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Dax fällt auf niedrigsten Stand seit knapp zwei Jahren

Im Frühhandel erreichte der Dax ein neues Jahrestief, in der Folge wurden die Verluste immer größer. Die Hoffnungen auf eine Jahresendrally sind damit gestorben.

Der Ausverkauf an den Aktienmärkten hat sich am Donnerstag beschleunigt und den Dax auf den niedrigsten Stand seit knapp zwei Jahren gedrückt. Ängste vor eskalierenden Spannungen zwischen den USA und China lasteten schwer auf den Kursen, der Dax sackte um 3,48 Prozent auf 10.810 Zähler ab.

Es war der größte Tagesverlust seit dem Brexit-Votum in Großbritannien im Juni 2016. Mit einem Minus von gut 16 Prozent seit Jahresbeginn droht dem Leitindex ein tiefrotes Börsenjahr 2018. Der MDax der mittelgroßen Börsentitel büßte 3,14 Prozent ein auf 22.447 Zähler, den niedrigsten Stand seit Anfang vergangenen Jahres.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte am Donnerstag 3,31 Prozent auf 3045 Punkte ein. Der französische Leitindex Cac 40 und der britische FTSE 100 verloren ebenfalls mehr als drei Prozent.

Auslöser der Flucht aus Aktien war die Festnahme der Finanzchefin des chinesischen Smartphone-Herstellers Huawei in Kanada. Die USA drängen ihren nördlichen Nachbarn zur sofortigen Auslieferung der Tochter von Huawei-Gründer Ren Zhengfei. Anleger befürchten, dass der Fall die Spannungen zwischen China und den USA weiter anheizt. „Mit der Verhaftung stehen neue Fragezeichen hinter den Handelsgesprächen zwischen den USA und China“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.

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Meng Wanzhou wurde auf Anfrage der USA bei einem Aufenthalt im kanadischen Vancouver festgenommen, erklärte Huawei. Der Konzern soll gegen Sanktionen über Technologieexporte verstoßen haben, die die USA gegen den Iran verhängt hatten. Das chinesische Außenministerium reagierte gereizt. Man werde „alle Maßnahmen ergreifen, um die legitimen Rechte und Interessen der chinesischen Bürgerin entschlossen zu schützen“, kündigte die chinesische Botschaft in Kanada an.

„Die Anleger wollen geradezu verzweifelt eine Lösung im Handelskrieg zwischen den USA und China“, sagte Bill Chepolis vom Vermögensverwalter DWS. „Aber nach dem Vorfall in Kanada stehen die Märkte schon wieder unter Druck“, so der Anlagestratege.

Mit dem Dax-Sturz unter 11.000 Punkte sei nun auch die letzte Hoffnung auf eine Jahresendrally geschwunden, sagte Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research. „Das Jahr 2018 ist ein desaströses für Aktienanleger und das vierte Quartal eine Bankrotterklärung für den Dax.“ Zudem merkten Börsianer an, dass der Dax vom Rekordhoch Ende Januar nun mehr als 20 Prozent verloren habe – und damit in den sogenannten Bärenmarkt-Modus übergegangen sei.

Deutliches Minus bei Exportwerten

Im Handelsverlauf verloren vor allem viele Firmen an Wert, die mit ihrem Geschäft in China verdienen wie Daimler, Covestro und BASF. In Asien gab der der Hang Seng Index, der die Performance der führenden Aktien an der Hongkonger Börse misst, um 2,5 Prozent nach. Der Shanghai Composite verlor 1,7 Prozent. Der japanische Nikkei-Index sank in der Spitze um drei Prozent.

In den USA war am Mittwoch nicht gehandelt worden. Die Wall Street hatte wegen des Staatsaktes für den am Wochenende verstorbenen Ex-Präsidenten George H.W. Bush geschlossen. Am Tag zuvor hatte der US-Leitindex Dow Jones fast 800 Punkte verloren. Am Donnerstag gab der Dow Jones bis zum Handelsschluss in Europa über zwei Prozent nach.

Neben den aktuellen Ereignissen trüben altbekannte Sorgen noch immer die Stimmung auf dem Parkett: Beim geplanten EU-Austritt Großbritanniens folgt ein Rückschlag auf den nächsten. Außerdem fürchten Anleger eine Abkühlung der Weltwirtschaft.

In erster Linie sind es die Entwicklungen auf dem Rentenmarkt, die eine anstehende Rezession signalisieren. Anleihen mit kurzen Laufzeiten warfen in den USA jüngst mehr Rendite ab als längerfristige Bonds. Diese „inverse Zinskurve“ gilt an der Börse als Zeichen für eine wachsende Rezessionsangst der Anleger.

Diese hatten zu Monatsbeginn noch auf einen versöhnlichen Abschluss eines schwachen Börsenjahres gehofft, nachdem der Dax fast zwei Prozent gewonnen hatte. Doch schnell wurde deutlich, dass diese Hoffnung auf zu wackeligen Beinen steht: Der deutsche Leitindex verlor in den Folgetagen stets dreistellig, zuletzt 135 Punkte (minus 1,2 Prozent) am Mittwoch. Das Wochenminus beträgt fast fünf Prozent.

Auch in der zweiten Reihe mussten Börsianer kräftige Abschläge hinnehmen. Der MDax der mittelgroßen Werte notierte 2,8 Prozent schwächer, ebenso der TecDax. Der Eurozonen-Leitindex Euro Stoxx 50 büßte über zwei Prozent ein.

Auch Konjunkturdaten konnten am Nikolaustag keinen Optimismus verbreiten. US-Firmen haben im November weniger neue Stellen geschaffen als gedacht. Insgesamt kamen 179.000 hinzu, wie der Personaldienstleister ADP am Donnerstag zu seiner monatlichen Firmenumfrage mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten mit einem Plus von 195.000 gerechnet.

Außerdem blicken Anleger nach Wien, wo die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) tagt. Nachdem der Ölpreis zuletzt über ein Drittel gesunken war, erhoffen sich Börsianer neue Maßnahmen, um den Markt zu stabilisieren. Noch herrscht Unklarheit, wann genau mit konkreten Ergebnissen zu rechnen ist.

Einigkeit herrscht darüber, dass die weltweite Produktion gedrosselt werden muss, um den Ölpreisverfall zu stoppen. „Es gibt einen breiten Konsens der OPEC-Mitgliedsländer mit Russland für eine Produktionskürzung“, sagte Jan Edelmann, Ölexperte der HSH Nordbank.

Noch vor einer Woche sah Verhaltensökonom Joachim Goldberg den Dax in einer schwierigen Lage und prognostizierte, dass sich die euphorischen Profianleger sich von ihren Positionen trennen würden, wenn der Dax Richtung 11.600 Punkte steigen sollte. Womit ihm schon fast eine Punktlandung gelang: Der deutsche Leitindex steig am Montag dieser Woche auf 11.568 Punkte. Danach setzten Verkäufe ein, die das Börsenbarometer fallen und fallen ließen.

Einzelwerte im Fokus

Vonovia: Die Aktien des Immobilienkonzerns drehten zunächst gegen den Markttrend und verteuerten sich in der Spitze um fast zwei Prozent. Die Geschäfte laufen dank steigender Mieten in den Metropolen und der jüngsten Zukäufe weiter gut. Im Handelsverlauf gaben die Bochumer den gesamten Gewinn aber wieder her.

Wirecard: Nach der Verhaftung der Huawei-Finanzchefin gaben besonders Technologietitel nach. Im Dax verloren Wirecard und Infineon 3,9 und 2,8 Prozent, Dialog Semiconductor notierten im TecDax 3,5 Prozent schwächer. Der Huawei-Zulieferer STMicro gab 4,3 Prozent, der Index für die Technologiebranche 3,1 Prozent nach.

Daimler: Halter von Autoaktien benötigten am Donnerstag ein dickes Fell. Daimler-Aktien fielen auf den tiefsten Stand seit Juni 2013. In der Spitze verloren sie 4,2 Prozent auf 47,91 Euro. Papiere von BMW und Volkswagen gaben jeweils mehr als zwei Prozent nach. Die Autobauer hatten schon in den vergangenen Wochen besonders empfindlich auf die Handelsstreitigkeiten reagiert, da für sie der Export nach China und in die USA sehr wichtig ist.

Covestro: Mit einem Kursabschlag von fünf Prozent zierten Aktien des Kunststoffkonzerns das Dax-Ende. Zuvor hatte die Schweizer Großbank UBS die Titel von „Buy“ auf „Neutral“ abgestuft und das Kursziel von 65 auf 51 Euro gesenkt. Ein mittelfristig hohes Angebot in allen Produktketten halte den Zuwachs beim operativen Ergebnis (Ebitda) zurück, schrieb Analyst Geoff Haire.

Commerzbank: Das Stühlerücken im Vorstand von Deutschlands zweitgrößter Bank belastet den Aktienkurs. Am Mittwoch wurde bekannt, dass Michael Reuther, Vorstand der Firmenkundensparte, die Bank im kommenden September nach Auslaufen seines Vertrages verlassen möchte. Commerzbank-Aktien verbilligten sich um 2,8 Prozent.

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