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Carlos Ghosn wirft Nissan-Spitze „Komplott und Verrat“ vor

Der inhaftierte Ex-Autoboss Carlos Ghosn hat Vorwürfe gegen die Führungsspitze des japanischen Renault-Partners Nissan erhoben. Er habe „keinen Zweifel“, dass die Anschuldigungen gegen ihn das Ergebnis von „Komplott und Verrat“ von Nissan-Verantwortlichen seien, sagte der frühere Renault-Chef der Zeitung „Nikkei“, der seit November in Japan inhaftiert ist.

Im Mittelpunkt des Konflikts sieht er eine Fusion von Renault mit seinen japanischen Partnern Nissan und Mitsubishi Motors. Die französische Regierung, die 15 Prozent an Renault hält, hatte eine tiefere Integration der Alliierten zu einer Vorbedingung für Ghosns Vertragsverlängerung gemacht.

Ghosn gestand im 20-minütigen Gespräch mit der „Nikkei“ nun ein, dass es einen Plan für die Integration der Unternehmen gab. Aber es ist kein Geheimnis, dass die Idee bei Nissan und Ghosns Nachfolger als Konzernchef, Hiroto Saikawa, auf Widerstand stieß.

Ghosn sagte der „Nikkei“, dass er die Unabhängigkeit der Partner unter der neuen Holding erhalten wollte. Darüber hinaus wies er in seinem ersten Interview seit seiner Verhaftung Mitte November die Vorwürfe gegen ihn zurück. Er habe keinen Vertrauensbruch begangen. Nissan wollte sich am Mittwoch nicht äußern.

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Ghosn wird vorgeworfen, sein wahres Gehalt und um zig Millionen Euro zu niedrig angeben und Gelder Nissans veruntreut zu haben. Der 64-jährige ehemalige Konzernchef, der zuletzt als Verwaltungsratschef sein Erbe kontrollierte, hielt laut „Nikkei“ dagegen, die jetzt umstrittenen Zahlungen und Immobilienkäufe seien genehmigt gewesen. Die Anschuldigung, er habe unzulässigerweise Millionen von Nissan und Mitsubishi erhalten, sei „eine Verdrehung der Tatsachen“.

Der japanische Autobauer hatte den Manager unmittelbar nach seiner Verhaftung von seinem Führungsposten entfernt. Renault hatte gezögert, weil die Gesetzesverstöße nicht erwiesen sind, vergangene Woche dann aber doch den bisherigen Michelin-Chef Jean-Dominique Senard zum Chairman und Interimschef Thierry Bolloré zum regulären Vorstandsvorsitzenden ernannt.

Ghosn sitzt weiter in Tokio in Untersuchungshaft. Mit Blick auf eine mögliche Entlassung auf Kaution sagte der Manager der Zeitung: „Ich werde nicht fliehen, ich werde mich verteidigen.“

Ein derartiges Interview mit einem Angeklagten ist höchst ungewöhnlich in Japan. Doch die in Japan übliche lange Inhaftierung und die Verweigerung einer Freilassung auf Kaution hat inzwischen international den Druck auf Japan erhöht. Frankreichs Präsident Manuel Macron übermittelte Japans Regierungschef Shinzo Abe unter anderem seine Sorge über die harsche Behandlung Ghosns.

Die ist in Japan zwar genauso die Norm wie eine Verurteilung von Angeklagten. In mehr als 99 Prozent der Gerichtsprozesse lautet der Richtspruch: schuldig im Sinne der Anklage. Aber Ghosn werden von Rechtsexperten Chancen eingeräumt, zu den seltenen Ausnahmen zu gehören.

Der frühere Staatsanwalt Yasuyuki Takai taxierte die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung Ghosns kürzlich in einem Beitrag für die Nikkei nur auf 60 Prozent. Denn der Fall Ghosn sei nicht „wasserdicht, da er einige umstrittene Elemente enthalte, die eine neue Rechtsprechung erfordern.“ Der Gerichtsprozess wird daher in Japan mit großer Spannung erwartet. Noch ist allerdings offen, wann Ghosn wieder vor die Richter treten muss.
Mit Agenturmaterial