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Commerzbank ist offen für Apple – „Google Pay ist für uns nur der Anfang“

Commerzbank-Manager Torsten Daenert spricht über Google Pay, weitere Kooperationen und die Gefahr, den Kontakt zum Kunden zu verlieren.

Am Dienstag hat Google Pay, das Bezahlangebot des amerikanischen Suchmaschinenbetreibers, seinen Start in Deutschland verkündet. Als einzige deutsche Großbank ist die Commerzbank als Partner mit von der Partie. Dort ist Torsten Daenert, der im Privatkundengeschäft als Bereichsleiter für Zahlungsverkehr und Einlagen zuständig ist, verantwortlich für das Projekt.

Im Interview mit dem Handelsblatt spricht Daenert über seine Erwartungen an Google Pay, aber auch über mögliche Gefahren. Werden die Banken durch Google Pay in den Hintergrund gedrückt und verlieren den Kontakt zum Kunden? Und wird Google irgendwann noch tiefer ins Banking einsteigen und traditionelle Geldhäuser überflüssig machen?

Herr Daenert, was verspricht sich die Commerzbank von der Zusammenarbeit mit Google Pay?
Wenn man sich alle Dienstleistungen einer Bank anschaut, ist für die Kunden der Zahlungsverkehr einer der wichtigsten Bereiche, denn damit kommen sie eigentlich täglich in Kontakt. Ein Kunde in Deutschland zahlt im Schnitt bis zu 800 Mal pro Jahr. Für uns gehört der Zahlungsverkehr zur Speerspitze der Digitalisierung. Wenn wir dem Kunden mit Google Pay nun eine zusätzliche moderne und bequeme Bezahllösung bieten, wird unser Angebot insgesamt attraktiver.

Um Google Pay nutzen zu können, braucht man ein Smartphone mit Android-Betriebssystem und eine Kreditkarte. Wie viele Commerzbank-Kunden können jetzt sofort mit Google Pay starten?
Eine Kreditkarte der Commerzbank, mit der Google Pay ab sofort genutzt werden kann, haben mehr als eine Million unserer Privatkunden. Der Anteil der Android-Geräte liegt deutschlandweit bei etwa 75 Prozent, bei der Commerzbank etwas niedriger.

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Was genau müssen die Kunden dafür tun?
Kunden, die bereits unsere Banking-App installiert haben, müssen diese nur öffnen und gegebenenfalls aktualisieren. Alternativ ist die Anmeldung über die Google-Pay-App möglich. Wichtig ist darüber hinaus, dass im Smartphone eine Gerätesperre aktiviert ist.

Wofür braucht es die Gerätesperre?
Diese dient der Sicherheit. Die Datenübertragung läuft ja kontaktlos mithilfe der sogenannten NFC-Technik, wenn Sie Ihr Handy nah an das Kassenterminal halten. Wie bei NFC-fähigen Kreditkarten können Beträge bis 25 Euro im Geschäft ohne Abfrage eines zusätzlichen Sicherheitsmerkmals bezahlt werden. Dazu müssen unsere Kunden für Zahlungen bis 25 Euro das Smartphone nur aktivieren. Um höhere Beträge zu bezahlen, müssen sie die Gerätesperre aufheben.

Apple Pay funktioniert ähnlich. Warum haben Sie sich für Google Pay entschieden?
Wir sehen uns verschiedene Anbieter an. Dafür haben wir Kriterien entwickelt, die für den Erfolg von Mobile Payment in Deutschland wichtig sind: Dazu zählen bestehende Akzeptanzstellen im Handel, eine hohe Reichweite auf Smartphones sowie die Technik und das ökonomische Modell des Partners. Wichtig war auch, bei der Ausgestaltung in Deutschland Einfluss nehmen zu können. Das Gesamtpaket von Google Pay ist stimmig. Google war bereit, in manchen Bereichen vom bisherigen Vorgehen abzuweichen. Zahlungen ab 25 Euro werden in Deutschland nur durch das Entsperren des Handys freigegeben – ganz einfach, weil in der Bundesrepublik noch nicht alle Kreditkarten mit Pin ausgestattet sind.

Aber wie Apple will doch Google sicherlich auch einen Teil der Kreditkartengebühren haben, die Händler bei Zahlungen an die Bank abtreten müssen?
Zu den finanziellen Details kann ich mich nicht äußern. Aber klar ist, dass der Markt in Deutschland völlig anders funktioniert als in den USA. In der Bundesrepublik nutzen Menschen viel seltener Kreditkarten. Und für Kreditkartenzahlungen gilt in der EU eine Gebühren-Obergrenze von 0,3 Prozent des Transaktionswertes. Das schränkt die Möglichkeit, andere daran maßgeblich zu beteiligen, ein. Zudem muss man berücksichtigen, dass die Integration eines solchen Zahlungssystems Banken viel Geld kostet. Und in aller Regel fallen auch noch substanzielle Marketing-Kosten an.

Werden Commerzbank-Kunden, die ein iPhone nutzen, beim mobilen Bezahlen in Europa dauerhaft in die Röhre schauen?
Das glaube ich nicht. Google Pay ist für uns nur der Anfang. Ich gehe davon aus, dass die Commerzbank auf lange Sicht mehrere Systeme parallel anbieten wird.

Ist eine Erweiterung von Google Pay möglich? Könnte man dort beispielsweise Girokarten, die in Deutschland häufiger genutzt werden als Kreditkarten, hinterlegen?
Das ist eine Option, auch wenn es dafür bislang keine konkreten Pläne gibt. Man könnte auch Paydirekt, das Online-Bezahlsystem der deutschen Banken, und Bonussysteme von Einzelhändlern oder Supermärkten integrieren. Aber das ist aus meiner Sicht noch weit weg. Aktuell wollen wir erst einmal Erfahrungen sammeln und sehen, wie sich das mobile Bezahlen in Deutschland grundsätzlich entwickelt.

Werden Sie den Deutschen mit Google Pay das Bezahlen mit Bargeld abgewöhnen?
Nein, es wird keine Revolution geben. Es handelt sich eher um eine Evolution. Schrittweise wird es Veränderungen geben. Ich gehe aber davon aus, dass die nächste Generation deutlich weniger Bargeld nutzen wird.

In Deutschland haben viele Angst vor der „Datenkrake“ Google. Müssen Commerzbank-Kunden um ihre Daten bangen, wenn Sie Google Pay nutzen?
Nein. Google bekommt die Daten nur zur Identitätsprüfung und zur Transaktionsabwicklung. Darüber hinaus darf das Unternehmen die Daten nicht nutzen – weder zu Werbezwecken noch zum Weiterverkauf. Das ist schriftlich fixiert. Das System, das wir entwickelt haben, erfüllt natürlich die Anforderungen der europäischen Datenschutz-Grundverordnung.

Wenn Kunden in 20 Jahren vor allem mit Google Pay oder Apple Pay bezahlen, besteht für die Banken die Gefahr, in den Hintergrund zu rücken und den Kontakt zum Kunden zu verlieren. Wie gehen Sie mit diesem Risiko um?
Diese Gefahr gibt es durchaus. Die Banken müssen deshalb sicherstellen, dass ihre Bankdienstleistungen sichtbar und relevant bleiben und dass der Kunde auch bereit ist, dafür Geld zu bezahlen. Aber mit einem monolithischen Ansatz kommt man nicht mehr weiter. In Zukunft werden Kunden mehrere Zahlungsoptionen nutzen – und wir können ihnen nicht vorschreiben, welche. Deshalb wollen wir auf unserer Plattform mehrere Angebote bieten. Damit geben wir zwar ein Stück des Kundenkontaktes ab, aber der Nutzer verwendet unser Girokonto und bleibt Kunde der Commerzbank. Die Vorteile für Kunden und Banken überwiegen.

Glauben Sie, dass Google Pay nur ein erster Schritt ist? Wird Google irgendwann noch tiefer ins Banking einsteigen und traditionelle Geldhäuser überflüssig machen?
Davon gehe ich nicht aus. Banking ist ein hochgradig reguliertes Geschäft. Und die großen Internetkonzerne zeigen derzeit wenig Interesse, sich all diesen Regeln zu unterwerfen. Bezahlen ohne Banken kann ich mir nicht vorstellen.