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Die gespaltene Metro-Bilanz

Metro hat kurz vor der Aufspaltung erstmals getrennte Zahlen für beide Unternehmensteile präsentiert. Im Lebensmittelgeschäft schnellen die Erträge nach oben. Doch die Elektronikabteilung macht operativ Verlust.

Der Handelsriese Metro sieht sich auf der Zielgeraden zu seiner Aufspaltung. „Wir haben die Ziellinie fast erreicht“, sagte Metro-Chef Olaf Koch am Mittwoch. Er will den Düsseldorfer Konzern in einen Elektronikhändler um Media-Saturn und einen Lebensmittelbereich aufteilen. Für beide Bereiche legte er am Mittwoch erstmals getrennte Quartalszahlen vor. Diese zeigen Ertragszuwächse für den künftig von Koch geführten Lebensmittelkonzern um die Cash&Carry-Großmärkte und die Real- Supermärkte.

Federn lassen musste dagegen die künftig unter dem Namen Ceconomy firmierende Holding um Europas größten Elektronikhändler Media-Saturn. Kosten für den Umbau und Rabatt- Aktionen sorgten für einen Verlust. Bei den Anlegern kam das schlecht an - Metro -Aktien gaben mehr als zwei Prozent nach.

Zudem muss Koch noch eine wesentliche Hürde nehmen. Denn gegen seine Pläne gibt es fünf Klagen von Aktionären. Dazu steht im Juni ein wichtiger Gerichtstermin an. Unter anderem der streitbare Media-Saturn-Minderheitseigner Erich Kellerhals geht juristisch gegen die Pläne Kochs vor. Er sieht sich durch die Aufspaltung geschädigt. Das Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf hat in dem Rechtsstreit für den 22. Juni eine Anhörung angesetzt. Sein Urteil dürfte dann entscheidend für die Aufspaltung sein. Er sehe dem Gerichtstermin „absolut zuversichtlich entgegen“, sagte Koch. Den Klagen mangele es an Substanz. Bis zu dem Richterspruch werde es keine Gespräche mit Kellerhals geben.

Kommt es so wie vom Metro-Chef geplant, wird der Lebensmittelhandel im Sommer vom Rest-Konzern abgetrennt, die Teilung soll ins Handelsregister eingetragen werden. Dies solle binnen Wochen nach der Entscheidung des Gerichts geschehen, sagte Koch. Im Sommer sollen beide Teile dann an der Börse notiert sein. Die Metro-Hauptversammlung hatte die Pläne im Februar gebilligt. Entstehen soll ein Lebensmittelhändler mit rund 37 Milliarden Euro Jahresumsatz und mehr als 150.000 Mitarbeitern in 35 Ländern.

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Die Anteilseigner der „alten“ Metro sollen Aktien dieser neuen Gesellschaft erhalten. Das Zuteilungsverhältnis soll 1:1 betragen - für jede Metro-Stammaktie soll es also eine Stammaktie des Lebensmittelhändlers geben. Bei der bisherigen Metro verbleibt der Elektronikhändler Media-Saturn und gehört dann zur Holding Ceconomy. Diese kommt bislang auf einen Jahresumsatz von rund 22 Milliarden Euro mit 65.000 Mitarbeitern. Koch will beide Teile mit der Aufspaltung schlagkräftiger machen und auf Wachstumskurs schicken.

Ceconomy werde im laufenden Geschäftsjahr 2016/17 den Umsatz leicht steigern, sagte der designierte Ceconomy-Chef Pieter Haas. Das Ebit vor Sonderfaktoren werde gegenüber dem Wert des Geschäftsjahres 2015/16 in Höhe von 466 Millionen Euro ebenfalls leicht zulegen. Einmal von den bisherigen Fesseln befreit, werde Ceconomy auf Wachstumskurs gehen, die Umsätze in den Online-Shops legten rasant zu. Dienstleistungen wie etwa Handy-Reparaturen sollen mehr Kunden in die Märkte locken.

Koch setzt bei dem künftig von ihm geführten Metro-Teil ebenfalls auf Dienstleistungen. Immer mehr Kunden der Großmärkte sollen direkt beliefert werden, bei Real soll das Online-Geschäft weiter wachsen. Einnahmen aus Immobilienverkäufen und positive Wechselkurseffekte ließen die Erträge im Lebensmittelbereich im Quartal in die Höhe schnellen. Hier stand ein Plus von 90 (Vorjahr: minus 27) Millionen Euro in den Büchern.

Koch spielte auch die Kursentwicklung des Rubel in die Hände. Metro ist mit seinen Großmärkten stark in Russland vertreten. In der Vergangenheit hatte Cash&Carry unter der Schwäche des russischen Rubel gelitten. Die russische Währung hatte dann aber seit Mai 2016 um rund 15 Prozent aufgewertet. Er sehe die Entwicklung in dem wichtigen Markt weiter optimistisch, betonte Koch.

KONTEXT

Warum die Metro sich aufspaltet

Warum will sich die Metro überhaupt aufteilen?

Die Geschäfte beim Düsseldorfer Handelsriesen liefen zuletzt nicht gerade berauschend. Die Konkurrenz ist groß und das Unternehmen schrumpft seit Jahren. Immer wieder wurden große Konzernteile verkauft - wie etwa die Warenhäuser Galeria Kaufhof oder das Auslandsgeschäft der Supermarktkette Real. Die Folge: Der Konzern verlor nicht nur den inoffiziellen Titel des größten deutschen Handelskonzerns, er musste auch seinen Platz in der höchsten Börsenliga, dem Dax-30, räumen. Die Aufspaltung soll nun zu neuem Schwung verhelfen.

Was verspricht sich Metro-Chef Olaf Koch von der Aufspaltung?

Mehr Wachstum und mehr Börsenwert. Mehr Wachstum, weil die getrennten Unternehmen sich besser auf ihre jeweilige Kundengruppe konzentrieren und dynamischer agieren können. Mittelfristig soll der bereinigte Umsatz bei beiden Gesellschaften um mindestens drei Prozent pro Jahr steigen. Im zurückliegenden Jahr schaffte die Metro als Ganzes weniger als ein Prozent. Mehr Börsenwert, weil Mischkonzerne wie die Metro an der Börse schlechter bewertet werden als klar fokussierte Unternehmen. Tatsächlich hat die Metro-Aktie seit Bekanntgabe der Aufspaltungspläne rund 25 Prozent an Wert gewonnen.

Sehen das auch Branchenexperten so?

Viele Analysten halten die Teilung für sinnvoll. Laurence Hofmann vom Investmenthaus Oddo sieht mehr Spielraum für Zukäufe und Partnerschaften. Dies hat aus seiner Sicht vor allem Media-Saturn nötig, will die Tochter ihre Stellung als größter Elektronikhändler Europas gegen mächtige Internetriesen wie Amazon auf Dauer verteidigen. Der Lebensmittelteil wiederum dürfte sein Geschäft mit der Belieferung sowie Kooperationen mit Start-Up-Unternehmen für das Hotel- und Restaurantgewerbe ausbauen, erwartet Christian Bruns von der Investmentbank Equinet. Der Experte verspricht sich zudem schnellere Entscheidungen auf Managementebene und insgesamt mehr Transparenz.

Wie funktioniert die Aufspaltung?

Heute vereint die Metro unter ihrem Dach zwei Geschäftsbereiche, die eigentlich wenig gemeinsam haben: die Lebensmittelsparte mit den Metro-Großmärkten und den Real-Supermärkten auf der einen Seite, sowie die Elektroniksparte mit den Ketten Media Markt und Saturn auf der anderen. Nach der Trennung Mitte 2017 sollen diese Sparten als eigenständige Unternehmen getrennte Wege gehen. Dabei behält die Lebensmittelsparte den Traditionsnamen Metro. Die Elektroniksparte erhält den neuen Kunstnamen Ceconomy. Die Elektronikketten selbst werden aber weiter unter den altbewährten Namen Media Markt und Saturn firmieren. Beide Unternehmen werden weiterhin an der Börse notiert sein.

Und was ändert sich für die Verbraucher?

Erst einmal wenig. Denn der Verkauf wird in den Großmärkten ebenso wie bei Real, Media Markt oder Saturn unverändert weitergehen. Auf Dauer würden aber auch die Verbraucher profitieren, meint Koch, weil sich die spezialisierten Gesellschaften besser auf die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse einstellen könnten.

Was spricht gegen eine Aufspaltung?

Wenig, außer vielleicht den hohen Kosten. Denn Gemeinsamkeiten zwischen den Geschäftsbereichen gibt es kaum. Konzernchef-Koch meint sogar, der Zusammenschluss der Metro-Großmärkte, der Real-Supermärkte und der Elektronikketten Media Markt und Saturn unter einem Dach habe zuletzt die Geschäfte eher behindert als gefördert. Die Aufspaltung ist allerdings nicht billig. Der Konzern beziffert die Kosten auf rund 100 Millionen Euro.

Steht schon fest, wer die neuen Unternehmen leiten wird?

Ja. Die Leitung des Lebensmittelgeschäfts übernimmt Koch selbst, Aufsichtsratsvorsitzender soll der bisherige Metro-Chefkontrolleur Jürgen Steinemann werden. An der Spitze der Elektronikkette wird der Media-Saturn-Chef Pieter Haas stehen. Für den Aufsichtsratsvorsitz ist der frühere Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, vorgesehen.

Ist die Idee einer Aufspaltung ungewöhnlich?

Im Gegenteil. Zurzeit ist das Aufspalten oder Abspalten bei deutschen Konzernen geradezu in Mode. Die Energieriesen Eon und RWE spalteten sich kürzlich jeweils in zwei Teile auf, um das wenig zukunftsfähige Geschäft mit konventionellen Kraftwerken vom lukrativeren Zukunftsgeschäft um Ökostrom, Vertrieb und Netzbetrieb zu trennen. Und der Pharma- und Pflanzenschutzkonzern Bayer brachte 2015 seine Kunststoffsparte als Covestro an die Börse, um sich stärker auf das lukrativere Geschäft mit der Gesundheit für Mensch, Tier und Pflanze zu konzentrieren.

Quelle: dpa