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Klimamüde geht Brüssel ins Wahljahr: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Petra Sorge über die Rückkehr ans Polit-Reißbrett. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie Sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

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Abgekühltes Vorwahlklima

Auch wenn die Bauern jetzt seltener protestieren und öfter ihre Felder bestellen: Der Frust über immer strengere Umweltauflagen aus Brüssel ist unverändert. In der Kommission wächst vor der Europawahl die Einsicht, dass der Green Deal vielleicht doch nochmal aufgeweicht, vor allem aber: sozial abgefedert werden muss. Das wird freilich sehr viel Geld kosten.

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Einem Klimageld hatte Christian Lindner zwar für diese Legislaturperiode eine Absage erteilt, aber auch ohne diesen Posten dürfte es in den anstehenden Budgetverhandlungen für 2025 heiß hergehen. Dort hat der FDP-Finanzminister bereits eine Lücke von 30 Milliarden Euro identifiziert. Die Wunschliste von Klimaschutzminister Robert Habeck wird sich da kaum ausgehen. Habecks stolze Ankündigung, dass Deutschland seine Emissionsziele 2030 noch erreichen könnte, ist zwar schön für ihn, dürfte aber nicht hilfreich für den drohenden Haushaltsstreit gewesen sein.

Habeck hat damit auch FDP und SPD ein Geschenk gemacht. Wenn der Expertenrat für Klimafragen am 15. April seinen Prüfbericht zur Treibhausgasbilanz 2023 vorlegt, wird dieser zwar erneut deutliche Verfehlungen in den Sektoren Verkehr (FDP-Minister Volker Wissing) und Gebäude (SPD-Ministerin Klara Geywitz) feststellen. Beide Ressorts sollen nun aber keine Sofortprogramme mehr auflegen. So will es das reformierte Klimaschutzgesetz, um das die Fraktionen noch immer im Bundestag ringen. Mehr Laissez-faire für Autofahrer und Hausbesitzer – dem klimamüden Wähler wird es bestimmt gefallen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Verena Sepp, Stephan Kahl, Alexander Kell und Boris Groendahl: Leckerbissen, Mini-Erholung, besser vorsorgen, Weißwäsche, und Geopolitik belastet.

Leckerbissen

Beim Berliner Essenslieferanten Delivery Hero geht mehr — so sieht das zumindest der aktivistische US-Fonds Sachem Head Capital Management. Insidern zufolge hat der New Yorker Fonds bereits einen Aktienanteil von 3,6% aufgebaut und verfolgt Pläne zum Umbau der Führungsetage, da Delivery Hero sowohl operativ als auch beim Aktienkurs der Konkurrenz hinterherhinke. Eine Option wäre, dass CEO Niklas Östberg das Feld räumen muss. Auch die niederländische Prosus, mit 30% Anteil der Hauptaktionär, liebäugelt demnach mit einem Sitz im Aufsichtsrat. Die Aktie schoss im gestrigen Xetra-Handel auf die Nachricht hin um über 16% in die Höhe, korrigierte seither aber bereits wieder um 5% nach unten. Nun steige der Druck auf den Essenslieferanten, seine Cashflow-Ziele zu erreichen, heißt es bei BI. Erst kürzlich hatte der rund 3,3 Milliarden Euro schwere Fonds eine Beteiligung von 5,2% am britischen Rivale Deliveroo bekannt gegeben. Auch hier hieß es, Sachem halte den Konzern für unterbewertet und sehe ihn als potenzielles Übernahmeziel.

Mini-Erholung

Nach dem starken Rückgang zum Jahresbeginn ist der Auftragseingang der deutschen Industrie im Februar um 0,2% gestiegen. Erwartet worden war freilich ein Plus von 0,7% und im Jahresvergleich klafft noch immer eine Lücke von 10,6%. Die LBBW konstatiert nach den starken Vormonatsschwankungen bedingt durch Großaufträge nun eine gewisse Normalisierung. Erfreulich sei, dass die Aufträge in den zuletzt teils arg gebeutelten Branchen Maschinenbau und Chemie zulegen konnten. Auf der Minusseite stehe indessen die Autobranche. Für T. Rowe Price war die deutsche Industrie im ersten Quartal sehr schwach, “egal ob man die Aufträge, die tatsächliche Produktion oder die Umfragen betrachtet”. Die Daten untermauerten die Notwendigkeit einer Zinssenkung im Juni. Während von der EZB nächste Woche noch kein Schritt nach unten zu erwarten ist, rechnen von Bloomberg befragte Ökonomen ab der Sitzung danach mit einem kontinuierlichen Senkungspfad auf ein Einlagensatz-Niveau von nur noch 2,25% Ende 2025. Die heutigen US-Jobdaten indessen würden im Idealfall der Fed keinen Grund geben, Zinssenkungen zu verzögern, aber auch keinen ernsthaften Abschwung am Arbeitsmarkt signalisieren.

Besser vorsorgen

Es ist eine gewaltige Summe. Mehr als 2,3 Milliarden Euro haben zehn der größten deutschen Banken in 2023 für notleidende Gewerbeimmobilien-Kredite beiseitegelegt, zeigt eine Bloomberg-Erhebung. Und die Gesamtrückstellungen dürften weiter steigen. Denn mit der BayernLB und der MünchenerHyp sind zwei wichtige Finanzierer dem Markt noch immer ihre Jahreszahlen schuldig. Es rächt sich nun, dass die Institute lange Zeit sehr stark auf Immobilien gesetzt haben, weil es angesichts der Negativzinsen in anderen Geschäftsbereichen kaum Geld zu verdienen gab. Mit den inzwischen deutlich gestiegenen Zinsen hat sich das Blatt gewendet. Sie setzen die Bewertungen von Gebäuden und damit auch die Kreditnehmer unter Druck. Leerstehende Büros infolge des Homeoffice-Booms und der Kollaps des Immobilien-Imperiums von René Benko erschweren die Lage zusätzlich. Mit der Situation gehen die meisten Banken transparent um. Eine Ausnahme ist die Commerzbank, die als einziges Haus in der Bloomberg-Erhebung keine Angaben zu ihren Rückstellungen für Immobilien macht.

Weißwäsche

Nicht nur für Renditejäger in der Nullzinsära wurden Immobilien zum beliebten Geldparkplatz. Auch kriminelle Organisationen bevorzugen Grund, Boden und Gebäude als Assetklasse der Wahl, wenn es um die Geldwäsche geht. Die EU-Polizeibehörde Europol hat in einem heute präsentierten Bericht ermittelt, dass 41% der wichtigsten kriminellen Netzwerke Immobilien nutzen, um die Erträge ihrer Machenschaften in legale Einkünfte umzuwandeln — darunter auch die ‘Ndrangheta, eine der wichtigsten und größten unter ihnen. Auf den Plätzen folgen Gold, Schmuck und andere Luxusgüter, bargeldintensive Unternehmungen wie Gastgewerbe, und Kryptowerte. Insgesamt hat Europol 821 kriminelle Gruppen mit insgesamt über 25.000 Mitgliedern ausgemacht, die überwiegend im Drogenhandel aktiv sind. Betrug, Eigentumsdelikte, Schlepperei und Menschenhandel sind die anderen großen, tja, Geschäftsbereiche muss man wohl sagen.

Geopolitik belastet

Was hat den S&P 500 gestern um gut 2% abstürzen lassen? Nicht etwa falkenhafte Fed-Kommentare, sondern die Geopolitik, meint John Authers. Zwar hatte Minneapolis-Fed-Chef Kashkari gesagt, dass keinerlei Zinssenkungen in diesem Jahr nötig sein könnten, wenn die Inflationsbekämpfung ins Stocken gerät, aber die Treasury-Renditen fielen danach. Die Aktien stürzten ab, als der Ölpreis die Marke von 90 Dollar nach oben durchbrach, was geschah, als der Inhalt des jüngsten Gesprächs zwischen Präsident Biden und dem israelischen Premierminister Netanjahu veröffentlicht wurde. Netanjahu sagte, Israel werde “diejenigen verletzen, die uns verletzen oder planen, uns zu verletzen” und nannte dabei den Iran. Biden machte seinerseits die weitere Unterstützung der USA für Israels Krieg im Gazastreifen von neuen Maßnahmen zum Schutz der dortigen Zivilbevölkerung abhängig und forderte eine “sofortige” Waffenruhe. Die steigende Zahl der Todesopfer hat den Präsidenten zu diesem Kurswechsel veranlasst. Nach dem Tod von sieben Mitarbeitern von Hilfsorganisationen in Gaza — darunter drei Briten — wächst auch der Druck auf den britischen Premierminister Sunak, Waffenverkäufe an Tel Aviv auszusetzen.

Was sonst noch passiert ist

  • Signa-Aufsichtsräte

  • Kein Interesse

  • Pragmatischer Anarcho-Kapitalist

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