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Fast eine halbe Milliarde Dollar Verlust: Boeing will 30.000 Jobs streichen

Im dritten Quartal verliert der Flugzeughersteller 466 Millionen Dollar, auch, aber nicht nur wegen Corona. Der Blick geht auch zum Rivalen Airbus.

Der US-Luftfahrtkonzern Boeing will bis Ende des kommenden Jahres 30.000 der insgesamt 160.000 Jobs streichen. Das teilte der Airbus-Konkurrent am Mittwoch seinen Mitarbeitern nach Vorstellung seiner verlustreichen Quartalszahlen mit. Bereits im Frühjahr hatte das Management angekündigt, zehn Prozent aller Stellen zu streichen. Die jüngsten Ankündigungen steigern diese Quote auf 20 Prozent.

„Die globale Pandemie lastet weiter auf unserem Geschäft in diesem Quartal, und wir passen uns dieser neuen Realität an, indem wir unsere Liquidität managen und unserer Unternehmen so ändern, dass wir langfristig gezielter, widerstandsfähiger und nachhaltiger werden“, sagte Dave Calhoun, Präsident und CEO von Boeing.

Im dritten Quartal hat der US-Konzern mit Sitz in Seattle 466 Millionen Dollar Verlust geschrieben. Für die ersten neun Monate steht ein Minus von 3,5 Milliarden Dollar unterm Strich. Der Umsatz ist im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 29 Prozent auf 14,1 Milliarden Dollar eingebrochen, in den ersten neun Monaten um 27 Prozent auf 42,9 Milliarden Dollar. Boeings Rüstungssparte kann die Probleme in der zivilen Luftfahrt nicht ausgleichen.

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Der US-Konzern ist wie sein europäischer Rivale Airbus von den Folgen der Corona-Pandemie hart getroffen. Neben Flugreisen ist auch die Nachfrage nach neuen Maschinen eingebrochen. Im September etwa haben die Branchenriesen keine einzige Order erhalten. Seit Jahresbeginn hat Boeing gerade einmal 98 Flugzeuge ausgeliefert. Im vergangenen Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt 301.

Die Pandemie hat Boeing zudem in einer hausgemachten Krise erwischt: Die Flugzeuge des Typs 737 Max stehen seit zwei Abstürzen in Äthiopien und Indonesien weiterhin am Boden, allerdings nach Updates auch vor dem Comeback. Die Modellreihe ist seit langer Zeit ein Beststeller.

Derzeit prüfen verschiedene Luftfahrtbehörden, ob und wann die Max wieder fliegen darf. Calhoun sagte, er rechne weiterhin damit, dass die Genehmigung bis zum Ende des Jahres kommt. „Wir sind zuversichtlich angesichts der Evaluierungen der Luftfahrtbehörden in den USA, Kanada und Europa“, sagte er.

Zuletzt hatte das „Wall Street Journal“ berichtet, dass Boeing derzeit bei Kunden und Zulieferern das Interesse an einem neuen Flugzeug sondiert. Danach schwebt dem Unternehmen ein sogenanntes Schmalrumpf-Modell für 200 bis 250 Passagiere vor. Von der Größe her läge es dem Bericht zufolge zwischen der größten 737 Max und dem 787 Dreamliner, der bereits zwei Gänge zwischen den Sitzreihen hat.

Stellenabbau auch beim Rivalen Airbus

Mit einem solchen Modell könnte Boeing sich endlich wieder im Markt der Schmalrumpf-Flugzeuge behaupten, den die Amerikaner mit dem Flugverbot für die 737 Max komplett der Konkurrenz aus Europa mit ihrem Airbus A320 Neo überlassen mussten.

Der Erzrivale Airbus wird am Donnerstag Quartalszahlen vorlegen. Zuletzt hatte es wieder ermutigende Nachrichten gegeben. So plant der Konzern, die Fertigung des gefragten Kurz- und Mittelstreckenjets A320 im kommenden Sommer wieder zu steigern. Das hat das Management den Zulieferbetrieben zur Vorbereitung signalisiert.

Die Airbus-Spitze hatte vor einigen Monaten die Fertigungsrate, auf alle Modelle umgelegt, um rund 40 Prozent heruntergefahren. Zudem sollen in der Sparte Verkehrsflugzeuge 15.000 der 90.000 Stellen wegfallen. Bei der A320-Familie wurde die Zahl der monatlich gebauten Flugzeuge von 60 auf 40 reduziert. Aktuell kann sich Airbus vorstellen, diesen Wert im kommenden Sommer wieder auf 47 zu steigern.

Ob es dazu kommt, ist aber noch offen. Das hängt nicht zuletzt davon ab, ob die Kunden, also die Airlines, bis dahin wieder mehr Planungssicherheit haben, wie es im Luftverkehr weitergeht. Derzeit fahren viele Fluggesellschaften ihr Angebot für den Winter erneut massiv herunter, weil die Infektionszahlen weltweit stark ansteigen.

Fest steht aber, dass sich die Nachfrage nach Kurz- und Mittelstreckenjets als Erstes erholen wird. Die Erfahrungen nach dem ersten Lockdown im Frühjahr haben gezeigt, dass vor allem der nationale Flugverkehr in den Ländern wieder durchstartet. Hier gibt es so gut wie keine Hürden wie Reisewarnungen. Auch der Europaverkehr dürfte rasch wieder hochgefahren werden, wenn die zweite Corona-Welle bewältigt sein wird.

Probleme auf der Langstrecke

Auf der Langstrecke müssen die Hersteller mehr Geduld aufbringen, hier stehen noch nachhaltige Grenzöffnungen für den Fernreiseverkehr aus. Airbus hatte deshalb die Produktion von Großraumflugzeugen stärker gekappt als die der A320-Familie. Wie schnell hier die Rate wieder gesteigert werden kann, ist schwer zu sagen. Einige Airlines, etwa Lufthansa, haben angedeutet, unter Umständen mehr A350 abnehmen zu wollen, weil diese etwas kleineren Langstreckenjets auch bei einer anhaltend schwächeren Nachfrage besser zu füllen sind.

Zumindest gab es in den zurückliegenden Wochen erste Anzeichen, dass die Fluggesellschaften wieder mutiger beim Thema Flottenerneuerung und -ausbau werden. So hat die griechische Airline Sky Express vor einigen Tagen vier A320 Neo bestellt und will zwei weitere von Leasingfirmen mieten. Es war seit Wochen die erste Order für den europäischen Konzern.

Gleichzeitig konnte Airbus im September immerhin 57 Jets an Kunden übergeben. Das waren mehr als jene 39 Flugzeuge im August und auch die 49 Maschinen im Juli. In Summe hat der Konzern damit in den ersten neun Monaten 341 Flugzeuge ausgeliefert, das sind 40 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auf der anderen Seite wurden im September nur drei Bestellungen storniert.

Das ursprüngliche Ziel von Airbus, in diesem Jahr 880 Verkehrsflugzeuge auszuliefern, ist derweil längst gekippt. Mit Spannung schaut die Branche nun auf den Donnerstag, ob das Management ein neues Ziel nennt und vielleicht auch einen vorsichtigen Ausblick auf das kommende Jahr wagt.