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Ex-Pro-Sieben-Chef Kofler setzt auf Werbung mit Influencern

Millionen-Deals mit dem Ex-Fernsehchef beginnen meistens so: Georg Kofler auf einem Social-Media-Event ansprechen, ein Tablet bereithalten und in ein paar Minuten erklären, warum sich die Investition lohnt. Die Event-Unternehmer Lucas Riemer, 29, und Matthäus Wilhelm, 34, sicherten sich so einen Termin bei dem finanzstarken Investor, der mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Medienbranche hat. Sie konnten den 61-jährigen Kofler vom „World Fitness Day“ überzeugen, der am Wochenende zum zweiten Mal in Frankfurt stattfindet.

Die zweitägige Fitness-Messe mit rund 25.000 Besuchern passt gut in Koflers neuestes Geschäftskonzept. Der promovierte Kommunikationswissenschaftler war als Chef von Pro Sieben und Premiere einer der Pioniere des deutschen Privatfernsehens. Doch 2007 verschwand er zunächst einige Jahre aus der Branche. Seit drei Jahren ist er zurück – und setzt voll auf die neuen Medien: „Es blitzt wieder in seinen Augen“, stellt ein Weggefährte fest, der ihn noch aus der gemeinsamen Fernsehzeit gut kennt. „Er wirkt so, als hätte er eine Verjüngungskur gemacht.“

Kofler will nun verschiedene Elemente der Internet-Medienlandschaft verbinden: Die Stars in Social Media, die werbenden Firmen, den Onlinehandel und die Internetfans, die ihre Idole live und direkt erleben wollen. In der Schönheitsbranche setzte er diese Geschäftsidee bereits mit der Beauty-Messe Glow erfolgreich um.

„Aus dem Nichts haben wir 2016 mit der Glow Convention eine Marke geschaffen, die nun in der Schönheitsbranche sehr bekannt ist, vor allem bei der Zielgruppe der 15– bis 25-Jährigen“, sagt Kofler. Der Erfolg kam auch für ihn überraschend. Obwohl er keine Werbung in Zeitungen, Magazinen oder im Fernsehen dafür machte und die Eintrittskarten nur über verschiedene Internetplattformen verkaufte, waren die 4 200 Tickets dennoch drei Wochen vorher komplett verkauft. Ein „Aha-Erlebnis“ für Kofler: „Da sagte ich mir: Das ist eine Bewegung, auf die setze ich meine Chips.“

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Weltweit baut er nun eine Firmengruppe auf, die international Produkte von kleinen wie großen Unternehmen über Social Media vermarktet. Dreh- und Angelpunkt dafür ist die Social Chain Group, eine international aufgestellte Agentur, die die Stars im Netz vermarktet und vor allem in Manchester stark vertreten ist. „Durch Kanäle mit Millionen von Followern haben wir eine Basis, um Social Media, Social Marketing und E-Commerce international zu verbinden“, erklärt Kofler dem Handelsblatt.

Diese Idee verfolgt er auch als Investor in der TV-Gründerserie „Die Höhle der Löwen“. In der Jury der Sendung hält er Ausschau nach Produkten, die er über das Internet und seine Stars vermarkten kann. So wie eben den World Fitness Day, mit dem Kofler nicht nur weltweit ein attraktives Social-Media-Event im Sportbereich entwickeln kann. Er will gleichzeitig die geschäftlichen Möglichkeiten optimieren, indem er die Veranstaltung mit seinen anderen Beteiligungen im Sportbereich verknüpft.

Das passiert ebenfalls über die Social Chain Group. Über die Agentur ist er Ankergesellschafter bei einem Sporthandelsunternehmen, der 21sportsgroup. Dazu gehört zum Beispiel die Marke Planet Sports, die in diesem Jahr nach seinen Angaben über 70 Millionen Euro Umsatz macht. Der größte Teil davon kommt aus dem Internethandel.

Dass Kofler mit Anfang 60 noch als Medienmanager agieren würde, war lange nicht absehbar. Als er vor elf Jahren aus dem Geschäft ausstieg, beschäftigte er sich zunächst mit der Energiewirtschaft, sogar eine Maschinenbaufirma kaufte er. Damals boten Fernsehen und Print nichts Neues mehr für ihn. Das änderte sich, als er 2015 soziale Medien und Influencer für sich entdeckte: „Ich stellte fest, dass hier etwas Ähnliches entsteht wie vor 30 Jahren im Kabel- und Satellitenfernsehen.“

Schon im Privatfernsehen zeichnete sich der Medienkenner durch Pioniergeist aus. Diese Haltung prägt sein Handeln noch immer. Geschäftsfelder, Menschen und Kommunikationsmöglichkeiten im Internet faszinieren ihn so sehr, dass er nicht nur als Beteiligungsmanager investierte, sondern auch als Unternehmer die Geschäfte führt – mitten im Zentrum des neuen digitalen Lebensgefühls, in Berlin.

Parallelen zur Fernsehbranche

Seine Kinder im Teenager-Alter leben es ihm vor, und auch im Job hat er hauptsächlich mit Leuten zu tun, die im Schnitt 30 Jahre jünger sind als er selbst. „Als vergleichsweise alter Medienmacher bilde ich mir nicht ein, das Gleiche auch zu können“, sagt er über die „Digital Natives“. „Aber ich kann es kombinieren, und ich habe ein Grundverständnis dafür.“ Ganz ungezwungen erleben ihn Außenstehende da, gelegentlich sogar in Turnschuhen. Selbst Selfies mit seinen jungen Kollegen gehören nun zum Repertoire.

Die geschäftlichen Möglichkeiten rund um Social Media stehen aus Koflers Sicht hierzulande noch ganz am Anfang. Der Bereich habe in Deutschland eine Entwicklungsstufe erreicht wie das Privatfernsehen Anfang der 90er-Jahre. Großbritannien sei Deutschland zwei Jahre in der Entwicklung voraus, die USA sogar drei Jahre, glaubt er.

Im Gespräch zieht er gern Vergleiche zu seiner Fernsehzeit: „Ich bin mir sicher, dass die Trends aus den USA hierzulande wie so oft auch in diesem Bereich aufgenommen werden. Das war ja im Privatfernsehen genauso.“ Social Media werde in den nächsten drei bis fünf Jahren im Werbemix jedes Unternehmens eine wichtigere Rolle spielen und Kernelement in der Werbung werden.

Als Kommunikationsexperte hat er völlig neue Möglichkeiten der Vermarktung erkannt. Das Besondere im Social-Media-Marketing sei, dass die Werbung sehr genau auf Zielgruppen ausgerichtet werden kann. „Das gab es in der Fernsehwerbung nie – trotz der großen Reichweite.“ Er hält Fernsehen trotzdem nicht für ein Auslaufmodell.

Doch Social Media und die Welt des E-Commerce böten nun einen entscheidenden Vorteil: Die individuelle Ansteuerbarkeit und die Interaktionen der Nutzer machten Werbung einzigartig und wesentlich effizienter. Hinzu kämen die Kontrollmöglichkeiten von Internetkampagnen durch Abrufe, Reaktionen und Reichweite.

Die deutsche Wirtschaft könnte aus seiner Sicht noch sehr viel intensiver und professioneller mit sozialen Netzwerken arbeiten. Häufig werde der Fehler gemacht, Social Media als Verlängerung herkömmlicher Werbung zu betrachten. So entfalte dieser Bereich aber nicht seine volle Wirksamkeit. Kofler dreht das Prinzip um: „Wir gehen von Social Media aus und überlegen, in welchem Bereich man traditionelle Medien noch sinnvoll dazupacken kann.“