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Heuschrecken ohne Schrecken: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Eyk Henning und Verena Sepp über Plagen. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Kleinere Schwärme

Zwei Jahrzehnte ist es inzwischen her, dass der Begriff “Heuschrecke” Einzug in das deutsche Wirtschaftsvokabular gefunden hat. Der damalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering warnte davor, dass das Land seine Unternehmen vor einem Schwarm heuschreckenartiger Privatinvestoren schützen müsse. Diese gelten zwar zum Teil immer noch als Plage, der deutsche Mittelstand hat sich mit dem Modell der Beteiligungsgesellschaften aber längst angefreundet.

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Gerade, wenn es Unsicherheiten bei der Nachfolge gibt oder der Wunsch besteht, mehr Expertise in Bereichen wie Digitalisierung bis hin zur grünen Transformation zu erlangen, wenden sich Unternehmer dann doch gern an die Heuschrecken. Und die Börse ist offenbar nicht immer das richtige Umfeld, wie 2023 gleich mehrfach deutlich wurde: EQT kündigte an, den Softwareentwickler Suse komplett zurückkaufen zu wollen. Cinven tat es mit dem Laborbetreiber Synlab ähnlich — Rückzug von der Börse nach frustrierenden Jahren mit niedrigem Freefloat. Der Kommunikationsspezialist EQS gehört nun zum Hause Thoma Bravo und sogar die Bundesliga, die eigentlich ihre Fans vor kommerzielle Interessen stellt, versucht erneut, Private Equity mit an Bord zu holen.

Abgesehen von diesen Triumphen ist das Transaktionsvolumen von Beteiligungsgesellschaften im vergangenen Jahr hierzulande aber deutlich eingebrochen. Mit einem Rückgang von fast 50% gegenüber 2022 ist die Flaute in Deutschland stärker als der allgemeine Trend in Westeuropa. Mit Blick auf 2024 erwarten Banker jedoch wieder einen kleinen Aufschwung.

“Viele Small-Cap-Indizes, wie zum Beispiel der deutsche SDax, sind relativ unterbewertet und Deals sind leichter über die Bühne zu bringen”, sagt Armin von Falkenhayn, Deutschlandchef bei der Bank of America. Auch Unternehmen, die erst vor kurzem an die Börse gegangen sind, könnten offen für Deals sein. Die Börsen-Neulinge verfügen in der Regel über einen begrenzten Streubesitz, sind demnach weniger interessant für die breite Investorenmasse und werden teils schlichtweg übersehen. Dabei können sie operativ oft überzeugen — zumindest die Vertreter der Heuschrecken-Schwarms.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Boris Groendahl und Alexander Kell: Wie erwartet teurer, alles muss raus, Wohninvestorenwünsche, Next Level Gentrifizierung und extern modern.

Wie erwartet teurer

Mit dem Basiseffekt der weggefallenen Energiekosten-Beihilfen hat die Inflation im Euroraum wieder zugenommen, wie es gestern bereits die Zahlen für Deutschland signalisiert hatten. Für Dezember meldete Eurostat eine Verbraucherpreis-Teuerung von 2,9%, was auch der Medianprognose von Bloomberg befragter Volkswirte entsprach. Im November hatte die Inflation bei 2,4% gelegen. Die erste Beschleunigung der Gesamtinflation seit April war von EZB-Räten mehrfach angekündigt worden, auch um übertriebenen Lockerungserwartungen am Markt entgegenzuwirken. Mit dem Beginn des neuen Jahres haben die Tauben-Hoffnungen am Markt deutlich abgenommen. Inzwischen wird am Geldmarkt 2024 nur noch mit 145 Basispunkten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank gerechnet. Ende Dezember hatte der Markt noch 174 Basispunkte an Lockerung eingepreist. Zu den Erzeugerpreisen im Euroraum indessen wurde für November ein Rückgang von 8,8% gemeldet. Die Dezember-Zahlen kommen hier erst im nächsten Monat.

Alles muss raus

Bei René Benkos insolventer Signa geht es jetzt Schlag auf Schlag. Während noch verzweifelt nach neuen Finanziers gesucht wird, kommt schon die Einrichtung der Firmenzentrale an der Wiener Freyung unter den Hammer. Vom Schreibtisch-Organizer mit Signa-Branding (Rufpreis 3 Euro) über zahlreiche Vitra-Designermöbel und Miniaturmodelle von Signa-Objekten bis hin zum 8,20 Meter langen Besprechungstisch (Oberfläche geledert, Rufpreis 3.000 Euro) stehen 465 Objekte zum Verkauf. Die Gebotsabgabe ist online möglich, die Zuschläge werden am 19. Januar und 2. Februar erteilt. Achtung: “Selbstabholung und Selbstabbau am Abholungsstandort. Kein Versand möglich.” Eine Stellungnahme aus dem thailändischen Handelskonzern und Signa-Partner Central Group wirft unterdessen Fragen auf. Die börsennotierte Tochter Central Retail sagt darin, sie sei offen für eine Investition bei Selfridges, es gebe aber bislang keine Gespräche mit dem Mutterkonzern darüber. Die LBBW hat ihr Kreditengagement bei der bereits seit Monaten insolventen Signa Sports nun komplett abgeschrieben.

Wohninvestorenwünsche

Während Wohnungsknappheit die Mieten in europäischen Großstädten in die Höhe treibt, würden Investoren gerne mehr Geld in neue Wohnungen investieren, lassen sich aber abschrecken durch eine Vielzahl von Hürden. Eine Savills-Studie sieht bis 2025 mögliche private Investitionen in den Wohnbau von rund 82 Milliarden Euro, die angeblich in einem Dickicht aus Regeln, Vorschriften und Bürokratie feststecken. “Es gibt so viel Kapital, das nach Europa will”, sagt Mark Allnutt vom Finanzinvestor Greystar Real Estate Partners. Auf der Liste der Investorenwünsche finden sich wenige Überraschungen: Mietpreisbegrenzungen sollen fallen, Baugenehmigungen schneller erteilt werden, Bauvorschriften wie Habecks als “Heiz-Hammer” skandalisierte Verordnung werden nicht gern gesehen.

Next Level Gentrifizierung

Im vergangenen Jahr wurden spektakuläre Luxushotels in Europa eröffnet, etwa Richard Bransons weitläufiges Küstenanwesen Son Bunyola auf Mallorca und die 1,6 Milliarden Euro teure Umwandlung des alten britischen Kriegsamts in das Raffles London at the OWO. 2024 könnte sich als ebenso interessant erweisen. London wird weiter im Mittelpunkt stehen: Mit dem neuen Emory eröffnet im April ein extravagantes Suitenhotel in Knightsbridge mit Restaurant von Sternekoch Jean-Georges Vongerichten. Die Suitenpreise beginnen bei 2.000 Pfund pro Nacht. Weitere interessante Neuzugänge gibt es in Griechenland, Florenz, Nizza und Amsterdam. Noch exklusiver geht es zu im Indian Creek Village in Florida, wo die Gentrifizierung neue Ebenen erreicht: Milliardäre verdrängen bloße Millionäre.

Extern modern

China hatte im Sommer für Schlagzeilen gesorgt, als Huawei trotz der US-Sanktionen im Hightech-Bereich ein Handy mit ultra-modernem 7-Nanometer-Prozessor vorgestellt hat. Dies heizte Spekulationen an, dass das neueste Notebook des Herstellers ebenfalls einen technischen Durchbruch in der Volksrepublik demonstrieren wird. Bloomberg ließ nun das Qingyun L540 zerlegen. Zum Vorschein kam ein noch fortschrittlicherer Chip auf Basis der 5-Nanometer-Technologie, der jedoch aus Taiwan stammt. Der Kirin-9006C-Prozessor wurde 2020 hergestellt, etwa zur der Zeit, als die Maßnahmen Washingtons China den Zugang zu TSMC-Produkten abschnitten. Chinas Präsident Xi Jinping drängt in seinen Ansprachen immer stärker auf eine “hoch-qualitative Entwicklung” der Wirtschaft. Während westliche Ökonomen rätseln, was genau gemeint ist, wurde in der Parteizeitung Gangming Daily heute auf Fortschritte in der digitalen Wirtschaft, technologische Durchbrüche und moderne Fertigung verwiesen.

Was sonst noch so passiert ist

  • Brillen-Milliardär Fielmann gestorben

  • 16 Milliarden Pfund Extragewinn für britische Sparer

  • Chinesische Mauer für Schnapsbrenner

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