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Wirtschaftseinbruch in der Euro-Zone – Spanien am stärksten betroffen

Die großen europäischen Volkswirtschaften sacken im zweiten Quartal zweistellig ein. Für den großen Verlierer Spanien bleiben auch die Aussichten trüb.

Vor allem die Tourismusbranche in Spanien leidet unter den Folgen der Corona-Pandemie. Foto: dpa
Vor allem die Tourismusbranche in Spanien leidet unter den Folgen der Corona-Pandemie. Foto: dpa

Es ist der bisher größte Absturz einer europäischen Volkswirtschaft in der Coronakrise. Spaniens Bruttoinlandsprodukt ist von April bis Juni um historische 18,5 Prozent eingebrochen – viermal stärker als in der Finanzkrise. Im Vergleich zum Vorjahr liegt das Minus sogar bei 22,1 Prozent. Die Zahlen offenbaren einen deutlich größeren Schaden als in den übrigen europäischen Ländern, die bereits Zahlen präsentiert haben, und liegen auch über den Erwartungen der Analysten.

Besser als erwartet waren dagegen die Daten in Italien – dem Land, das neben Spanien am stärksten von dem Virus heimgesucht wurde. Die italienische Wirtschaft schrumpfte um 12,4 Prozent und markierte damit einen deutlichen Abstand zu Spanien. Gleichwohl ist auch diese Zahl dramatisch – ebenso wie die der übrigen EU-Mitglieder.

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Frankreich, neben Deutschland die Lokomotive der europäischen Wirtschaft, weist im zweiten Quartal ein Minus von 13,8 Prozent aus. Im Vergleich zum Vorjahr ist es sogar ein Minus von 19 Prozent.

In der EU insgesamt gab die Wirtschaftsleitung um 11,9 Prozent nach. „Das waren mit Abstand die stärksten Einbrüche seit Beginn der Datenaufzeichnungen 1995“, hieß es in der Mitteilung des Statistikamtes Eurostat.

Für den heftigen Einsturz in Spanien ist unter anderem eine besonders strenge Ausgangssperre verantwortlich, die von Mitte März bis Anfang Mai weite Teile der Wirtschaft zum Erliegen gebracht hat. Zudem ist in Spanien der Anteil der Kleinstunternehmen, die in einer Krise weniger widerstandsfähig sind, deutlich höher als im Rest Europas. Auch die große Bedeutung des Tourismus und der volatile Arbeitsmarkt, auf dem ein Viertel aller Verträge zeitlich befristet ist, belasten. Im zweiten Quartal sind gut eine Million Jobs vernichtet worden.

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez erklärte, nach dem „beispiellosen“ Kollaps im zweiten Quartal müssten sich die Anstrengungen nun auf die wirtschaftliche Erholung richten. Das Schlimmste sei vorbei, so Sánchez.

Experten rechnen mit einer langen Krise

Doch Ökonomen sind auch für das laufende Quartal nicht optimistisch. „Die Krise wird länger dauern, als wir zunächst erwartet haben“, sagt Fernando Fernández von der Business School IE in Madrid. Die weltweit wieder steigenden Fallzahlen zeigten, dass die Sommersonne das Virus nicht wie erhofft zurückdrängt, sondern höchstens abschwächt. „Die Leute haben weiter Angst und die vielen kleinen Bars und Restaurants, die in Spaniens Wirtschaft eine wichtige Rolle spielen, bleiben leer“, sagt er.

Doch nicht nur die Freizeitbranche leidet unter diesen Sorgen, sondern ebenso die Industrie. „Für uns ist der Juli normalerweise der beste Monat des Jahres“, sagt Alvaro Mallol, Chef von Dicomat, einem Hersteller von elektrischen Komponenten. „Aber dieses Jahr läuft es seit der zweiten Juli-Woche ganz schlecht.“ Es war just die Zeit, als in Spanien die Zahl der Corona-Infizierten wieder zu steigen begann.

Seine Kunden schöben Renovierungen auf, weil sie Angst hätten, sich bei den Handwerkern anzustecken. Das Gleiche gelte für Unternehmen. „Projekte, die nicht dringend nötig sind, liegen derzeit auf Eis“, sagt Mallol. So hat Dicomat den Bau einer 1000 Quadratmeter großen neuen Halle in der Nähe von Segovia gestoppt. „Wir müssen sicherstellen, dass wir liquide bleiben und kürzen soweit möglich alle Ausgaben und stoppen Investitionen“, sagt er.

Das Handelsblatt hatte mit dem Familienunternehmer zum ersten Mal auf dem Höhepunkt der Krise Ende März gesprochen. Damals hoffte er noch, ohne einen Kredit auszukommen. Doch nachdem sein Umsatz, ähnlich wie in der gesamten Branche, um 20 Prozent und die Auftragseingänge um 35 Prozent eingebrochen sind, sicherte er sich im Juni einen Kredit, um genug Bargeldreserven zu besitzen, falls die Durststrecke anhält.

Wie ihm ging es zahlreichen Unternehmen im abgelaufenen Quartal. Die Investitionen sind in Spanien im Vergleich zum Vorjahr um 23,7 Prozent eingebrochen. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte sackten um 25,5 Prozent ein und die Exporte um 38,3 Prozent. In den Exporten sind auch die Ausgaben von ausländischen Touristen in Spanien enthalten.

Die Reisebranche macht 12 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Die Ostersaison ist bereits komplett ausgefallen und die Einnahmen in der Sommersaison erschweren derzeit Reisewarnungen oder Quarantänepflichten mehrerer Länder, nachdem die Infektionszahlen in Spanien wieder stark steigen.

Die EU-Kommission erwartet für die spanische Wirtschaft dieses Jahr einen Einbruch von 10,9 Prozent – auch der liegt deutlich über den Erwartungen für den EU-Schnitt von minus 8,3 Prozent.

Mehr: Spaniens Tourismus droht der Kollaps.