UN-Klimakonferenz ruft zur Abkehr von fossilen Energien auf
Erstmals ruft die Weltgemeinschaft bei einer UN-Klimakonferenz zur Abkehr von fossilen Brennstoffen auf.
Der zuvor von mehr als 100 Staaten geforderte klare Ausstieg ("Phase out") kommt in dem am Mittwoch in Dubai verabschiedeten Abschlusstext nicht vor. Der Konferenzpräsident Sultan Al-Dschaber erhob sich vor dem Plenum strahlend, applaudierte und sprach von einem "historischen Paket". Es sei ein robuster Aktionsplan, um das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten. Gemeint ist das 2015 international vereinbarte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dies hatten viele Klima-Experten und Umweltschützer zuvor in Zweifel gezogen.
Hintertüren bleiben weiter offen
Der Text der Konferenz-Präsidentschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde am Mittwochmorgen veröffentlicht und bereits wenige Stunden später im Plenum angenommen. In dem 21-Seiten-Papier werden die Staaten aufgefordert, sich von fossilen Brennstoffen in ihren Energiesystemen abzuwenden. Mehr als hundert Staaten hatten zuvor eine weitergehende Formulierung gefordert, nämlich einen Ausstieg ("Phase out"). Allerdings ließ der Text auch Hintertüren offen - wie die weitere Nutzung von Gas sowie den Einsatz umstrittener Technologien zur Speicherung und Abscheidung von CO2.
Enthalten ist zudem das Ziel, die Kapazität der erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen und das Tempo bei der Energieeffizienz in diesem Zeitraum zu verdoppeln. Die G20-Staaten hatten sich dies bereits vorgenommen.
UN-Generalsekretär: "Zeitalter fossiler Brennstoffe muss enden"
UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat den Beschluss der Weltklimakonferenz begrüßt. "Die Wissenschaft sagt uns, dass eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad ohne den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen unmöglich ist. Dies wurde auch von einer wachsenden und breiten Koalition von Ländern auf der COP28 anerkannt", schrieb Guterres auf X, vormals Twitter. "Das Zeitalter fossiler Brennstoffe muss enden – und es muss mit Gerechtigkeit enden."
Science tells us that limiting global heating to 1.5°C will be impossible without the phase out of fossil fuels.
This was also recognized by a growing & diverse coalition of countries at #COP28.
The era of fossil fuels must end – and it must end with justice & equity. pic.twitter.com/4BJThdZNLs— António Guterres (@antonioguterres) December 13, 2023
(deutsch: Die Wissenschaft sagt uns, dass eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C ohne den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen unmöglich sein wird. Dies wurde auch von einer wachsenden und vielfältigen Länderkoalition bei #COP28 erkannt. Das Zeitalter der fossilen Brennstoffe muss enden – und es muss mit Gerechtigkeit und Gerechtigkeit enden.)
EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra hat die Beschlüsse als Anfang vom Ende der fossilen Ära gelobt. Es sei ein Tag, an dem man sich darüber freuen könne, dass "die Menschheit endlich getan hat, was lange, lange überfällig war", sagte der Chefverhandler der Europäischen Union am Mittwoch im Plenum in Dubai. Man habe 30 Jahre damit verbracht, "den Anfang vom Ende der fossilen Energien" einzuleiten. Der Abschluss der Klimakonferenz sei ein Tag der Dankbarkeit und Zufriedenheit. "Denn wenn wir alle schon lange nicht mehr sind, müssen unsere Kinder und deren Kinder damit leben, was wir zurückgelassen haben, dem Guten und dem Schlechten."
Baerbock: Klimakonferenz-Beschluss für Deutschland erst der Anfang
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat den Beschluss der Weltklimakonferenz ebenfalls als Anfang für ein Ende der fossilen Energien bezeichnet. "Dieser Text ist für uns als Europäische Union, als Deutschland nur ein Anfang", sagte Baerbock am Mittwoch auf Englisch im Plenum in Dubai. Deutschland und die EU habe sich nicht nur für den Ausstieg aus den fossilen Energien entschieden, sondern auch dafür, die verletzlichsten Staaten der Welt zu unterstützen.
#Uniting across all continents #for sustainable #action - that is our common spirit for the final phase of the negotiations. There is no future in fossil fuels. The call for the transformative change we desperately need is echoing very strongly here at #COP28. pic.twitter.com/mZWY531K2J
— Außenministerin Annalena Baerbock (@ABaerbock) December 10, 2023
(deutsch: #Uniting über alle Kontinente hinweg #for nachhaltige #action – das ist unser gemeinsamer Geist für die Endphase der Verhandlungen. Fossile Brennstoffe haben keine Zukunft. Der Ruf nach der transformativen Veränderung, die wir dringend brauchen, hallt hier bei #COP28 sehr stark wider.)
Im entscheidenden Moment hätten alle Verhandler, egal woher sie kämen, für einen Moment an ihre Familien gedacht und darüber, was sie fragen würden, wenn man von der Konferenz zurückkehre, sagte Baerbock. "Wir haben entschieden, dass wir die Zukunft unserer Kinder nur zusammen retten können."
Es gebe viele Tränen der Freude über den Beschluss in Dubai, jedoch auch andere Tränen, sagte Baerbock in Richtung der Inselstaaten, die den Beschluss der Klimakonferenz als zu schwach kritisiert hatten. Die Grünen-Politikerin sicherte besonders von Klimawandelfolgen betroffenen Staaten Unterstützung zu. Es gehe bei dieser Konferenz nicht nur um die Energiewende, sondern auch darum, "den Weg der Klimagerechtigkeit zusammen zu beschreiten".
Im Video: COP28-Präsident, Minister und Öl-Konzernchef - Sultan Ahmed al-Dschaber