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Degenhardt denkt weiter

Continental-Hauptversammlung - Degenhardt denkt weiter

Das firmeneigene Selbstbewusstsein zeigte Wolfgang Reitzle, der charismatische Aufsichtsratschef von Continental, schon zu Beginn der Hauptversammlung am Freitag. Der Kuppelsaal im Hannoveraner Congress Centrum sei seit dem vergangenen Aktionärstreffen renoviert worden. Die Ornamente hätte man durchaus auch in orange, der Firmenfarbe, streichen können. Man habe sich dann aber doch für Gold wie bisher entschieden.

Goldgerändert war im März auch die Bilanz, die der Autozulieferer im März vorgelegt hat. Neue Rekorde bei Umsatz, Ergebnis, Mitarbeiterzahl, Dividende. Dass dabei durchaus noch Luft nach oben vorhanden ist, zeigte sich zum Aktionärstreffen, zu dem am Freitag gut 800 Teilnehmer kamen.

Schon vor Beginn kam die Nachricht, dass die Prognose für die bereinigte Marge beim operativen Gewinn von bisher 10,5 auf 11 Prozent angehoben wurde. Anlass zum Optimismus bietet dabei das erste Quartal. Das komplette Zahlenwerk soll es zwar erst nächsten Mittwoch geben. Doch schon am Freitag wurde bekannt, dass der Umsatz im ersten Quartal um drei Prozent auf 9,85 Milliarden Euro gestiegen ist und das bereinigte operative Ergebnis bei 1,1 Milliarden Euro liegen wird.

Das soll auch in Zukunft so weitergehen. Dies zeigt der Auftragseingang der so genannten Automotive Group, in der die vielen neuen technischen Helfer im Auto gebündelt sind. Hier ist das Auftragsvolumen im ersten Quartal um ein Drittel auf neun Milliarden Euro gestiegen.

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Dem vernetzten Auto, intelligent und auf die Wünsche der Kunden zugeschnitten, gilt dabei ein Großteil der Energie im Konzern. Das spürt Conti-Chef Elmar Degenhart praktischerweise im eigenen Auto. „Komme ich ihm näher, auf dem Parkplatz, abends, im Winter, dann weiß er: Ah, Elmar will bestimmt nach Hause“. Das Auto ist vorgeheizt, die neuesten Nachrichten werden vom Smartphone auf die Windschutzscheibe projiziert.


Keine Aufgeregtheit beim Thema VW

Technischen Fortschritt definiert Degenhart aber nicht nur über Vernetzung. Genauso wichtig ist ihm saubere Luft, also weniger Kohlendioxid. „Und zwar real auf der Straße. Nicht im Labor“, konnte er sich einen Seitenhieb auf seine vielen Kunden in der Autoindustrie nicht verkneifen, die derzeit wegen der Debatte um den Ausstoß von Dieselmotoren unter öffentlichem Beschuss sind.

Degenhart denkt dabei weiter. Er verknüpft die Entwicklung neuer Technologien mit den großen Problemen unserer Gesellschaft. Steigende Meeresspiegel und die zunehmende globale Erwärmung führen Experten zufolge weltweit zu bisher 500 Millionen Flüchtlingen. In Anbetracht der 60 Millionen Menschen, die im Moment weltweit auf der Flucht sind, wäre das eine Verachtfachung.

Zulieferer wie Conti ringen deshalb seit geraumer Zeit bereits um Alternativen zum Verbrennungsmotor. Der wird Degenhart zufolge auch bis weit über 2020 die wichtigste Antriebsart bleiben. Neue Bausteine wie die Direkteinspritzung und die Turboladertechnik, die Nachbehandlung von Abgasen, die Elektrifizierung von Antrieben und die Vernetzung zu einem vorausschauenden Fahren stehen aktuell im Vordergrund. „CO2 muss weg“. Um das auch optisch zu verdeutlichen, wurde ein mannshoher Ball mit einem durchgestrichenen CO2- Schriftzug von Azubis aus der Halle gerollt.

In der anschließenden Fragerunde kam wenig überraschend auch die Frage nach der Abhängigkeit vom mit Abstand größten Kunden Volkswagen. Noch spüre er nichts von einem erhöhten Druck, der aus Wolfsburg komme, betonte der Conti-Chef. Die Zusammenarbeit sei weiter gut. Echte Aufgeregtheit bei diesem Thema sieht anders aus.

Bei aller Zufriedenheit war dann doch – auch wegen gestiegener Unsicherheiten in der Branche – das Fragebedürfnis der Aktionäre größer als im vergangenen Jahr. Nach gut drei Stunden und damit einer Stunde mehr als im Vorjahr, war die Veranstaltung zu Ende.