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Das Dividendenerbe von Andrea Enria: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Nicholas Comfort über eine Palastrevolution im Interregnum. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Italienischer Falke, deutsche Taube?

Andrea Enria hat zum Ende seiner Amtszeit als oberster Bankenpolizist der EZB damit begonnen, die Aufsichtspraxis umzukrempeln. Aber eine der größten und folgenreichsten Umwälzungen dürfte — wenn überhaupt — erst nach seinem Ausscheiden im Dezember eintreten.

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Mehrere Mitglieder des EZB-Aufsichtsgremiums — in dem die Chefs der nationalen Behörden und einige von der EZB direkt ernannte Beamte vertreten sind — bereiten dem Vernehmen nach einen Vorstoß zur Senkung der Hürden vor, die Banken nehmen müssen, bevor sie Kapital an ihre Aktionäre ausschütten können. Diese Hürden sind spätestens seit der Pandemie, als sie de facto zu einem Totalverbot ausuferten, das Reizthema Nummer Eins zwischen den Instituten und der Aufsicht, insbesondere ihrem italienischen Vorsitzenden.

Die Meinungsverschiedenheiten im Aufsichtsgremium traten bereits früher gelegentlich zutage. Nun, da sich Enria auf die Übergabe an die Bundesbankerin Claudia Buch vorbereitet, wittern einige der Dividendenrebellen ihre Chance. Buch wird in dieser Debatte, die vermutlich im Rahmen einer umfassenderen Überprüfung der EZB-Aufsichtspraxis stattfinden wird, entscheidend sein.

Viele, die mit Buch zusammengearbeitet haben, weisen allerdings daraufhin, dass die Volkswirtin beim Thema Bankkapital in der Vergangenheit alles andere als eine Taube war. Das könnte den Ambitionen der Dividendenlockerer einen Dämpfer versetzen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl und Stephan Kahl: Vabanque unter dem roten S, finis Signae, moderne Energiepolitik, rückläufige Inflation, und grüezi, AT1!.

Vabanque unter dem roten S

Die Sparkassen haben sich in den vergangenen Jahren in Geschäftsbereiche vorgewagt, in denen man sie nicht unbedingt vermuten würde. Ein gutes Beispiel dafür ist die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, die Ende 2022 mit rund 12 Milliarden Euro Bilanzsumme die Nummer 21 unter den damals etwa 360 deutschen Sparkassen war. Bereits Anfang des Jahres hatte Bloomberg News berichtet, dass sie zu den aktivsten Akteuren im öffentlich rechtlichen Sektor gehört, wenn es um fremdfinanzierte Übernahmen geht. Jetzt taucht der Name des Instituts auch in den Reihen der Finanzierer des strauchelnden Immobilienimperiums von René Benko auf, dessen Signa Holding heute in Wien ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Die Kreissparkasse war zusammen mit anderen Instituten an einer 100 Millionen Euro schweren Kreditlinie für die bereits insolvente Tochter Signa Sports United beteiligt und agierte bei dem Deal sogar als Lead Arranger, wie Bloomberg-Daten zeigen. Derartige Transaktionen dürften zwar zusätzliche Erträge bringen, sind aber ganz offensichtlich nicht ohne Risiko.

Finis Signae

Benkos verzweifelte Bemühungen, in letzter Sekunde noch Liquidität für seine Signa Holding aufzutreiben, haben am Ende nichts gefruchtet. Mit der Sanierung in Eigenverwaltung bleiben die Gesellschafter zwar bis zu einem gewissen Grad am Ruder. Wie es mit den anderen Signa-Gesellschaften weitergeht, vor allem der Edel-Sparte Signa Prime, in der die wertvollsten Liegenschaften und Projekte stecken, muss sich erst noch weisen — womöglich schon bald. Dass sich nun mögliche Käufer für die Sahnestücke positionieren, darf angenommen werden. Wer die Gewinner und Verlierer der Insolvenz sind, wird die spannende Frage der nächsten Wochen und Monate sein. Der Natixis-Immobilienfonds AEW jedenfalls hat ausgerechnet heute den Tiefpunkt der europäischen Gewerbeimmobilienflaute ausgerufen. Bei Aroundtown ist davon indes noch wenig zu sehen. Nach neun Monaten stehen bei dem Luxemburger Entwickler deutscher Liegenschaften wegen Abwertungen 1,4 Milliarden Euro Miese unterm Strich. Die Aktie stürzt um bis zu 11%.

Moderne Energiepolitik

Trotz des jüngsten Rückschlags in den USA sind kleine, in Serie gefertigte Kernreaktoren — Small Modular Reactors — nach Ansicht der Internationalen Atomenergie-Organisation immer noch eine praktikable Option für eine CO2-arme Energieversorgung. IAEO-Chef Grossi sagte, er bleibe optimistisch, selbst nachdem NuScale den Bau des ersten Kernreaktors in den USA wegen steigender Kosten gestoppt hat. Auch die EU setzt auf SMRs. “Es ist absolut entscheidend, die Kerntechnologie zu entwickeln, um unsere Dekarbonisierungsziele zu erreichen”, so EU-Kommissar Breton. Bei großen Reaktoren rechnet Electricité-de-France-Chef Remont mit einer Beschleunigung der Baukapazitäten von derzeit einem oder zwei Reaktoren pro Jahrzehnt auf einen oder 1,5 Reaktoren pro Jahr. Unterdessen startet die Biden-Administration ein Programm zur Förderung der Anreicherung von Kernbrennstoff für fortgeschrittene Reaktoren in den USA. Seit fast drei Jahren werden dort Arbeiten an einem energiereicheren Kernbrennstoff gefördert, der für fortschrittliche und kleinere Reaktoren benötigt wird.

Rückläufige Inflation

Rückläufige Inflationsraten in Teilen der Eurozone gaben den europäischen Aktien zur Wochenmitte Auftrieb. Deutschland und Spanien eröffneten den Reigen der nationalen Inflationsberichte, die für die meisten großen Volkswirtschaften einen Rückgang erwarten lassen. Im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen sank die Inflationsrate im November auf 3%, vor allem dank eines starken Rückgangs der Energiepreise. Im August lag die Rate noch fast doppelt so hoch. Die Einfuhrpreise fielen im Oktober um 13% gegenüber dem Vorjahr. Die spanische Inflation verlangsamte sich im November angesichts sinkender Kosten für Kraftstoff und Tourismus unerwartet auf eine Rate von 3,2%. Die Kerninflation gab deutlich stärker als erwartet nach auf 4,5%. “Die anhaltende Disinflation in Europa ebnet den Weg für eine weniger aggressive europäische Geldpolitik”, sagte Florian Ielpo von Lombard Odier Asset Management. EZB-Ratsmitglied Yannis Stournaras warnte indes davor, auf eine Zinssenkung bereits im April zu setzen. Ab dem dritten Quartal 2024 sei erst damit zu rechnen, sagte er in einem Politico-Interview.

Grüezi, AT1!

Für die als Additional Tier 1 oder kurz AT1 bekannten verlusttragenden Bankanleihen war der 20. März ein Tag der Wahrheit. Die mit Staatshilfe ermöglichte Rettung der Credit Suisse zog die Abschreibung von AT1-Bonds der Bank in Höhe von 16 Milliarden Franken nach sich, mit der viele ihrer Halter nicht gerechnet hatten. Viele sagten voraus, dass der Markt für Schweizer Banken lange Zeit verschlossen bleiben würde. Das würde den Schweizer Behörden dann wohl eine Lehre sein. Ein gutes halbes Jahr später ist es ausgerechnet die Credit-Suisse-Retterin UBS, die den Markt wieder in lichte Höhen treibt — das Emissionsvolumen im November ist auf dem höchsten Stand seit einem Jahrzehnt. UBS-Verwaltungsratspräsident Kelleher meinte gestern beim FT-Bankengipfel in London trocken: “Ich habe Mitgefühl mit den Anleihegläubigern, aber die Lektion lautet, dass man seinen Prospekt lesen sollte.”

Was sonst noch passiert ist:

  • 24-Millliarden-Loch

  • Vorstands-Umbau

  • Mehr Geiseln frei

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