdienste ab. Sie stellen sich vor ihre Gemeindemitglieder. Denn niemand kann garantieren, ob nicht doch den Viren hier und da Ansteckungen gelingen, wenn größere Menschenmengen zusammenkommen, wie bei Gottesdiensten schlicht unvermeidlich. Wollen die Pfarrerinnen und Pfarrer etwa vor und nach den Feierlichkeiten mit einem Megaphon herumlaufen, um die Menschen von Händeschütteln, Umarmungen etc. abzuhalten?

Allen das Gleiche

Zugegeben, der Vorschlag von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, eventuell aufs Singen zu verzichten, könnte meiner Meinung nach grundsätzlich zu einer Verbesserung der Gottesdienstqualität beitragen, aber es gibt sicherlich nicht wenige Leser, die dies aus guten Gründen anders sehen. Jedem nach seiner Fasson. Aber warum sollte für Kirchen anderes gelten als für Theater, Museen und Fußballstadien? Nun gilt nicht „Jedem das Seine“, sondern allen das gleiche.

Gelebter Glaube setzt jedenfalls nicht auf Ansprüche, zu Gebeten zusammenzukommen – wir leben schließlich nicht in Diktaturen, die Religiöses verbieten wollen. Wir leben gerade in einer Pandemie, die bald ihr Ende haben wird. Wenn die Kirchen meinen, Gottesdienste seien nun das Wichtigste, dann leisten sie damit den effektivsten Beitrag zu ihrem ohnehin offen dahin bröckelnden Bedeutungsverlust für die Gesellschaft. Die Kirchen werden jetzt gebraucht, aber woanders.

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Natürlich ist Weihnachten ohne Kirche für viele bitter. Aber es gibt gerade andere Sorgen, die schwerer wiegen. Was ist mit den alten Leuten, denen mit Vorerkrankungen oder denen mit Behinderungen, die es seit März geschafft haben, sich nicht mit dem Virus anzustecken, die den Impfstoff vor Augen haben – und nun sterben, weil da draußen diese und jener herumlaufen?

Macht die Öffentlichkeit zum Stall

Weihnachten lässt sich auch anders feiern. Kirchengemeinden können Traktoren ausleihen und herumfahren, draußen feiern. Sich auf den Marktplatz stellen. Sie können auch die Leute einzeln in die Kirchen lassen. Aber ein Gottesdienst drinnen käme mir vor wie das Setzen falscher Prioritäten – wie ein Tanz vorm goldenen Kalb.

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