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EZB: Grad der wirtschaftlichen Unsicherheit bleibt außergewöhnlich hoch

Europäische Notenbankvertreter fürchten, dass der hohe Euro-Wechselkurs und die Corona-Pandemie eine Abwärtsdynamik bei der Inflation in Gang setzen.

Die Notenbank strebt für den Euro-Raum eine Inflation von knapp unter zwei Prozent an. Durch die Coronakrise ist sie jedoch noch weiter von diesem Ziel abgekommen. Foto: dpa
Die Notenbank strebt für den Euro-Raum eine Inflation von knapp unter zwei Prozent an. Durch die Coronakrise ist sie jedoch noch weiter von diesem Ziel abgekommen. Foto: dpa

Bei der jüngsten Debatte im Rat der Europäischen Zentralbank haben wirtschaftliche Risiken eine wichtige Rolle gespielt. Das geht aus den Protokollen zur Sitzung im September hervor, die an diesem Donnerstag veröffentlicht wurden.

Nach der Sitzung hatte es viel Kritik an EZB-Präsidentin Christine Lagarde gegeben: Einige Ökonomen monierten, dass sie die Lage zu positiv beschrieben hätte und es keine Signale für eine weitere Lockerung der Geldpolitik gab.

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In den Protokollen steht, die Mitglieder hätten „betont, dass der Grad der wirtschaftlichen Unsicherheit außergewöhnlich hoch bleibt.“ Und: „Es gibt keinen Grund für Selbstzufriedenheit.“

Ökonomen werten die Protokolle als Zeichen, dass sich die Notenbank zunehmend Sorgen über die Wirtschaftsentwicklung macht. „Die Sitzungsprotokolle deuten darauf hin, dass die EZB stärker alarmiert über die Inflation ist, als wir zunächst angenommen haben“, urteilt Carsten Brzeski, Chefökonom der niederländischen Großbank ING in Deutschland.

Neben der geringen Inflation beschäftigt die EZB auch der gestiegene Wechselkurs des Euros. Beide Faktoren befeuern die Debatte über eine mögliche weitere Lockerung der Geldpolitik. Dazu hatten EZB-Vertreter zuletzt unterschiedliche Signale gegeben.

Unterschiedliche Ansichten zur weiteren Geldpolitik

Die EZB strebt für den Euro-Raum eine Inflation von knapp unter zwei Prozent an, die sie als optimal für die Wirtschaft ansieht. Durch die Coronakrise ist sie jedoch noch weiter von diesem Ziel abgekommen. Im August sanken die Verbraucherpreise im Euro-Raum um 0,2 Prozent und im September sogar um 0,3 Prozent.

Vor allem südeuropäische Länder wie Griechenland, Spanien und Italien hatten zuletzt sehr niedrige Inflationsraten vermeldet. Der starke Euro-Kurs dämpft die Inflationsentwicklung noch zusätzlich, weil dadurch Importe billiger werden.

Laut den Protokollen hat Chefvolkswirt Philip Lane in der September-Sitzung zwar darauf verwiesen, dass vorübergehende Faktoren die August-Zahlen verzerrt hätten. Er räumte jedoch ein, dass auch die gedämpfte Nachfrage und die Schwäche am Arbeitsmarkt die Inflation drücken. Der EZB-Chefvolkswirt warnte zudem davor, dass die Corona-Pandemie dazu führen könnte, dass die Inflationserwartungen weiter sinken. Notenbanker sehen abrutschende Inflationserwartungen immer mit Sorge, weil danach meist auch die Inflation selbst sinkt.

Aus Sicht der EZB dämpft auch der hohe Wechselkurs des Euros die Inflation. Als Ursachen für den Kursanstieg sieht sie die wieder gestiegene Risikobereitschaft von Investoren, von der der Euro besonders profitiert. Zudem reflektiere der Kursanstieg auch unterschiedliche Einschätzungen über die Geldpolitik im Euro-Raum und anderen Ländern der Welt. Vor allem die Geldpolitik der US-Notenbank Fed wird von vielen Investoren als besonders locker empfunden – auch im Vergleich mit dem Euro-Raum.

Nach der September-Sitzung haben sich EZB-Vertreter unterschiedlich über den weiteren geldpolitischen Kurs der Notenbank geäußert. Der italienische EZB-Direktor Fabio Panetta hatte die Sorge geäußert, dass die Notenbank zu langsam und zögerlich auf die Folgen der Corona-Pandemie reagiert. Sein luxemburgischer Direktoriumskollege Yves Mersch betonte dagegen, dass sich die Wachstums- und Inflationsaussichten für den Euro-Raum aus seiner Sicht nicht verschlechtert hätten.