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EZB zwischen SNB-Coup und US-Preisschock: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Mark Schrörs über Zeitspiele. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie Sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Geduld ist eine Tugend

Tut es die Europäische Zentralbank der Schweizerischen Nationalbank gleich und überrascht Anleger und Ökonomen heute mit einer Zinssenkung — wie ihre eidgenössischen Kollegen im März? Geht es nach David Kohl, Chefvolkswirt bei Julius Bär, lautet die Antwort: Ja. Allerdings ist Kohl der einzige unter den 62 von Bloomberg beobachteten Ökonomen, der einen solchen Schritt voraussagt. Alle anderen gehen davon aus, dass die EZB den rekordhohen Einlagensatz von 4% unverändert lässt — und erst im Juni senkt.

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Genau diese Botschaft haben die Euro-Notenbanker um EZB-Präsidentin Christine Lagarde in den vergangenen Wochen immer wieder und immer lauter ausgesandt: Eine Zinssenkung rückt zwar in greifbare Nähe, aber im April dürfte es dafür noch zu früh sein. Die Mehrheit wird am bisherigen Szenario festhalten und weitere Daten zu Inflation, Löhnen, Gewinnmargen und Produktivität abwarten wollen.

Das gilt womöglich umso mehr, nachdem am Mittwoch erneut höher als erwartete Preisdaten aus den USA Inflationssorgen schürten – und Marktteilnehmer ihre Erwartungen an Zinssenkungen von Fed, EZB & Co. spürbar reduziert haben.

Unterdessen warten Beobachter gespannt auf Hinweise, wie es nach einer wahrscheinlichen Zinssenkung im Juni weitergeht. Unter den Notenbankern ist zuletzt vor allem eine Debatte darüber entbrannt, ob der nächste Schritt bereits im Juli folgen soll oder ob es besser ist, zumindest bis September zu warten. Lagarde selbst sagte im März, die EZB müsse aufgrund der Unsicherheit über den Inflationsausblick von Sitzung zu Sitzung und abhängig von den Daten entscheiden.

Die Hoffnung auf mehr Klarheit über den mittelfristigen Kurs der EZB dürfte daher enttäuscht werden.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Stephan Kahl, Alexander Kell und Boris Groendahl: Kranker Mann, Job-Paradoxon bei Banken, Schatten der Geopolitik, Swiss Finish 2.0, und Frühlingsgefühle.

Kranker Mann

Bei den bevorstehenden Quartalszahlen europäischer Unternehmen könnten sich die deutschen Industriekonzerne als Partyschreck erweisen. Das legen Berechnungen von Bloomberg Intelligence nahe. Für den Dax, der sich aktuell noch in der Nähe eines Rekordhochs befindet, ist das kein gutes Omen. Am stärksten trifft es dem Analystenkonsens zufolge Infineon, dessen bereinigter Gewinn je Aktie um 46% fallen dürfte, vor allem wegen des Einbruchs bei der Nachfrage von Industriekunden. Ein schwieriges Jahr für die Autobauer erwartet Berenberg-Analyst Romain Gourvil angesichts einer “besorgniserregenden” Nachfrageschwäche bei Elektrofahrzeugen und “hartem” Wettbewerb in China. Für den Euro Stoxx 50 erwartet BI einen Rückgang beim Gewinn je Aktie um 7%. Anfang des Quartals lag der Stresspegel deutscher Unternehmen wieder auf einem ähnlich hohen Stand wie während der frühen Pandemie-Monate. Das zeigt der Distress Index der Londoner Anwaltskanzlei Weil, Gotshal & Manges. “Deutsche Unternehmen sind im Vergleich zu Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien nach wie vor am stärksten in Bedrängnis”, heißt es dort.

Job-Paradoxon bei Banken

Auf den ersten Blick klingt es paradox. Zum einen beschweren sich die Chefs der deutschen Banken darüber, dass sie keine Mitarbeiter finden. Fachkräftemangel und demografischer Wandel lassen grüßen. Zum anderen gibt es immer wieder umfangreiche Stellenstreichungen bei Kreditinstituten. So war beispielsweise vor ein paar Wochen durchgesickert, dass bei der Degussa Bank viele Jobs wegfallen sollen. Und heute dann gab die ApoBank den Abbau von rund 300 Stellen bekannt. Hintergrund ist jedoch schlichtweg die Tatsache, dass sich die Berufsbilder in den Banken ändern und Umschulungen selten eine Lösung sind. Vieles kann inzwischen automatisiert werden, der Bedarf an bestimmten Mitarbeitern sinkt damit. Gleichzeitig werden andere, sehr spezialisierte Bereiche ausgebaut, für die die Banken gute Leute brauchen. Das wird auch bei der ApoBank deutlich. Parallel zum Abbauprogramm will sie Stellen in der IT und der Regulatorik schaffen — Bereiche, die in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen haben.

Schatten der Geopolitik

Die USA und ihre Verbündeten befürchten Kreisen zufolge, dass der Iran oder seine Stellvertreter bald größere Raketen- oder Drohnenangriffe auf Ziele in Israel durchführen werden. Dies würde den seit sechs Monaten andauernden Konflikt erheblich verschärfen. Der mögliche Angriff könnte in den kommenden Tagen erfolgen, auch unter Einsatz von Hochpräzisionsraketen. Dies geht aus Einschätzungen der Geheimdienste der USA und Israels hervor. Der Iran hat gedroht, Israel als Vergeltung für einen Angriff auf eine diplomatische Einrichtung in Damaskus zu attackieren. Israel hat seinerseits gedroht, einen iranischen Angriff auf sein Staatsgebiet mit gleicher Münze heimzuzahlen. Ein direkter iranischer Angriff auf eine israelische Stadt wäre ein Novum und eine Eskalation der Feindseligkeiten. US-Präsident Biden betonte am Mittwoch erneut das Engagement der USA für die Sicherheit Israels gegen Bedrohungen durch den Iran. Dieses sei “eisern”. Die europäischen Erdgas-Futures stiegen auf den höchsten Stand seit über zwei Wochen. Der Preis für ein Fass Öl könnte über kurz oder lang wieder auf $100 klettern.

Swiss Finish 2.0

Älteren Semestern ist noch das Swiss Finish ein Begriff, eine Sonderregel der Schweizer Bankenaufsicht, die UBS und Credit Suisse nach der Finanzkrise höhere Kapitalquoten verordnete. Aus dem gestern präsentierten Bericht zur Bankenstabilität des Bundesrats ergibt sich für die allein verbliebene Megabank UBS eine Art Swiss Finish 2.0. Die höheren Kapitalanforderungen kommen vor allem aus neuen Regeln für Auslandstöchter, wogegen sich wenig sagen lässt, da sie recht präzise einen Grund für den Beinahe-Kollaps der Credit Suisse adressieren. Insgesamt fällt das Paket etwas strenger aus als erwartet — dürfte aber verkraftbar sein und auch einige Jahre für die Umsetzung in Anspruch nehmen. Das Beispiel Julius Bär, wo Präsident Romeo Lacher heute bei den Aktionären für riskante Kredite an den Ösi-Pleitier René Benko um Entschuldigung bitten musste, zeigt aber auch, dass es nicht immer nur um Regeln, sondern auch um eine Frage der Einstellung geht. Daran hat Finanzministerin Karin Keller-Sutter gestern auch beim Thema Vergütung erinnert.

Frühlingsgefühle

Am britischen Häusermarkt sind Sachverständige so optimistisch wie seit 13 Monaten nicht mehr, was die Nachfrage neuer Käufer angeht. “Mit den gesunkenen Hypothekenzinsen und dem beginnenden Frühling hat sich der Markt erholt”, sagte Julian Bunkall von Jackson Stops in Shaftesbury. “Im Allgemeinen herrscht Optimismus, wobei im Vorfeld der Parlamentswahlen Nervosität aufkommen könnte.” Die von der Royal Institution of Chartered Surveyors ermittelten Werte für Käuferanfragen und neue Immobilienangebote stiegen im März weiter an. Immobilieninteressenten setzen darauf, dass die Bank of England die Zinsen senken wird. Auf Sicht von zwölf Monaten gehen die Experten davon aus, dass alle britischen Marktregionen zu Wachstum zurückkehren werden. Auf der anderen Seite der irischen See leidet Dublin unter einem Immobiliencrash im Bürosektor, in dem Techriesen wie Alphabet und Meta die Preise nach oben getrieben hatten. Da sich das Homeoffice im Segment hartnäckiger verwurzelt hat als anderswo, sind die Preise inzwischen um 40%-50% gefallen. Und die These, dass moderne Bürotürme mit besten Nachhaltigkeitsnoten dem Abwärtrend trotzen würden, trägt nicht.

Was sonst noch passiert ist

  • Langsamer abbauen

  • Mehr Champagner

  • Zerstörtes Kraftwerk

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