Ich bin zum ersten Mal mit der Billigairline Ryanair geflogen – darum war ich nicht überzeugt
Wenn es um Fluggesellschaften geht, singen meine Freunde oft ein Loblied auf Ryanair. Sie loben die günstigen Ticketpreise, sei es für Städtereisen oder Heimatbesuche. Da ich noch nie mit Ryanair geflogen war, buchte ich letzten Monat eine Reise nach Madrid. Doch die Angst vor den zahlreichen Zuschlägen – gepaart mit mittelmäßigem Service und Buchungsfehlern – hat mich nicht überzeugt. Am Ende war es sogar teurer als bei anderen Billigfluggesellschaften. Das lag vor allem daran, dass das Gepäckstück so klein ist. Zusammen mit meiner Zugfahrt zum Flughafen kostete das Ticket, das anfangs 35 britische Pfund (ungefähr 40 Euro) kostete, am Ende 90 Pfund (rund 105 Euro).
Wenn ihr plant, mit Ryanair zu fliegen, hoffe ich, dass dieser Artikel euch dabei hilft, die Fallstricke zu vermeiden. Aber selbst wenn ihr nicht mit Ryanair fliegen wollt, sollte dieser Artikel euch einen Einblick geben, wie die Fluggesellschaft ihre Preise so niedrig hält und trotzdem einen satten Gewinn erzielt.
Ich bin zum ersten Mal mit Ryanair geflogen
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Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair ist Europas größte Fluggesellschaft gemessen an der Marktkapitalisierung und bietet mehr als 3600 Flüge pro Tag an.
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Die Fluggesellschaft ist bekannt für ihre supergünstigen Ticketpreise von nur 18 US-Dollar (in etwa 16 Euro) und ihrem unverfrorenen CEO, Michael O'Leary.
Ryanair
Der Buchungsvorgang verlief relativ reibungslos, obwohl man sich an mehreren Zusatzangeboten wie Mietwagen, Reiseversicherung, Flughafen parken und Transport vorbei klicken musste. Ein paar Mal erschienen diese als Pop-ups, was ein bisschen nervig war.
Im Gegensatz zu den meisten Fluggesellschaften findet man Ryanair nicht auf Websites wie „Kayak“ oder „Booking.com“. O’Leary hat eine heftige Kampagne gegen Online-Reisebüros geführt. Er nannte sie „Piraten“ und beschuldigte sie, Kunden mit versteckten Gebühren zu belasten.
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— Ryanair (@Ryanair) May 2, 2024
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In der Nacht vor meinem Flug habe ich meinen Rucksack gemessen und festgestellt, dass er 10 Zentimeter breiter war als die von Ryanair festgelegte Grenze. Beim Einchecken zahlte ich zusätzliche 24 Pfund (ca. 28 Euro) für ein größeres Handgepäck. Sonst hätte ich eine Strafe von 70 Pfund (ungefähr 87 Euro) riskiert.
Die „kleine Tasche“ von Ryanair hat die Maße 40 cm x 25 cm x 20 cm. Ihr müsst ein Upgrade vornehmen, wenn ihr nicht riskieren wollt, dass ihr für ein Handgepäckstück, das dieselbe Größe hat wie bei so ziemlich jeder anderen Fluggesellschaft auf der Welt, einen Aufpreis zahlen müsst.
Wenn ihr euch beim Kauf eures Tickets dafür entscheidet, kostet das nur 14 Pfund (16 Euro) extra. Ich habe also Geld verloren, weil ich mein Gepäck nicht früher ausgemessen habe. Dabei hatte ich meinen kleinen Rucksack bei den Fluggesellschaften „Spirit“, „Frontier“, „Southwest“, „Allegiant“, „easyJet“ und „Wizz Air“ – um nur einige zu nennen – kostenlos mitgenommen.
Ryanair
Mein Ticketpreis verdoppelte sich, als ich meinen eigenen Sitzplatz wählte. Das 40-Euro-Ticket kostete somit jetzt 78 Euro.
Die Preise für aufgegebenes Gepäck bei Ryanair ändern sich je nach Flugstrecke und Saison. Zwei Handgepäckstücke kosten zwischen sechs Pfund bis 38 Pfund (in etwa sieben bis 32 Euro), während ein 20 kg schweres Gepäckstück zwischen 18,99 Pfund bis 59,99 Pfund (21 Euro bis 70 Euro) kostet. Eine besonders alberne Gebühr ist die Option, sich die Flugdaten per SMS für 2,99 Pfund (3,49 Euro) schicken zu lassen.
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Das Hauptdrehkreuz von Ryanair im Vereinigten Königreich befindet sich am Flughafen London Stansted, der eigentlich gar nicht in London liegt. Er ist ca. 50 Kilometer Luftlinie vom Stadtzentrum entfernt.
Um fair zu sein, die meisten „Londoner“ Flughäfen liegen außerhalb der Stadt. Aber Stansted ist der am zweitweitesten vom Zentrum entfernte Flughafen, gleich hinter Southend, das viel weniger beliebt ist.
Der Flughafen Stansted verzeichnete im vergangenen Jahr 28 Millionen Fluggäste – 14 Mal so viele wie der Flughafen Southend. Der Flughafen liegt etwa fünf Meilen (acht Kilometer) weit draußen. Da die Fluggesellschaft dadurch Geld spart, ist Ryanair dafür berüchtigt, Flughäfen anzufliegen, die weit von dem Ort entfernt sind, an dem man eigentlich sein möchte. Zu dem krassesten Beispiel gehört der Flughafen Paris-Beauvais. Dieser ist 55 Meilen (88 Kilometer) vom Stadtzentrum entfernt. Der deutsche Flughafen Frankfurt-Hahn ist fast 80 Meilen (ca. 129 Kilometer) von Frankfurt entfernt.
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Ich wachte um fünf Uhr morgens auf, um meinen Flug um 8:40 Uhr nach Madrid in Stansted zu erreichen. Ich nahm die U-Bahn nach Tottenham, um den Stansted Express zu nehmen, der mit Jugendermäßigung 23,50 Pfund (ca. 27 Euro) kostete.
Der Zug zum Flughafen Luton kostet 16,90 Pfund (in etwa 17 Euro), während die Fahrt mit der U-Bahn zum Flughafen Heathrow 5,60 Pfund (in etwa sieben Euro) kostet. Die Fahrt zum Drehkreuzflughafen von Ryanair erhöht also nochmals die Kosten.
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Von der Liverpool Street Station im Zentrum Londons braucht der Zug 48 Minuten bis zum Flughafen. Ich fand ihn komfortabler als den üblichen Pendlerzug. Er bietet außerdem einen ebenerdigen Einstieg und viel Platz für Gepäck.
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Ich kam schließlich in Stansted an und musste zum Glück kein Gepäck aufgeben oder einchecken. Denkt daran, mindestens zwei Stunden vor der Abflugzeit über die Ryanair-App einzuchecken, sonst werden euch am Flughafen 55 Pfund (64 Euro) berechnet.
Diese Gebühr betrug bei ihrer Einführung zehn Pfund (ungefähr elf Euro), ist aber inzwischen gestiegen. Die „BBC“ berichtete von einem älteren Ehepaar, das über die zusätzlichen Kosten „entsetzt“ war. Ihr könnt am Flughafen kostenlos einchecken, wenn ihr das „Plus“-Paket mit einem aufgegebenen Gepäckstück von 20 Kilogramm hinzufügt.
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Ich habe ein manuelles Taschenmessgerät gefunden und war überrascht, dass mein Rucksack hineinpasste. Aber ich bin trotzdem froh, dass ich auf Nummer sicher gegangen bin, denn ich wollte nicht in die Situation kommen, eine Geldstrafe zu bekommen.
Da meine Tasche nicht voll gepackt war, war es logisch, dass sie noch in die Parameter passte. Dennoch war ich froh, dass ich ein größeres Gepäckstück gebucht hatte. Denn Business Insider den Flug bezahlt. Hätte ich eine Geldstrafe bekommen, wäre das meinem Chef gegenüber nicht leicht zu erklären gewesen wäre.
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Ich hatte Vorrang beim Einsteigen, weil ich die größere Handgepäckoption gebucht hatte. Es schien niemanden zu interessieren, wie groß die Taschen waren. Mehrere Leute schienen Rucksäcke zu haben, die viel größer waren als meiner, ebenso wie ihre Handgepäckstücke.
Die Prioritätsoption umfasst ein größeres Handgepäckstück und einen persönlichen Gegenstand, sodass bei letzterem eindeutig Spielraum bestand, selbst auf einem stark frequentierten Flug. Mein Mitbewohner flog nicht lange nach mir mit Ryanair und entschied sich dafür, es mit einem Rucksack zu riskieren, der etwas größer war als die von der Fluggesellschaft vorgegebenen Grenzen. Er war erfolgreich.
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Nachdem wir eine Weile in einem kleinen Korridor festgehalten wurden, wurden wir auf das Rollfeld entlassen und gingen zur Boeing 737-800 hinüber.
Das Tracken des Flugzeugs auf „Flightradar24“ ergab, dass das Boarding fast unmittelbar nach der Landung begann – ein Beweis für die schnelle Umschlagzeit von Ryanair, die ihre Flugzeuge so viel wie möglich fliegen lässt.
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Boeing hat speziell Treppen gebaut, die sich aus den Ryanair-Flugzeugen herausklappen lassen, sodass der Flughafenbetrieb keine Fluggastbrücke oder Treppen mitbringen muss, was wiederum Zeit spart.
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Die größte Überraschung erlebte ich jedoch, als ich an Bord ging und feststellte, dass sich mein Sitzplatz 16D in einer Ausgangsreihe befand. Ich hatte acht Pfund (neun Euro) extra bezahlt, um mir für diesen Artikel einen Platz am Gang zu sichern. Aber hatte ich wirklich so viel zusätzliche Beinfreiheit gebucht?
Ryanair
Ich überprüfte die Sitzpläne. Auf der Website von Ryanair ist Reihe 16 als normaler Sitz aufgeführt, der weniger kostet als ein Sitz in der letzten Reihe. Der Plan für die neuere 737 Max 8 wurde anstelle des etwas anderen Plans für die 737-800 angezeigt.
Die Tatsache, dass ich acht Pfund (in etwa neun Euro) und nicht 15 Pfund (ca. 17 Euro) bezahlt hatte, verwirrte mich. Ich vermute, das könnte bedeuten, dass jemand für zusätzliche Beinfreiheit in Reihe 18 bezahlt hat, aber stattdessen auf einem normalen Sitzplatz gelandet ist. Ein Ryanair-Sprecher sagte: „Da dieser Flug ursprünglich mit einer Boeing 737-Max durchgeführt werden sollte, wurde für diesen Flug von Stansted nach Madrid (15. April) der Sitzplan der Boeing 737-Max in diesem Buchungsfluss angezeigt.“ Er fügte hinzu: „Aus betrieblichen Gründen wurde das Flugzeug gegen eine Boeing 737-800 ausgetauscht, die eine etwas andere Sitzanordnung hat.“
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Ein normaler Sitz hat eine Beinfreiheit von 74 Zentimeter, lässt sich aber auch nicht verstellen. Ich fand, dass das Leder ziemlich abgenutzt aussah, auch wenn der Jet schon 13 Jahre alt ist. Es war immer noch relativ bequem, also kann ich mich nicht beschweren.
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Was mir jedoch nicht gefiel, war meine Sicht. Das grelle Farbschema in Gelb und Marineblau und die Werbung auf den Ablagefächern empfand ich als störend.
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Ein weiteres einzigartiges Merkmal eines Ryanair-Jets ist das Fehlen einer Sitztasche. Stattdessen ist die Sicherheitskarte auf die Kopfstütze gedruckt. Auch hier geht es darum, zwischen den Flügen Zeit zu sparen, da es weniger zu reinigen gibt. Ich bevorzuge jedoch die Tasche, da sie praktisch ist, um ein Buch oder eine Wasserflasche zu verstauen.
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In der letzten Reihe brauchte ich ein paar Minuten, um meinen Ablagetisch zu finden, der sich aus der Armlehne herausklappen ließ. Er lässt sich auch in der Hälfte zusammenklappen, wo sich eine Aussparung für einen Getränkehalter befindet.
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Nachdem wir losgeflogen waren, erkundete ich das Badezimmer. Es war ziemlich groß, und ich fand, dass es für meine Größe von 1,90 m genug Platz bot. Ryanair hatte einen eigenen Nichtraucherhinweis in acht verschiedenen Sprachen.
Geschichten über Ryanair-Passagiere, die zu viel getrunken oder auf der Toilette geraucht haben, sind in der britischen Presse keine Seltenheit.
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Ich war auch angenehm überrascht, als ich sah, dass es im Bad Seifenflaschen mit dem Markenzeichen des Unternehmens gab, was für Ryanair fast zu luxuriös war.
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Kurz nach Beginn des Trolley-Service ging das Anschnallzeichen wegen Turbulenzen an. Der Trolley war nur eine Reihe von mir entfernt, kam aber nie zurück, selbst als das Anschnallzeichen erneut erlosch.
Ich hatte nicht vor, noch mehr Geld für Essen oder Getränke auszugeben – ganz zu schweigen von Rubbellosen oder zollfreien Zigaretten. Aber ich war überrascht, dass man mir nicht einmal die Möglichkeit dazu gab.
Courtesy of Ryanair
Ich war von den Flugbegleitern insgesamt nicht sehr beeindruckt.
Beim Einsteigen gab es keine Begrüßung, und die ganze Angelegenheit war ziemlich lieblos. Natürlich handelt es sich um eine reine Billigfluggesellschaft, und die Mitarbeiter arbeiten in langen Schichten, also bin ich nicht verärgert. Aber das Kabinenpersonal ähnlicher Fluggesellschaften wie „easyJet“ und Wizz Air ist meiner Erfahrung nach definitiv freundlicher.
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Ich habe den Flug genossen, und es gab keine wirklichen Probleme, auch wenn die Lautsprecherdurchsagen, die mit Duty-Free-Produkten werben, ein wenig nervig waren. Da es weder Bordunterhaltung noch eine Zeitschrift der Fluggesellschaft gab, war ich froh, einen Roman zu lesen.
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Eine weitere Besonderheit war, dass das Kabinenpersonal die Abfälle aller Passagiere einsammelte. Statt einer großen Mülltüte wurden mehrere kleine Tragetaschen verwendet, darunter eine vom britischen Zeitungshändler „WHSmith“. Das erschien einfach ineffizient.
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Nach zweieinhalb Stunden in der Luft sind wir pünktlich in Madrid gelandet. Es war allerdings eine holprige Landung. Einem Passagier in der vorderen Reihe wurde offenbar der Kopfhörer vom Kopf gerissen. Aber immerhin sind wir unversehrt von A nach B gekommen.
Pete Syme/Business Insider
Es gab nicht viel zu beanstanden, da man bei Ryanair bekanntlich keine hohen Erwartungen haben sollte. Dennoch war ich über die restriktive Gepäckgröße, den laschen Service und die steigenden Kosten überrascht. Wenn es nicht gerade ein gutes Angebot gibt, würde ich lieber eine andere Billigfluggesellschaft wählen.
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