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Deutsche Biotechfirmen sammeln 2020 drei Milliarden Euro ein – dank Biontech und Curevac

Die hiesige Biotechbranche konnte im vergangenen Jahr eine Rekordfinanzierung verzeichnen. Die Wertschätzung für die Firmen steigt, doch nicht alle profitieren im gleichen Umfang.

Der Erfolg des deutschen Impfstoffherstellers hat der deutschen Biotechbranche mehr Aufmerksamkeit gebracht. Foto: dpa
Der Erfolg des deutschen Impfstoffherstellers hat der deutschen Biotechbranche mehr Aufmerksamkeit gebracht. Foto: dpa


Die deutsche Biotechbranche hat im vergangenen Jahr eine Rekordsumme eingesammelt: Drei Milliarden Euro flossen den Unternehmen zu, mehr als dreimal so viel Kapital wie noch 2019. Den größten Anteil daran hatten allerdings nur zwei Unternehmen: die Mainzer Biontech und die Tübinger Curevac, die beide Corona-Impfstoffe entwickelt haben.

Etwas mehr als 1,5 Milliarden Euro sammelten Biontech und Curevac über Finanzierungsrunden und Kapitalerhöhungen und Curevac zusätzlich durch den Gang an die US-Technologiebörse Nasdaq ein. Biontech, dessen Corona-Impfstoff seit Jahresende bereits in vielen Ländern geimpft wird, ist dort seit Herbst 2019 gelistet.

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Insgesamt konnte die Branche 942 Millionen Euro Wagniskapital einwerben, 2,11 Milliarden Euro über Kapitalerhöhungen an der Börse und IPOs, zeigen die aktuellen Zahlen des Branchenverbandes Bio Deutschland. Neben Curevac ging auch die Tübinger Immatics an die US-Börse Nasdaq. Das Unternehmen entwickelt Zelltherapien gegen Krebs.

Der Erfolg der Unternehmen Biontech und Curevac bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs hat der deutschen Biotechbranche eine neue Wertschätzung gebracht. Das spiegelt sich auch in der positiven Stimmung der Branche wider, die der Biotechverband in der jährlichen Trendumfrage ermittelt hat. 53 Prozent der befragten Unternehmen bewerten das politische Klima für die Branche 2020 als gut, nachdem es 2019 nur 28 Prozent waren. Und 58 Prozent gehen davon aus, dass es sich im Jahr 2021 verbessern wird (2019: 20 Prozent).

„Die Biotechnologieindustrie hat im vergangenen Jahr gezeigt, wie wichtig sie für unsere Gesundheit ist, sei es durch diagnostische Tests, den ersten zugelassenen Corona-Impfstoff oder vielversprechende Therapiekandidaten“, sagt Oliver Schacht, Vorstandsvorsitzender der Verbandes.

Viola Bronsema, Geschäftsführerin von Bio Deutschland, hofft angesichts des positiven Klimas, dass die politisch Verantwortlichen daran arbeiten, die bürokratischen Hürden für den Einstieg von Investoren weiter zu senken. „Wenn wir die Produkte, die deutsche Biotechnologie-Unternehmen entwickeln, auch in Deutschland produzieren und Patientinnen und Patienten zugutekommen lassen wollen, müssen wir bei den Rahmenbedingungen vor allem für Eigenkapital-Investitionen nachbessern“, sagt sie.

Während Deutschland bei der Frühphasenfinanzierung international gut dasteht, fehlt es hierzulande an den notwendigen Kapitalgebern, damit Biotechfirmen die teuren klinischen Studien finanzieren und auch Produktionen aufbauen können. Lediglich einige wenige Investoren wie etwa die Family-Offices von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp und den ehemaligen Hexal-Eignern Andreas und Thomas Strüngmann tun sich hier mit hohen Investitionen in zwei- und teilweise dreistelliger Millionenhöhe hervor.

Zu wenig Geld für Corona-Medikamente

Auch beim Thema Börsengang ist Deutschland nicht sehr attraktiv für die Biotechunternehmen. Denn die Branchenanalysten sitzen vor allem in den USA. Und dank deren Expertise können die Firmen dort höhere Bewertungen erzielen als in Deutschland.

Die deutsche Biotechbranche steht für rund 670 Unternehmen mit 33.700 Beschäftigten. 2019 wurde ein Umsatz von knapp 4,9 Milliarden Euro erreicht. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F & E) lagen bei 1,8 Milliarden Euro. Der Bio-Deutschland-Vorstandsvorsitzende Schacht geht davon aus, dass die Branche auch 2020 signifikant gewachsen ist, wenn auch vielleicht nicht ganz so stark wie 2019, als ein Plus von zehn Prozent erreicht wurde.

Etwas mehr als die Hälfte der vom Verband befragten Unternehmen bewertet das Geschäftsjahr 2020 jedenfalls als gut, rund ein Drittel als befriedigend, und nur neun Prozent sprechen von einer schlechten Situation. Die Corona-Pandemie spielt dabei im Guten wie im Schlechten bei etwa 40 Prozent der Befragten eine Rolle.

Für das laufende Jahr gehen rund 30 Unternehmen davon aus, dass die Pandemie einen Einfluss haben wird: Insgesamt blickt die Branche eher optimistisch nach vorne: 48 Prozent der Befragten rechnen damit, dass die Geschäftslage günstiger wird, 44 Prozent erwarten eine gleichbleibende Situation, und nur acht Prozent gehen von einer Verschlechterung aus.

Insgesamt 70 Mitgliedsunternehmen der Branchenverbandes Bio Deutschland sind im Kampf gegen Corona aktiv. Davon arbeiten 15 im Bereich Impfstoffe und fast 30 Firmen an Therapeutika gegen die Covid-19-Erkrankung. Beim Thema Finanzierung stünden die Entwickler von Medikamenten gegenüber den Impfstoffherstellern aber deutlich im Schatten, so Schacht. „Dabei wird uns die Covid-19-Erkrankung auch in Zukunft noch begleiten“, sagt er.

Im Dezember haben sich deshalb die vier Medikamentenentwickler Aicuris, Atriva, Immunic und Inflarx in der Initiative Beat-Cov zusammengeschlossen, um für mehr staatliche Förderung zu werben. Alle vier Biotechfirmen haben Medikamentenkandidaten gegen die Corona-Erkrankung in teilweise sehr fortgeschrittener Entwicklung. Ihnen fehlt aber das Kapital, um die Studien, die für eine Marktzulassung notwendig sind, schnell durchzuführen. Vergangene Woche gab die Bundesregierung bekannt, rund 50 Millionen Euro für die Entwicklung von Corona-Medikamenten bereitzustellen.