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Der Immobiliencrash kommt in Zeitlupe: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Boris Groendahl über Bewertungen. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie Sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in ihre Mailbox.

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Schrödingers Immobilien

Finanzkrisen haben immer auch mit Buchhaltung zu tun. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Philosophien. Die angelsächsische setzt auf die zeitnahe Berücksichtigung von aktuellen Marktwerten in der Bilanz. Die deutsche hingegen versucht, plötzliche und häufige Anpassungen möglichst zu vermeiden. Beides hat Vor- und Nachteile: Die eine Lesart fördert im schlimmsten Fall Panikverkäufe und Wertvernichtung, die andere macht es einfacher, Probleme unter den Teppich zu kehren.

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Auch wenn inzwischen weitgehend international harmonisiert wurde, stecken die philosophischen Unterschiede tief drin und halten sich hartnäckig. So etwa bei Immobilienbewertungen. Deutsche Gutachter richten sich hier, anders als ihre Kollegen in London, nur nach tatsächlich abgeschlossenen vergleichbaren Transaktionen. Wenn diese aber gar nicht zustandekommen, weil den Verkäufern die Preise nicht passen, dann bleibt es in den Büchern bei fiktiven Bewertungen, die am Markt überhaupt nicht zu erzielen sind. Das wird dann zum Problem, wenn Verkäufer in die Krise geraten und um jeden Preis verkaufen müssen — denn nun erfolgt die Anpassung umso plötzlicher.

Deswegen taugt es womöglich gar nicht so gut zur Beruhigung, wenn deutsche Banken wie zuletzt darauf verweisen, dass sie ja gar kein Immobilienrisiko in den USA haben. Denn das dicke Ende könnte am heimischen Markt einfach nur langsamer, aber dafür umso gewaltiger kommen. Bislang zeigen sich manche Player allerdings noch relativ entspannt. Die Allianz schreibt ihr Immobilienportfolio um gerade mal 8% ab und hofft im übrigen auf Schnäppchen. Bei der Signa hofft man trotz Insolvenz auf Verkäufe zu Buchwerten. Die Bafin verweist indes darauf, dass Banken ja mit der Zinswende genug verdient haben, um auch mal ein paar Verluste zu verdauen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell und Verena Sepp: Zufriedene Anleger, Brüssel verknappt Osterhasen, Wille und Vorstellung, Risikoappetit und arme Banker.

Zufriedene Anleger

Klotzen statt Kleckern lautet das Motto der Munich Re. Sie kündigte an, insgesamt 3,5 Milliarden Euro an ihre Aktionäre auszuschütten — in Form eines Aktienrückkaufs von 1,5 Milliarden Euro und einer Dividende von 15 Euro je Aktie. In dem eher “naturkatastrophenarmen” Jahr 2023 erreichte der Jahresüberschuss 4,6 Milliarden Euro, in Aussicht standen 4,5 Milliarden. Mit Blick auf die bevorstehende Fußball-EM und die Olympischen Sommerspiele rechnet Puma mit Rückenwind in der zweiten Jahreshälfte. Zwar hält der Sportartikelhersteller aufgrund der schwächelnden Konjunktur an seiner gedämpften 2024-Prognose fest, CEO Arne Freundt hat aber mehrere Pläne, das Wachstum anzukurbeln. So steht beispielsweise die erste globale Markenkampagne seit zehn Jahren an, bei Red Bull Leipzig wird man zum Ausrüster und löst damit Nike ab. Die Aktien stiegen im frühen Handel um bis zu 3,9%. Ganze 16% ging es zeitweise für den Gebäudezulieferer Arbonia bergauf — das größte Plus seit 2020 — obwohl Umsatz und Gewinn zurückgingen. Der Grund für die Euphorie: Die Schweizer planen ihre Klimasparte zu verkaufen.

Brüssel verknappt Osterhasen

Wenn die Frankfurter Währungshüter wissen wollen, wie ihnen administrative Maßnahmen den Kampf gegen die Inflation erschweren, müssen sie nur nach Brüssel schauen, wo sich die EU-Bürokraten immer wieder neue Sachen ausdenken. Diesmal trifft es Kakaobohnen. Von Westafrika aus werden sie tonnenweise nach Europa verschifft und dann von weißbemützten Chocolatiers in Schokoladen-Osterhasen verwandelt. Da sich die EU in den Kopf gesetzt hat, die Lieferketten zu kontrollieren, muss nun jede einwandernde Bohne daraufhin überprüft werden, ob sie nicht zur Abholzung von Wäldern beigetragen hat. Vom Baum bis zur Barke muss alles kontrolliert werden. “Man hält uns eine Pistole an den Kopf, damit wir unsere Systeme einrichten und uns vorbereiten”, so Paul Davis von der European Cocoa Association. “Wir rechnen mit Störungen für etwa ein bis zwei Jahre, was höhere Preise in Europa bedeuten könnte”. Das mag nicht der Hauptpreistreiber im Euroraum sein, und die EZB schaut nach Angaben ihrer Ratsmitglieder ja primär auf die Lohnentwicklung. Aber wer kann es Gewerkschaftlern verdenken, wenn sie ihren Kindern keine geschrumpften Schokohasen ins Osternest legen wollen?

Wille und Vorstellung

Bundeskanzler Scholz hat die Lieferung von Taurus-Langstreckengeschossen an die Ukraine mit der Begründung ausgeschlossen, Deutschland würde damit Kriegspartei. “Deutsche Soldaten dürfen an keiner Stelle und an keinem Ort mit den Zielen, die dieses System erreicht, verknüpft sein”, erklärte der Kanzler gestern auf einer von der dpa veranstalteten Konferenz. Die Ukraine hatte eindringlich um die bunkersprengenden Marschflugkörper ersucht, mit denen auch Ziele in Moskau angegriffen werden könnten. Frankreichs Präsident Macron dagegen will sogar den Einsatz von Bodentruppen des Westens nicht ausschließen, um zu verhindern, dass Russland den Krieg gewinnt. “Russlands Niederlage ist für Europas Sicherheit und Stabilität unerlässlich”, so der Franzose. Schweden hat schon einmal abgewunken. Da es an Munition, die Kiew geliefert werden kann, inzwischen mangelt, wollen Frankreich und die Niederlande diese nun außerhalb Europas beschaffen. Nato-Generalsekretär Stoltenberg hatte am Wochenende erklärt, der Beitritt der Ukraine zur Nato sei nur eine Frage der Zeit.

Risikoappetit

Mit einem Kurssprung von fast 6% gestern und heute zeitweise mehr als 4% ist Bitcoin erstmals seit Ende 2021 wieder über die Marke von 57.000 Dollar geklettert. Mit dem Ende April erwarteten Bitcoin-Halving halbiert sich das Token-Volumen, das Miner für ihre Führung des Krypto-Kassenbuchs erhalten und somit das Wachstum der Bitcoin-“Geldmenge”. Historisch folgten auf Halvings enorme Rallys. Seit Anfang 2023 hat die weltgrößte Kryptowährung fast 240% an Wert gewonnen. Das Rekordhoch von knapp $69.000 ist noch rund 18% entfernt. Europas Aktienmarkt indessen konsolidiert erst einmal, nach dem der Stoxx Europe 600 am Freitag ein neues Rekordhoch erreicht hatte. Um die strauchelnde chinesische Börse aufzupäppeln, haben die Staatsfonds der Volksrepublik in diesem Jahr umgerechnet schon mehr als 52 Milliarden Euro aufgewandt, wie die UBS schätzt.

Arme Banker

Das Banker-Leben ist eines der härtesten. Im Zuge der bevorstehenden Verkürzung der Abwicklungszeit für Wertpapiertransaktionen auf nur einen Tag in den USA verlängert die SocGen die Arbeitszeiten eines Nachtschichtteams in Luxemburg. Die Banker müssen statt bis 22 Uhr nun bis Mitternacht arbeiten. Einer Umfrage aus dem vergangenen Jahr zufolge planen mehr als die Hälfte der europäischen Finanzfirmen mit weniger als 10.000 Mitarbeitern entweder die Verlagerung von Jobs nach Nordamerika oder die Einstellung von Nachtschichtpersonal. Mehr Schmerzensgeld hilft. Für die etwa 67.000 Angestellten im österreichischen Finanzsektor verlangt die Gewerkschaft GPA ein Mindestgehaltsplus von 11,1%. Eine “kräftige nachhaltige Erhöhung der Gehälter“ sei angemessen, so Chefverhandler Wolfgang Pischinger. Ein Teil soll als Freizeit gewährt werden können. Wenigstens wird die Zunft in Europa nicht so niedergemacht wie in China. Wegen ihres mitunter opulenten Lebensstils werden Banker dort von Peking als “Hedonisten” beschimpft, die offizielle Losung vom “gemeinsamem Wohlstand” hat zu Gehaltseinbußen geführt. Manche von ihnen machen nun rüber nach Hongkong.

Was sonst noch so passiert ist

  • Union-Asset-Rekord

  • Sparkassen-Zuschreibungen

  • Hanno Berger gescheitert

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