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Die Stunde Null: Wie Präsident Trump die Spielregeln der Wirtschaftswelt verändert

Die New Yorker Börse reagierte überraschend positiv auf Trumps Wahl (Bild: AP Photo/Richard Drew)
Die New Yorker Börse reagierte überraschend positiv auf Trumps Wahl (Bild: AP Photo/Richard Drew)


Die wohl größte Wahlsensation in der Geschichte der Vereinigten Staaten ist perfekt: Donald Trump ist Prä
sident – und die Welt befindet sich in Schockstarre. Die Börsen fuhren reflexartig Achterbahn, schlossen dann aber nach wenigen Tagen überraschend deutlich im Plus. Ein Überblick, wer von Präsident Trump profitieren könnte, welche Unternehmen potenziell zu den Verlierern gehören – und was der Weltwirtschaft blüht.

Am Ende war Donald Trump von seinem Triumph selbst überrascht: „Er war schockiert wie alle anderen“, zitiert die New York Times enge Mitarbeiter seines Wahlkampfstabs.

Das kann man getrost auch vom Rest der Welt behaupten, der in den frühen Morgenstunden des vergangenen Mittwochs nicht seinen Augen traute: Entgegen allen Umfragen, die den 70-jährigen Republikaner praktisch das ganze Wahljahr über hinter der demokratischen Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton gesehen hatten, setzte sich Trump am Ende doch durch – und das sogar nach Wahlmännerstimmen deutlich.

Der Schwarze Schwan der Wahlen

Statistisch betrachtet ähnelt Donald Trumps sensationeller Wahlsieg dem in der Investmentszene immer wieder bemühten Phänomen des Schwarzen Schwans, das der Finanzmathematiker Nassim Nicholas Taleb im gleichnamigen Bestseller geprägt hatte. Taleb erklärt darin die Macht statistisch extrem unwahrscheinlicher Ereignisse, die durch gegenseitige Abhängigkeiten am Ende doch öfter vorkamen als erwartet.

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Entsprechend unvorbereitet reagierten die Kapitalmärkte in den Stunden des sich abzeichnenden Trump-Triumphs: Die Futures zeigten erdrutschartige Verluste von in der Spitze 900 Punkten des US-Elitedindex Dow Jones an, während der Dax zu Handelsbeginn am Mittwoch sechs Prozent tiefer startete, und der Euro im Verhältnis zum Dollar über Nacht um drei Prozent zulegte.

Börse im Rallye-Modus nach Trump-Sieg

48 Stunden später jedoch hatte sich das Bild komplett gedreht: Der Dow Jones beendete die Handelswoche nicht nur mit dem größten Plus (+ 5,4 Prozent) seit 2011, der renommierteste Aktienindex der Welt schloss sogar auf dem höchsten Stand der Geschichte! Wie passt das zu den düsteren Prognosen, die Donald Trumps Präsidentschaft in den vergangenen Monaten umgab?

Gar nicht: Die Vorstellung, dass die Aktienmärkte nach einem Sieg von Donald Trump einbrechen würden, wie es etwa die Deutsche Bank vorausgesagt hatte, sei „albern“, erklärte Investmentlegende Warren Buffett.

Investment-Legende Carl Icahn verdiente an Trump-Sieg

Genau der gleichen Meinung ist auch ein anderer legendärer Anleger: Carl Icahn, bekennender Trump-Anhänger, verließ die Siegesparty des neuen Präsidenten der USA, um Aktien zu kaufen. „Ich persönlich glaube nicht, dass Trump schlecht für die Aktienmärkte ist“, erklärte Icahn dem Finanzsender CNBC – die Wahl von Trump sei vielmehr „ein Schritt in die richtige Richtung“.

Der Hedgefondsmanager bewies mit seiner Einschätzung wieder einmal den richtigen Riecher – und investierte zu Tiefstkursen eine Milliarde Dollar am nächsten Handelstag.

Bank-Aktien im Rausch

Icahns Einschätzung sollte sich als goldrichtig erweisen – die Märkte schalteten seit Mittwoch in den Rallyemodus. Ganz vorn dabei waren jene Sektoren, in denen sich unter Präsident Trump einschneidende Veränderungen abzeichnen würden. Etwa der Finanzsektor: So stellte Trump im Wahlkampf mehrfach in Aussicht, das Bundesgesetz „Dodd–Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Act“, das nach der Finanzkrise 2010 als Instrument zur Finanzmarktregulierung verabschiedet wurde, zu kassieren oder stark zu modifizieren.

Die Folge: Banken könnten wieder ungehemmter Kredite vergeben oder an welche gelangen. Entsprechend schossen die Kurse von Finanzinstituten rund um den Globus in drei Handelstagen nach Trumps Wahlsieg nach oben. Die Aktien von JP Morgan, Goldman Sachs oder Wells Fargo legten vergangene Woche allesamt mehr als 10 Prozent zu, während sich die Deutsche Bank – seit Jahren Kreditgeber an Trump – über einen Kurssprung von mehr als 20 Prozent freuen durfte.

Auch Pharma-, Infrastruktur- und Rüstungsaktien profitieren

Auch Unternehmen aus anderen Sektoren konnten sich über satte Kursgewinne freuen: So haussierten etwa die Papiere der Pharmariesen Pfizer und Merck seit Mittwoch um 9 Prozent. Der Grund: Im Gegensatz zur demokratischen Rivalin Hillary Clinton, die sich für bezahlbarere Medikamente einsetzen wollte, dürfte Big Pharma unter Trump weniger leiden.

Einen regelrechten Wachstumsimpuls dürfte dagegen die Infrastrukturindustrie erfahren – schließlich hatte Trump im Wahlkampf davon gesprochen, dass Amerika einem Dritte-Welt-Land gleiche, das dringend eine Modernisierung seiner Straßen, Bahnhöfe und Flughäfen benötige.

Entsprechend haussieren die Aktien von Bauunternehmen wie Caterpillar und US Steel. Und auch Rüstungskonzerne wie Lockheed Martin und Raytheon dürften von steigenden Militärausgaben und einer Erneuerung und Vergrößerung der Flotte profitieren, glauben Anleger, die beide Titel verstärkt kauften.

Apple, Amazon, Alphabet: Techkonzerne unter Druck

In die entgegengesetzte Richtung tendierten dagegen die Favoriten der Obama-Ära – die hoch kapitalisierten Tech- und Internet-Unternehmen der USA. Dem teilweise heftigen Ausverkauf liegt einerseits Trumps isolationistisches Weltbild zugrunde: „Die Globalisierung macht eine Pause“, kommentiert TheStreet.com-Gründer James Cramer.

Apple, Alphabet, Amazon und Facebook, die maßgeblich von einer weltweit vernetzten Wirtschaft profitieren, könnten es unter der Trump-Administration entsprechend schwerer haben. Besonders den wertvollsten Konzern der Welt hat sich der mehrfache Multimilliardär im Wahlkampf wiederholt vorgeknöpft: „Wir werden Apple dazu bringen, ihre verdammten Computer in diesem Land zu bauen“, wetterte Trump im Wahlkampf.

Medienkonzerne im Visier – Time Warner-Übernahme durch AT&T in Gefahr

Der Weg dazu könnte über Strafzölle von bis zu 45 Prozent auf aus dem Ausland eingeführte Ware führen – Apples in China gefertigten iPhones. Das Problem: Konzernchef Tim Cook hatte im Vorfeld mehrfach erklärt, dass nicht nur die höheren Löhne in den USA der Hinderungsgrund für eine verstärkte Produktion „Made in America“ sei, sondern vor allem das fehlende Know-how im Fertigungsprozess.

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Der weltgrößte Online-Einzelhändler Amazon wiederum könnte kartellrechtliche Probleme (Trump: „Amazon ist Monopolist“) bekommen – und Jeff Bezos persönliche. Dem Amazon-Gründer gehört bekanntlich auch noch persönlich die von Trump so verhasste liberale Washington Post, die im Oktober das Skandalvideo mit Trumps obszönen Äußerungen publizierte.

Generell müssen sich die Medienkonzerne unter Trump auf eine härtere Gangart einstellen – der geplanten Großübernahme von Time Warner durch AT&T steht der neue Präsident sehr skeptisch gegenüber.

Janet Yellen vor dem Aus, Dollar vor Rallye

Das gilt nicht zuletzt auch für handelnde Akteure der Weltwirtschaft: Fed-Chefin Janet Yellen, die seit zweieinhalb Jahren die amerikanische Notenbank führt. „Sie ist sehr politisch und sollte sich dafür schämen“, hatte Trump die 70-Jährige unverblümt abgekanzelt. Das Ende von Yellens Amtszeit, die noch bis Februar 2018 läuft, gilt als besiegelt – sofern die Fed-Chefin selbst nicht sogar eher hinschmeißt.

Andernfalls könnte die eingeschriebene Demokratin Trump die Präsidentschaft mit ihren Mitteln bis dahin versalzen – mit deutlichen Zinsanhebungen, die die amerikanische Konjunktur abwürgen und den streitbaren Republikaner schnell unter Druck setzen könnte. Im Umkehrschluss könnte das zumindest die amerikanische Währung mittelfristig weiter an Wert steigen lassen, zumal Trump selbst mit erhöhten Ausgaben und Steuererleichterungen eine steigende Inflation in Kauf zu nehmen scheint, der wiederum mit steigenden Zinsen begegnet werden müsste – entsprechend könnte der Dollar gegenüber dem Euro weiter aufwerten.

Quasi über Nacht haben sich die Spielregeln der Wirtschaftswelt so fundamental geändert wie seit der Finanzkrise im vergangenen Jahrzehnt nicht mehr. Zumindest eines scheint in den unsicheren Zeiten unter Präsident Trump festzustehen: Langweilig dürfte es so schnell nicht werden…

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