Werbung
Deutsche Märkte öffnen in 5 Minuten
  • Nikkei 225

    37.934,76
    +306,28 (+0,81%)
     
  • Dow Jones 30

    38.085,80
    -375,12 (-0,98%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.017,73
    +181,96 (+0,30%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.389,06
    -7,47 (-0,53%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.611,76
    -100,99 (-0,64%)
     
  • S&P 500

    5.048,42
    -23,21 (-0,46%)
     

Ex-Teamviewer-Chef Andreas König wird Geschäftsführer bei Pro Glove

Eine gute Portion Selbstbewusstsein gehört sicher dazu, wenn man erfolgreicher Unternehmer sein will – ein Produkt zu entwickeln, für das es keine Vorlage gibt, etwas zu verkaufen, das vorher niemand gebraucht hat. Wichtig ist aber auch, sich selbst infrage stellen zu können.

Thomas Kirchner, Gründer und Geschäftsführer des Industrie-Start-ups Pro Glove in München, hat sich jetzt gefragt, ob er noch der Richtige an dieser Stelle ist. Und der 32-Jährige hat entschieden: nein. Wie das Handelsblatt erfahren hat, holt er Andreas König, zuletzt Chef von Teamviewer, dem Software-Einhorn aus dem schwäbischen Göppingen, als Geschäftsführer zu Pro Glove. Kirchner selbst will sich wieder vor allem um das Produkt kümmern.

Pro Glove, gegründet 2014 von Kirchner und Paul Günther, produziert intelligente Arbeitshandschuhe. Sie können beispielsweise Dinge, die jemand anfasst, erkennen – und diese Information weiterverarbeiten. Zu den Kunden der Firma gehören die gesamte europäische Autoindustrie, der Roboterhersteller Kuka und Händler wie Rewe oder Ikea.

Anfang des Jahres haben die Gründer ihre zweite Finanzierungsrunde abgeschlossen, 5,5 Millionen Euro bekamen sie von US-Investoren wie Inter Capital und Gettylab.

WERBUNG

Kirchner, der mal Maschinenbau studiert und bereits fünf Firmen gegründet hat, liebt es, Prototypen zu basteln, wieder zu verwerfen, und es noch mal zu probieren. Was er nicht liebt, ist Organisation. Und die braucht Pro Glove jetzt. Es geht um Wachstum, um neue Kunden, neue Länder, neue Mitarbeiter – und neue Aufgaben für die alten Mitarbeiter. „Wir sind an eine gläserne Decke gestoßen“, meint Kirchner.

„Eine Organisation entwickelt sich ständig weiter, man muss alle sechs Monate die Struktur anpassen, bei einem Start-up wahrscheinlich noch häufiger“, sagt sein Nachfolger König, 53. Er kennt sich aus mit Wachstum. Der gebürtige Österreicher, auch er ein studierter Maschinenbauer, war 16 Jahre lang bei Net App beschäftigt, einem Anbieter von Speicherlösungen aus den USA, für den er das Europageschäft aufbaute, mit 2 000 Mitarbeitern und rund zwei Milliarden Dollar Umsatz.

Später leitete er bei der Swisscom die IT Services AG mit 4 500 Mitarbeitern. Von dort holte ihn der Finanzinvestor Permira zu Teamviewer, einem Hersteller einer Fernwartungssoftware und eines der wenigen deutschen Start-ups mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Dollar.

Unter Königs Leitung wurde die Software fit gemacht für den Umgang mit Maschinen, die Zielgruppe um Großkunden erweitert, kräftig internationalisiert und der Wert des Unternehmens weiter gesteigert. „Er war der richtige Mann für diese Phase“, sagt einer, der ihn kennt. Irgendwann aber hat König sich kritisch hinterfragt – und festgestellt, dass ihm Freizeit und die Familie in München auch viel bedeuten.

Er nahm sich eine Auszeit, fast ein Jahr, in der er hier und da ein paar junge Gründer beriet. So kam er zu Pro Glove. Er mochte das Produkt sofort. Der Handschuh sei so etwas wie die Brücke zwischen Mensch und Digitalisierung. Vor allem gefiel ihm die Leidenschaft, mit der die Gründer arbeiten. Kirchner wiederum gefiel, wie sehr sich König für die Handschuhe begeistert – und dass er auch schon mal mitbastelt.

„Ich definiere mich nicht nach Größe, mich reizt die Herausforderung“, sagt König. Das Start-up habe „alle Voraussetzungen, ein Unicorn zu werden“. Das Selbstbewusstsein ist schon mal da.