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Commerzbank macht 2,9 Milliarden Euro Verlust – Streit über Stellenstreichungen

Deutschlands zweitgrößte Privatbank hat ihre neue Strategie beschlossen – stößt bei der Umsetzung aber auf Widerstand. Verdi will gegen den Abbau von 10.000 Stellen kämpfen.

Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat tragen die strategischen Ziele des Commerzbank-Managements mit, nicht jedoch den geplanten Abbau von 10.000 Stellen. Foto: dpa
Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat tragen die strategischen Ziele des Commerzbank-Managements mit, nicht jedoch den geplanten Abbau von 10.000 Stellen. Foto: dpa

Die Commerzbank ist wegen Kosten für den anstehenden Konzernumbau und Belastungen durch die Coronakrise tief in die roten Zahlen gerutscht. Im vergangenen Jahr schrieb das Geldhaus unter dem Strich einen Verlust von 2,9 Milliarden Euro, wie das Institut am späten Mittwochabend bekanntgab.

Gleichzeitig verabschiedete der Vorstand nun auch offiziell seine neue Strategie, deren Eckpunkte er bereits vergangene Woche nach einem Exklusivbericht des Handelsblatts veröffentlichen musste. Geplant ist unter anderem der Abbau von 10.000 Vollzeitstellen weltweit und 340 Filialen in Deutschland.

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Bereits bei der Erörterung der Strategie im Aufsichtsrat wurde jedoch deutlich, dass es großen Widerstand gegen die geplanten Kürzungen gibt.

„Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat tragen die strategischen Ziele mit, nicht jedoch den geplanten Personalabbau“, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Stefan Wittmann, der im Kontrollgremium sitzt, dem Handelsblatt. „Wir glauben nicht, dass die Commerzbank bei der Digitalisierung bis Ende 2024 so große Fortschritte machen wird, dass wir bis dahin auf jeden vierten Beschäftigten verzichten können.“

Die Pläne des Instituts sehen vor, die Kosten bis Ende 2024 insgesamt um 1,4 Milliarden Euro senken. „Das Management hat zugesagt, dass wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die Kosten wie geplant zu drücken“, erklärte Wittmann. „Wie viele Stellenstreichungen dafür nötig sind, werden wir dann am Ende sehen. Wir hoffen natürlich, dass es weniger als 10.000 sein werden.“

Knof dringt auf schnelle Umsetzung

Vorstandschef Manfred Knof räumt ein, dass die geplanten Einschnitte „sehr schmerzhaft“ sind. „Wir werden diesen Weg mit aller Konsequenz gehen, aber fair und in gegenseitigem Respekt.“

Um zügig Klarheit für die Beschäftigten zu schaffen, habe der Vorstand eine sogenannte Regelungsabrede mit dem Gesamtbetriebsrat geschlossen. Ziel sei es, sich bereits bis zur Hauptversammlung am 5. Mai auf einen Rahmen-Interessenausgleich und Sozialplan zu verständigen.

In Deutschland will die Commerzbank die Zahl der Filialen von 790 auf 450 reduzieren. In 220 dieser Standorte sollen auch vermögende Kunden und Unternehmen beraten werden. Im Firmenkundensegment will sich die Commerzbank um den deutschen Mittelstand, Großunternehmen sowie Auslandskunden mit einem Bezug zu Deutschland kümmern. Andere internationale Firmenkunden sollen nur noch dann betreut werden, wenn sie in ausgewählten Zukunftsbranchen aktiv sind.

15 Auslandsstandorte will die Commerzbank dichtmachen. Künftig wäre das Geldhaus dann nur noch in knapp 40 Ländern vertreten. Zudem werden die Aktivitäten im Investmentbanking und im Kapitalmarktgeschäft weiter zurückgefahren und ganz auf die Anforderungen der Firmenkunden konzentriert.

Bundesregierung steht hinter der Neuausrichtung

Die künftige Ausrichtung der Bank wird auch von den Arbeitnehmervertretern unterstützt. „Die Richtung, in die der neue Vorstandschef die Bank entwickeln will, halten wir im Großen und Ganzen für richtig“, sagt Gewerkschaftssekretär Wittmann. Bei der Frage, wie genau und in welchem Tempo der Umbau stattfinden soll, liegen Arbeitnehmervertreter und Management jedoch weit auseinander.

Wittmann fordert, dass die Bank den Stellenabbau auch aus sozialen Gründen bis 2025 streckt. Dann seien deutlich mehr Mitarbeiter in einem Alter, in dem sie Instrumente wie Vorruhestand oder Altersteilzeit nutzen könnten. „Wir werden für die Interessen der Arbeitnehmer kämpfen“, sagte Wittmann. „Auch die Bundesregierung als größer Anteilseigner muss sich dafür einsetzen, dass der Umbau der Bank am Ende nicht nur auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird.“

Der Bund, der nach der staatlichen Rettung in der Finanzkrise gut 15 Prozent an der Commerzbank hält, steht hinter der Neuausrichtung. „Alle wissen, es muss etwas getan werden, auch etwas sehr Drastisches“, sagte Finanzminister Olaf Scholz am Dienstag.Für die Mitarbeiter müsse in engem Schulterschluss mit den Mitbestimmungsgremien, dem Betriebsrat und den Gewerkschaften, eine gemeinsame Lösung für die Zukunft gesucht werden. „Das ist glaube ich der richtige Weg.“

Kritik an möglichen Dividendenplänen

Knof hat den Mitarbeitern in einem Brief versprochen, betriebsbedingte Kündigungen wenn möglich zu vermeiden. Durch den Umbau der Bank will er bis 2024 eine Eigenkapitalrendite von rund sieben Prozent erreichen. Möglicherweise könnten die Aktionäre dann auch wieder eine Dividende erhalten.

Gewerkschafter Wittmann stößt das übel auf. „Dass der Vorstand 10.000 Stellen streichen und Investoren gleichzeitig perspektivisch Dividenden und Aktienrückkäufe in Aussicht stellen will, passt auch unter Berücksichtigung der Investoreninteressen für uns schlicht nicht“, sagte er. „Dividende durch Personalabbau ist nicht unsere Botschaft.“

Unterstützung bekommt der Gewerkschafter von der SPD-Bundestagsabgeordneten Cansel Kiziltepe. „Die Lasten der Umstrukturierung werden eindeutig auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen“, kritisiert sie. „Doch wer staatliche Unterstützung erhält, sollte auch soziale Verantwortung zeigen.“

Wichtige Aktionäre der Bank finden den Umbauplan grundsätzlich gut, auch wenn sich der ein oder andere noch härtere Einschnitte gewünscht hätte. Am wichtigsten ist aus Sicht der Investoren jedoch, dass die Bank die beschlossene Strategie konsequent umsetzt. Daran hat es bei der Commerzbank in der Vergangenheit nämlich häufig gemangelt. Alle wesentlichen Ziele der 2016 vorgelegten Strategie „Commerzbank 4.0“ hat das Institut beispielsweise verfehlt.