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Dax stellt die T-Frage und sinkt weiter

Europas Märkte folgen der Wall Street ins Minus. Der Dax verliert bis zu 100 Punkte und kämpft um die 11.900-Punkte-Marke. Die Zweifel am erhofften US-Boom mehren sich. Wie schnell kann Trump tatsächlich liefern?

Da sind sie wieder: Die Zweifel am US-Wirtschaftsboom. Donald Trump ist der Liebling der Börsen. Seit Monaten lassen die Wirtschaftspläne des US-Präsidenten die Anleger träumen. Die Wall Street brachte er in neue Höhen, den Dax in alte. Doch die Fragezeichen werden größer: Wird die amerikanische Regierung ihre großen Steuer- und Investitionsversprechen einhalten können? Vor allem das Tempo trübt die Stimmung. Trump und sein Tempo – die Märkte stellen die T-Frage. Für eine wachsende Zahl der Börsianer sieht es aktuell nicht danach aus, dass die trump'schen Maßnahmen schnell umgesetzt werden. Viele Pläne liegen erst in Entwurfsform vor, es fehlt an Details.

Das sorgte für Verunsicherung am Mittwoch. Durch Europas Märkte zog sich ein roter Faden von Verlusten. Im Laufe des Handels pendelten sich die Kurse bei mittleren Verlusten ein. Der Dax schloss 0,5 Prozent tiefer bei 11.904 Punkten. Zeitweise war es bis zu 100 Punkte runtergegangen. Der Euro-Stoxx-50 gab 0,3 Prozent nach auf 3.112 Zähler. Die zweie Frankfurter Reihe ließ kräftiger Federn: MDax und TecDax verloren jeweils knapp ein Prozent und kamen auf 23.172 und 1.954 Punkte.

In New York waren die Zweifel am erhofften Boom zuerst aufgekommen, gestern hatte die Weltbörse den europäischen Späthandel verhunzt – und damit die Richtung für heute bereits vorgegeben. Der Dow-Jones-Index war um mehr als ein Prozent gefallen. Der Abwärtstrend setzte sich auch am Mittwoch fort, der Dow verlor 0,3 Prozent und kam auf 20.597 Punkte. In Tokio fiel das Rot dunkler aus. Der Nikkei 225 schmierte um 2,1 Prozent ab auf 19.041 Punkte. Gewinnmitnahmen befeuerten die Abschläge, die auch starke Konjunkturdaten nicht eindämmen konnten.

Auf dem Parkett fürchtet man, die neue Regierung könnte sich an Obamacare verheben. Die Abschaffung der von Amtsvorgänger Barack Obama initiierten Gesundheitsreform ist eines der Kernanliegen Donald Trumps. Unter einem Großteil der Republikaner gilt der Affordable Care Act, wie das Gesetz für den erleichterten Zugang zu einer Krankenversicherung tatsächlich heißt, als verhasst. Trump schwebt nach der Abschaffung eine neue Regelung vor. Das könnte zu Problemen mit seiner Partei führen, in der nicht wenige eine gesetzliche Krankenversicherung generell ablehnen.

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Am Donnerstag steht eine erste Abstimmung im Kongress an. Die Republikaner stellen zwar eine Mehrheit, doch die Abstimmung könnte knapp ausfallen. In beiden Parteien des Kongresses gibt es Widerstand. Es ist mit einem langwierigen Verfahren zu rechnen, Börsianer sehen falsche Prioritäten gesetzt. Ginge es nach ihnen, hätte Trump zuerst die so ersehnten Steuererleichterungen in Angriff nehmen sollen, bevor er sich in den Grabenkämpfen der Gesundheitsreform verliert.

Langsam beginnt die Geduld der Märkte zu enden. Immer wieder hieß es in den holprigen Phasen der Rally, Trump müsse bald liefern. Doch am Ende setzte sich jedes Mal der Optimismus durch. Seit dem Wahlsieg des Immobilienunternehmers von Anfang November legte der Dax in der Spitze 16,2 Prozent zu, der Dow-Jones-Index 15,9 Prozent. Inzwischen ging es wieder zwei Prozent runter. „Die Anleger scheinen die Kursgewinne seit der Wahl von Trump neu zu bewerten“, meinte etwa Neil Wilson von ETX Capital. Auch er stellt die Frage: „Wird Trump liefern, was er versprochen hat und wodurch die Kursgewinne seit November ausgelöst wurden?


Die Stimmen der Währungshüter

Auf Konjunkturseite standen heute keine großen Termine an. Auf Unternehmensseite neigt sich die Bilanzsaison ihrem Ende, lediglich Konzerne der zweiten Reihe öffnen ihre Bücher. Auf dem Devisenmarkt konnte der Euro einen Großteil seiner Vortagsgewinne verteidigen. Dass der französische Notenbankchef in seiner Rolle als EZB-Ratsmitglied einem raschen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik eine deutliche Absage erteilte, bewegte den Wechselkurs nicht großartig. Der Euro verbilligte sich mit 1,0803 Dollar nur minimal.

Bewegter ging es auf den Rohstoffmärkten zu. Öl erlebte einen erneuten Preisrutsch. Die beiden bestimmenden Sorten Brent und WTI verloren über anderthalb Prozent. Ein Fass Brent kostete zeitweise weniger als 50 Dollar – und damit so wenig wie zuletzt vor dem Beschluss der Opec von Ende November, ihre Ölforderung zu deckeln. Der Grund für den erneuten Preisverfall: Mit den Barrel-Preisen von über 50 Dollar rentiert sich die kostenintensive Schieferölforderung wieder. So drängen Amerikaner mit ihrem Fracking zurück auf den Markt und weiten das Angebot aus – ein Teufelskreis.

Auch von amerikanischer Seite gab es aus der Welt der Geldpolitik Statements zu verarbeiten. Diese Gelegenheit ließen die Märkte allerding aus. Zwei Fed-Funktionäre äußerten sich zum Tempo der Zinswende, die mit der Zinserhöhung in der vergangenen Woche an Fahrt aufgenommen hat. Nach Jahren der Niedrigzinsen forciert die Federal Reserve wegen der guten Konjunktur in den Vereinigten Staaten eine Rückkehr zur konventionellen Geldpolitik.

Die Währungshüter peilten für das Jahr 2017 drei Anhebungen an. Der Präsident der Fed-Filiale Dallas, Robert Kaplan, nennt dies ein „immer noch vernünftiges Basisszenario“. Dementsprechend rechnet er mit zwei weiteren Zinsschritten im laufenden Jahre. Die Fed-Präsidentin von Cleveland, Loretta Mester, hingegen geht von mehr als drei Erhöhungen aus. Zugleich plädierte sie dafür, 2017 erste Schritte zur Reduzierung der Notenbank-Bilanz zu machen. Anders als Mester ist Kaplan im über die Zinsen entscheidenden Offenmarktausschuss der US-Notenbank aktuell stimmberechtigt.

Unter den Einzelwerten waren es vor allem Finanztitel, die sich verbilligten. Analysten der Rabobank sehen eine Gefahr in Trumps Gesundheitsreform: Sollte sie scheitern, dürfte der finanzielle Spielraum für Trumps Wahlversprechen eng werden. „Die Pläne zur Deregulierung der Banken könnten auf Eis gelegt werden.“ Im Dax gehörte die Deutsche Bank mit einem Minus von 1,2 Prozent zu den schwächsten Titeln. Die Commerzbank gab 0,9 Prozent nach. Der Bankenindex des Euro-Raums verlor 0,6 Prozent auf 125,1 Punkte. Mit Abstand größter Verlierer war die Deutsche Börse. Die Scheine des Betreiber der Börse Frankfurt verbilligten sich um 2,7 Prozent. Kolportierten Informationen zufolge steht das offizielle Verbot der EU-Kommission kurz bevor.

KONTEXT

Die besten Anlagen 2016

Zucker

Die Preise vieler Agrarrohstoffe sind 2016 deutlich gestiegen. Am deutlichsten stieg der Preis für Rohrzucker - auch wenn über die Hälfte der Performance seit dem Herbst wieder abgeschmolzen ist. Wer an den Terminbörsen zu Jahresbeginn 100.000 Euro in Zucker anlegte, hat jetzt 132.950 Euro auf dem Konto. Grund für den Anstieg sind Aussichten auf eine sinkende Produktion. Ähnlich ist es bei Kaffee, Baumwolle und Kakao. Ein höheres Angebot ließ dagegen die Preise für Mais und Weizen fallen.

Aktien Russland

Vom Absturz zu Beginn des Jahres erholten sich sowohl der Leitindex Micex als auch der Rubel deutlich. Hauptgründe dafür sind der steigende Ölpreis und nach der Trump-Wahl die Hoffnung auf ein besseres politisches Verhältnis zwischen den USA und Russland. Aus 100.000 in Russland angelegten Euro wurden so im vergangenen Jahr 152.950 Euro. Zum Vergleich: Aus 100.000 angelegten Euro wurden im amerikanischen Dow Jones - inklusive des Dollar-Anstiegs - "nur" 116.140 Euro, im deutschen Dax waren es 106.780 Euro und im Euro Stoxx 50 der Standardwerte im Euro-Raum 100.770 Euro.

Öl

Der weitere Verfall des Ölpreises schockte die Anleger zu Jahresbeginn. Bis auf das Zwölfjahrestief von 27 Dollar fiel der Preis für ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Bren bis zum Februar. Er erholte sich aber deutlich, in der Hoffnung darauf, dass die Ölstaaten die Fördermengen begrenzen. was sie Ende 2016 tatsächlich machten. Aus 100.000 in Öl-Terminkontrakte investierten Euro wurden bis am Jahresende 161.080 Euro.

Zink

Zink war 2016 der Rohstoff mit dem höchsten Preisanstieg. Im vergangenen Jahr stieg der Preis von Zink, das vielfach in der Industrie eingesetzt wird in Euro gerechnet um 62,84 Prozent.

Aktien Kasachstan

Das zentralasiatische Land ist der zweitgrößte Ölexporteur im postsowjetischen Raum und profitierte damit deutlich vom seit Mitte Februar wieder gestiegenen Ölpreis. Wer 100.000 Euro in den gerade mal neun Werte umfassenden Kase-Index investierte, machte einen Gewinn von 66,27 Prozent.

Aktien Peru

Die Aktie in Peru profitierte von der Wahl des neuen Präsidenten Pablo Kuczynski, der als liberal und wirtschaftsfreundlich gilt. Dazu sind im Leitindex Peru General S&P/BVL viele Minenwerte notiert - und die profitierten vom Anstieg der Minenpreise. Auch die Landeswertung Sol stieg. Das machte bei einer Investition von 100.000 Euro für hiesige Investoren einen Gewinn von 67.210 Euro. Im vergangenen Jahr hatte die Börse allerdings ein Drittel verloren.

Aktien Brasilien

Vor allem das Amtsenthebungsverfahren gegen Staatschefin Dilma Rousseff trieb Brasiliens Aktienkurse und den Real nach oben, weil dadurch die Präsidentin abgelöst wurde, die das Land in die Rezession und den größten Korruptionsskandal aller Zeiten getrieben hatte. Dass inzwischen auch gegen die Regierung und Ihren Präsidenten Michel Temer Korruptionsvorwürfe bestehen, bremste die Hausse nicht - ebenso wenig wie die Tatsache, dass das Land immer noch in der Rezession feststeckt. Unter dem Strich machten Anleger, die Anfang vergangenen Jahres 100.000 Euro in Brasiliens Leitindex investierten einen Gewinn von 76.160 Euro. So viel gab es in keiner anderen Anlageklasse.

Alle Angaben ohne Transaktionskosten. Stand: 30.12.2016