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Finanzmärkte in Mexiko bejubeln die Wahl eines linken Präsidenten

Ein Land wählt links, und die Finanzmärkte jubeln. Das ist ein Satz, den man selten so schreiben kann. Aber für Mexiko, die zweitgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas, hat er eine Woche nach der Wahl von Andrés Manuel López Obrador historische Gültigkeit. Keine Kapitalflucht, kein taumelnder Peso, keine roten Zahlen am Börsenbarometer IPC.

Mexikos Finanz- und Wirtschaftswelt hat den erdrutschartigen Sieg des 64-Jährigen am 1. Juli und vor allem seine schnellen Botschaften einer wirtschaftlichen Kontinuität mit großer Beruhigung und schon fast Vorfreude aufgenommen. Ganz nebenbei stoppte AMLO, wie López Obrador in Mexiko genannt wird, auch den Abwärtstrend an den Märkten im zweiten Quartal des Jahres.

Der Peso, eines der wichtigsten Gradmesser der Stimmung in Mexiko, hat vergangene Woche die beste Performance seit annähernd sieben Jahren hingelegt und 4,4 Prozent gegenüber dem Dollar hinzugewonnen. Der IPC-Index der Börse schloss am Freitag bei 47.600 Punkten, dem höchsten Stand in fünf Monaten. Das ist insbesondere deshalb bemerkenswert, weil auch Mexiko die Auswirkungen eines drohenden Handelskriegs zwischen den USA und China befürchten muss. Aber selbst das kann die Jubelstimmung angesichts der Wahl von López Obrador kaum einzutrüben.

Der künftige Staatschef versprach noch am Wahlabend, die Stabilitätspolitik der Vorgängerregierungen fortzusetzen. Das sei Balsam für den Peso gewesen, sagen Finanzexperten. Die Deutlichkeit der Aussagen von López Obrador hätte alle Erwartungen übertroffen. Er sagte haushälterische Vorsicht zu, garantiert die Unabhängigkeit der Zentralbank und lässt den Unternehmern freie Hand. Zudem will er einen neuen Ansatz suchen, um die Kriminalität im Lande zu bekämpfen.

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All dies waren Botschaften, mit denen die Märkte und Experten noch vor der Wahl nicht gerechnet hatten. Damals haben seine Gegner und Teile der Opposition versucht, den Linkspolitiker als einen Nationalisten und Populisten darzustellen, der Mexiko nach dem Vorbild Venezuelas in ein autoritäres, staatsdirigistisches Land umwandeln wolle. Diese Befürchtungen sind jedenfalls vorerst vom Tisch.

Zudem haben die mexikanischen Unternehmer von Widerstand während des Wahlkampfes nun auf Kooperation mit López Obrador umgeschaltet. AMLO traf sich gleich an den beiden Tagen nach der Wahl mit dem Unternehmerverband CCE und dem scheidenden Präsidenten Enrique Peña Nieto, um sich unter anderem über die Perspektiven der Neuverhandlung der Nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA mit den USA und Kanada zu informieren. López Obrador hat augenscheinlich kein Interesse daran, die Gespräche zu beenden oder die mexikanische Verhandlungsposition zu modifizieren.

CCE-Chef Juan Pablo Castañón sprach im Anschluss an das Treffen mit dem Wahlsieger von einem neuen „Klima des Vertrauens und der Verständnis“. Der Verband sei sich darüber im klaren, dass Mexiko „eine solide und starke Regierung“ benötige. López Obrador und seine Wirtschaftsberater vereinbarten mit den Unternehmern bereits konkrete Ziele.

Gemeinsam soll ein duales Ausbildungsmodell entwickelt werden, das den mexikanischen Jugendlichen eine bessere Perspektive auf dem Arbeitsmarkt ermöglicht. Das war eines der zentralen Wahlversprechen von López Obrador. Zudem sollen besonders die kleinen und mittleren Betriebe gefördert werden. Letztlich vereinbarten beide Seiten, ein Investitionsprogramm für den Süden Mexikos auszuarbeiten, wo der überwiegende Teil der armen und abgehängten Mexikaner lebt. Vor allem ihnen hatte López Obrador eine Verbesserung ihrer Situation versprochen.

Auch beim Kampf gegen Gewalt und Organisiertes Verbrechen machte der künftige Staatschef erste Ankündigungen. Von Mitte Juli an will er mit in- und ausländischen Experten das „mexikanische Rezept“ zur Eindämmung der Gewalt beraten, der pro Jahr 30.000 Menschen zum Opfer fallen. Der künftige Präsident, der am 1. Dezember sein Amt antritt, will in unterschiedlichen Foren die Vorschläge von Organisationen der Zivilgesellschaft, Menschenrechtsaktivisten, Kirchenvertretern Politikern und ausländischen Experten hören.

Ziel solle es sein, eine Strategie zu erarbeiten, mit der das Militär im Laufe der kommenden drei Jahre von der Straße abgezogen und in die Kasernen zurückgeschickt werden kann. Seit 2006 obliegt den Soldaten in weiten Teilen Mexikos die Kriminalitätsbekämpfung. Im Rahmen der Foren sollen auch Themen wie die Entkriminalisierung von Drogen sowie die Beschlagnahme und das Einziehen von Gütern und Vermögen von Mitgliedern des Organisierten Verbrechens diskutiert werden.