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Wie der Hiesinger-Rücktritt den Thyssen-Krupp-Chefaufseher unter Druck bringt

Auf schwierige Situationen bereitet sich Ulrich Lehner akribisch vor. In seinem Büro in der Düsseldorfer IHK-Zentrale und auf seinen vielen Wanderungen durch die Alpenlandschaft denkt er die verschiedenen Wendungen durch, in die eines seiner Unternehmen stolpern könnte.

Und das sind zahllose, mögliche Wendungen: Der 72-Jährige ist Aufsichtsratschef der Deutschen Telekom und von Thyssen-Krupp, sitzt im Gesellschafterausschuss des Konsumgüterkonzerns Henkel und im Aufsichtsrat der Porsche SE – eine Zusammenballung von Mandaten wie aus den besten Zeiten der Deutschland AG. Lehner ist eines ihrer letzten Überbleibsel.

Nun steht er aber auch in der Kritik, seit er vergangene Woche vom sofortigen Rücktritt von Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger völlig überrascht wurde.

Dabei sind sich Hiesinger und Lehner wesensähnlich. Beide sind bedächtig und bodenständig. Sie treibt nicht Geld an, sondern eine Aufgabe. Als Manager verdiene man ausreichend, um ein angenehmes Leben zu führen, sagte Lehner mal.

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Die Nachfolgersuche für Hiesinger wird nun zur Machtprobe für Lehner. Zwar hat er Kandidaten auf der Liste. Aber der Fall ist besonders: Hiesinger ist gegangen, weil Ursula Gather ihm laut Kreisen die Unterstützung entzogen hat.

Die Mathematikprofessorin aus Dortmund ist Vorsitzende der Krupp-Stiftung, mit 21 Prozent noch immer größter Aktionär des Ruhrkonzerns. Ohne die Stiftung und unter Dauerkritik der aktivistischen Aktionäre Cevian und Elliott sah Hiesinger keine Chance mehr, den Konzern sicher zu führen. Obwohl Hiesinger die Fusion der traditionellen Stahlsparte mit Tata gelang, sind Investoren mit der Geschwindigkeit des Konzernumbaus unzufrieden.

Lehner hat in seiner Karriere viele Kämpfe durchgestanden

„Bei der Ausgangslage wird es schwer, einen neuen Thyssen-Krupp-Chef mit Format zu finden“, sagt ein Aufsichtsrat. Lehner werde sein Netzwerk gründlich durchpflügen müssen. Zunächst dürfte es auf eine Interimslösung hinauslaufen; im Gespräch ist Finanzvorstand Guido Kerkhoff.

Es geht aber um mehr als einen neuen Vorstandschef, auch Lehner muss sich erklären. Wie konnte es so weit kommen, dass der Konflikt zwischen Gather und Hiesinger derart eskaliert? Und warum hat ein erfahrener Aufsichtsrat wie Lehner die Situation nicht vorhersehen und bereinigen können? Dies sind Fragen, die unter Aktionären und im Management kursieren.

Lehner ist ein freundlicher Mensch, mit seinem rheinischen Singsang fast schon kumpelhaft. Unterschätzen sollte ihn aber keiner seiner Gegenspieler. In seiner Karriere hat er viele Kämpfe durchgestanden. Als er Chef von Henkel war, wollten ihn einige Akteure selbst schon einmal aus dem Amt drängen. Lehner fuhr dazwischen und beendete die Revolte. Auch bei Thyssen-Krupp dürfte er bereit zum Kampf sein.

Der Konzern liegt ihm mehr als andere Mandate am Herzen. Der gebürtige Düsseldorfer arbeitete in jungen Jahren bei Krupp, und er genoss das Vertrauen von Berthold Beitz, dem legendären Vorgänger von Gather.

Beitz hatte ihn auch an die Spitze des Aufsichtsrats geholt und ihm das Versprechen abgenommen, für den Erhalt des Konglomerats zu kämpfen.

Dass er dabei mit den Vertretern der Finanzinvestoren Cevian und Elliott würde ringen müssen, war Lehner bewusst. Die seien mit ihrer klaren Agenda harte Gegenspieler, seien aber berechenbar, heißt es im Aufsichtsrat. Lehner aber findet einen Gegenspieler womöglich dort, wo er eigentlich Verbündete vermutete.

Stiftungschefin Gather selbst nämlich könnte den Vorsitz des Aufsichtsrats für sich beanspruchen, lautet ein Verdacht, den Manager und Aufsichtsräte im Gespräch mit dem Handelsblatt äußerten. Gather selbst äußerte sich nicht dazu.

Während Lehner einen Nachfolger für Hiesinger sucht, muss der Aufsichtsratschef seinen eigenen Posten behaupten. Aufgeben werde dieser nicht, sagt ein Aufsichtsrat. Lehner sei eine Kämpfernatur.