Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    17.766,23
    -260,35 (-1,44%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.916,99
    -67,49 (-1,35%)
     
  • Dow Jones 30

    37.821,13
    +86,02 (+0,23%)
     
  • Gold

    2.403,60
    +20,60 (+0,86%)
     
  • EUR/USD

    1,0619
    -0,0007 (-0,06%)
     
  • Bitcoin EUR

    58.741,39
    -1.396,64 (-2,32%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Öl (Brent)

    85,32
    -0,09 (-0,11%)
     
  • MDAX

    25.973,85
    -473,29 (-1,79%)
     
  • TecDAX

    3.292,22
    -42,10 (-1,26%)
     
  • SDAX

    14.009,29
    -248,79 (-1,74%)
     
  • Nikkei 225

    38.471,20
    -761,60 (-1,94%)
     
  • FTSE 100

    7.820,36
    -145,17 (-1,82%)
     
  • CAC 40

    7.932,61
    -112,50 (-1,40%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.874,33
    -10,69 (-0,07%)
     

AT&Ts Akquisition von Time Warner: Content is King

 

AT&T hat Time Warner übernommen (Bild: AP Photo/Mark Lennihan)
AT&T hat Time Warner übernommen (Bild: AP Photo/Mark Lennihan)

Unerwarteter Paukenschlag in der Inhalte-Industrie: Time Warner, nach Disney und Comcast drittwertvollster Medienkonzern der Welt, wird von AT&T für stolze 85 Milliarden Dollar übernommen. Die größte Akquisition des Jahres wirft Fragen auf: Einerseits scheint fraglich, ob der Deal durchgeht, andererseits welcher Inhalte-Anbieter als nächster geschluckt werden könnte.

20 Jahre ist es her, dass Microsoft-Gründer Bill Gates ein bemerkenswertes Essay über die Zukunft des Internet verfasst hat – „Content is King“, „Inhalte sind König“. Der Microsoft-Chef schrieb darin den wegweisenden Satz: „Inhalte sind der Rohstoff, mit dem im Internet Geld verdient werden wird – genau wie es beim Fernsehen der Fall war.“

WERBUNG

Schnellvorlauf um zwei Jahrzehnte: Inhalte sind der Rohstoff, mit denen im Internet Geld verdient wird – erst recht, wenn sie aus der Fernsehindustrie kommen. Streaming-Pionier Netflix macht vor, wie Fernsehen im Digitalzeitalter funktioniert: Bereits 83 Millionen Menschen rund um den Erdball abonnieren den Streaming-Dienst, bei dem sie ab acht Euro im Monat so viel sehen können, wie sie wollen.

Time-Warner-Verkauf hatte sich lange angedeutet

Klassische Fernsehgesellschaften wie CBS, Viacom, 20th Century Fox und Time Warner, die mit Spartenkanälen wie HBO, Showtime oder MTV jahrzehntelang die TV-Kultur bestimmten, müssen umdenken. Im Falle von Time Warner hat das zu einer überraschenden Einsicht geführt: Der 1989 aus der Fusion zwischen Time Inc. und Warner Communications entstandene Medienriese akzeptiert den Verkauf, solange die Konditionen noch stimmen.

Konzernchef Jeff Bewkes hatte bereits zu Jahresbeginn angedeutet, dass er einer Übernahme offen gegenüberstehe, „um den Aktionärswert zu steigern“, wie er seinerzeit im Gespräch mit der New York Post andeutete. Dazu wäre es fast bereits zwei Jahre früher gekommen, als Erzrivale Rupert Murdoch mit seiner 20th Century Fox für Time Warner bot – mit seiner Offerte über 85 Dollar je Aktie aber auf Ablehnung beim Aufsichtsrat des Konkurrenten stieß.

Auch Apple schien interessiert

Im Oktober 2016 ist klar, dass sich die Zurückhaltung gelohnt hat: Time Warner konnte einen deutlich höheren Verkaufspreis aufrufen – für 107,50 Dollar je Aktie bzw. einen Börsenwert von 85,3 Milliarden Dollar wechselt das New Yorker Medien-Imperium, das seinen Ursprung im 1922 gegründeten Verlag Time Inc. besitzt, den Besitzer.

Der Käufer allerdings überrascht. Mehrere Monate hielten sich die Gerüchte, dass der wertvollste Konzern der Welt für Time Warner bieten könnte – Apple schien nicht zuletzt wegen seiner schleppenden Content-Strategie interessiert. Mit den Inhalten von Time Warner, das nicht nur den beliebten Nachrichtenkanal CNN, sondern auch den beliebten Pay-TV-Sender HBO („Sex and the City“, „Game of Thrones“) und das Filmstudio Warner Brothers („Harry Potter“, „Batman“) besitzt, hätte der iPhone-Hersteller endlich Zugang zu Exklusiv-Inhalten für Apple TV gefunden.

AT&T macht das Rennen

Die sichert sich nun jedoch ein auf den ersten Blick ungewöhnlicher Bieter: Telekom-Riese AT&T. Was will nun der mit 131 Millionen Kunden zweitgrößte Telekomanbieter der USA mit dem nach Disney und Comcast drittwertvollsten Medien-Unternehmen der USA?

Time Warner an der New Yorker Börse (Bild: AP Photo/Richard Drew)
Time Warner an der New Yorker Börse (Bild: AP Photo/Richard Drew)

„Dies ist die perfekte Ergänzung zweier Unternehmen mit komplementären Stärken, die Kunden, Inhalte-Anbietern, Distributionspartnern und Werbekunden einen neuen Ansatz bietet“, erklärte AT&T-CEO Randall Stephenson die Beweggründe der Übernahme.

Auch für Kunden soll sich einiges zum Besseren wenden: „Ein großes Ärgernis für Kunden ist, dass sie einmal für Inhalte zahlen und dann nicht überall und auf jedem Gerät Zugriff darauf haben. Unser Ziel ist es, das zu ändern“, erklärte der 56-Jährige im begleitenden Statement zur Übernahme.

Donald Trump will Übernahme sofort rückgängig machen

Die Politik allerdings reagierte wenig begeistert. „Solche Deals zerstören die Demokratie“, äußerte sich der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump ablehnend zur Übernahme. Der Zusammenschluss stehe exemplarisch für „jene Machtstrukturen, die ich bekämpfe.“

Ironischerweise waren Trump und die Demokraten da einmal einer Meinung. Der ehemalige demokratische Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders kritisierte „höhere Kosten und geringere Auswahlmöglichkeiten für die amerikanische Bevölkerung“. „Ich stehe riesigen Medienfusionen skeptisch gegenüber, weil sie zu höheren Kosten, weniger Auswahl und sogar schlechterem Service für die Verbraucher führen können”, äußerte sich auch der Demokrat Al Franken aus Minnesota ablehnend.

AT&T versucht die Zweifel unterdessen zu zerstreuen: „Dies hier ist eine vertikale Integration. Time Warner ist ein Lieferant AT&Ts. Alle Deals, die in den letzten Jahren in Schwierigkeiten gekommen sind, waren horizontale Zusammenschlüsse, bei denen ein Mitbewerber aus dem Markt genommen wurde“, erklärte CEO Stephenson. Entsprechend wird mit der intensiven Prüfung der Kartellbehörden erst Ende 2017 bei einer Komplettierung der Übernahme gerechnet.

Vorbilder Comcast und Verizon

Die Übernahme von Medienunternehmen durch Telekom- und Internetanbieter hat unterdessen prominente Vorbilder. 2013 sicherte sich Comcast, der größte Kabelnetzbetreiber und zweitgrößte Internetanbieter der USA, die Mehrheit an NBC Universal. Verizon, der noch vor AT&T größte Mobilfunkprovider der USA, griff im vergangenen Sommer nach AOL und befindet sich derzeit im Übernahmeprozess von Yahoo.

Entsprechend mutmaßt die Wall Street, welche Medienunternehmen als nächste ins Fadenkreuz von Übernahmen rücken könnten. CBS, Viacom und Discovery Communication sind weitere große US-Fernsehgesellschaften, die als Filetstücke von Telekom- oder Internet-Giganten geschluckt werden könnten – kleinere Spartenkanäle wie AMC („Breaking Bad“) oder Film- und Serienproduzenten wie Lionsgate („Mad Men“) werden vom Branchenorgan Variety ebenfalls genannt.

Und dann ist da nicht zuletzt der Vorreiter des modernen Medienunternehmens im 21. Jahrhunderts: Netflix, dem bereits das Interesse von Disney oder Apple nachgesagt wurde. Ein möglicher Käufer müsste für den Streaming-Pionier, der es nach den jüngst starken Quartalszahlen bereits auf einen Börsenwert von 55 Milliarden Dollar bringt, im Falle eines Bietergefechts möglicherweise jedoch noch mehr als für Time Warner hinlegen. Guter Content kostet eben…

Sehen Sie auch: AT&T und Time Warner – Politisch brisante Elefantenhochzeit