Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.161,01
    +243,73 (+1,36%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.006,85
    +67,84 (+1,37%)
     
  • Dow Jones 30

    38.331,51
    +245,71 (+0,65%)
     
  • Gold

    2.347,80
    +5,30 (+0,23%)
     
  • EUR/USD

    1,0699
    -0,0034 (-0,32%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.770,82
    -509,32 (-0,84%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.326,95
    -69,58 (-4,99%)
     
  • Öl (Brent)

    83,81
    +0,24 (+0,29%)
     
  • MDAX

    26.175,48
    +132,30 (+0,51%)
     
  • TecDAX

    3.322,49
    +55,73 (+1,71%)
     
  • SDAX

    14.256,34
    +260,57 (+1,86%)
     
  • Nikkei 225

    37.934,76
    +306,28 (+0,81%)
     
  • FTSE 100

    8.139,83
    +60,97 (+0,75%)
     
  • CAC 40

    8.088,24
    +71,59 (+0,89%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.973,05
    +361,29 (+2,31%)
     

Broker-Imperium von Charles Schwab zeigt mit Zinsanstiegen Risse

(Bloomberg) -- Auf den ersten Blick sollte man meinen, dass Charles Schwab Corp. gegen die aktuelle US-Bankenkrise immun sein sollte.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Der seit einem halben Jahrhundert etablierte US-Broker ist weder übermäßig im Krypto-Geschäft engagiert wie Silvergate Capital und Signature Bank, noch hat er mit Startups und Risikokapital zu tun, die die Silicon Valley Bank zu Fall brachten. Weniger als 20% seiner Einleger überschreiten die Obergrenze von 250.000 Dollar der US-Einlagensicherung FDIC. Bei der SVB waren es rund 90%. Und mit 34 Millionen Konten, einer Phalanx von Finanzberatern und einer Bilanzsumme von mehr als 7 Billionen Dollar (6,5 Billionen Euro) über die Geschäftsbereiche hinweg überragt Schwab die regionalen Institute.

WERBUNG

Dennoch verschwinden die Fragen rund um den Broker nicht.

Anleger beginnen Risiken zu entdecken, die bisher im Verborgenen lagen. In der Bilanz des Unternehmens aus dem texanischen Westlake sind die nicht realisierten Verluste im vergangenen Jahr auf über 29 Milliarden Dollar angewachsen. Gleichzeitig locken die höheren Zinsen Kunden fort, auf deren Einlagen das Geschäft von Schwab baut und die für den Broker lukrativ sind.

Schwab ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die rasche Straffung der Geldpolitik durch die Federal Reserve die Finanzwelt nach Jahrzehnten sinkender Zinsen auf dem falschen Fuß erwischt hat. Die Schwab-Aktie hat seit dem 8. März mehr als ein Viertel ihres Wertes verloren. Einige Wall-Street-Analysten erwarten, dass die Gewinne des Brokers leiden werden.

Konzernchef Walt Bettinger und Gründer Charles Schwab erklären, die Firma sei gesund und werde den allgemeinen Turbulenzen standhalten. Das Geschäft werde “missverstanden” und es sei “irreführend”, sich auf Papierverluste zu konzentrieren, die sich vielleicht nie materialisieren würden, erklärten sie vergangene Woche.

“Es wäre genügend Liquidität vorhanden, selbst wenn 100% der Einlagen unserer Bank abgezogen würden”, erklärte Bettinger in einem Interview mit dem Wall Street Journal. Um etwaige Finanzierungslücken zu schließen, könne das Unternehmen zudem Kredite bei der Federal Home Loan Bank aufnehmen und Einlagenzertifikate ausstellen.

Über einen Sprecher lehnte Bettinger eine Stellungnahme für diesen Artikel ab. Ein Sprecher von Schwab lehnte es ab, sich über die Erklärung vom Donnerstag hinaus zu äußern.

Ausnahmeerscheinung

In der Finanzbranche ist Schwab eine Besonderheit. Mit dem größten börsennotierten Börsenmakler verflochten ist eine der größten Banken der USA. Beide Geschäftsbereiche sind derzeit einem hohen Zinsrisiko ausgesetzt.

Wie die jüngst kollabierte Silicon Valley Bank — und nicht unähnlich den deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken — hat auch Schwab in den Jahren 2020 und 2021 Anleihen mit längeren Laufzeiten zu niedrigen Renditen gekauft. Wegen der Zinserhöhungen, mit denen die Fed die Inflation einzudämmen sucht, verlieren diese derzeit massiv an Marktwert.

Vor drei Jahren hatte Schwab im Bankgeschäft noch keine unrealisierten Verluste auf langfristige Anleihen, die sie bis zur Fälligkeit halten wollte. Im März letzten Jahres waren es schon mehr als 5 Milliarden Dollar an solchen Papierverlusten und am Jahresende 2022 mehr als 13 Milliarden Dollar.

“Im Nachhinein betrachtet, hätten sie wohl umsichtigere Investmententscheidungen treffen können”, sagte Morningstar-Analyst Michael Wang.

Im vergangenen Jahr verschob Schwab hypothekenbesicherte Wertpapiere im Volumen von 189 Milliarden Dollar in der Bilanz von der Einstufung “zur Veräußerung bestimmt” in die Kategorie “Halten bis zur Fälligkeit”. Buchhalterisch hat das zur Folge, Damit schlagen nicht realisierte Verluste hier nicht mehr auf das Eigenkapital der Aktionäre durch.

“Sie haben höhere Zinsen kommen sehen”, sagt Stephen Ryan, Professor für Rechnungswesen an der Stern School of Business der New York University. “Sie wussten jedoch nicht, wie lange diese anhalten oder wie hoch sie sein würden. Durch die Umbuchung schützen sie das Eigenkapital.”

Der Pferdefuß dieser Entscheidung ist, dass diese Entscheidung kaum rückgängig zu machen ist und die Papiere nun auf Jahre hinaus in der Bilanz feststecken. Der Löwenanteil wird erst in 10 Jahren oder noch später fällig.

Cash-Geschäft

Ein weiteres Problem, das Schwab aufgrund der höheren Zinsen zu schaffen macht, heißt Cash. Eine wesentliche Ertragsquelle von Schwab sind ungenutzte Kundengelder auf den Maklerkonten, die im Bankgeschäft in höher verzinste Produkte reinvestiert werden können. Die Differenz zwischen dem, was Schwab verdient, und dem, was an Zinsen an die Kunden gezahlt wird, ist der Nettozinsertrag. Er trugt im vergangenen Jahr per Saldo 51% zu den Gesamteinnahmen bei.

“Schwab setzt auf Trägheit”, sagte Allan Roth, Gründer des Finanzplanungsunternehmens Wealth Logic.

Nach einem Jahr rapide steigender Zinsen gibt es für die Schwab-Kunden nun mehr Möglichkeiten, brachliegendes Geld nutzbringend einzusetzen. Viele Geldmarktfonds zahlen mehr als 4% Zinsen. Bei den Sweep-Konten von Schwab indessen bekommt man nur 0,45%. Wie viel Geld die Kunden abziehen könnten, ist unklar. Das Management hat eingeräumt, dass dieses Verhalten im letzten Jahr zugenommen hat.

“Infolge des raschen Anstiegs der kurzfristigen Zinsen im Jahr 2022 verzeichnete das Unternehmen eine Zunahme der Geschwindigkeit, mit der Kunden bestimmte Barguthaben in höher rentierliche Alternativen verschoben”, so Schwab in seinem Jahresbericht. “Da diese Abflüsse weiter anhielten, übertrafen sie die überschüssigen Barmittel und die durch Fälligkeiten und Rückzahlungen in unseren Anlageportfolios generierten Barmittel.”

In ihrer Erklärung schrieben Bettinger und Schwab, dass “die Kundeneinlagen sich zwar bewegen, aber nicht das Unternehmen verlassen”.

Lücke stopfen

Um die Lücke zu schließen, haben die Banksparten des Brokers bis Ende 2022 12,4 Milliarden Dollar von den Federal Home Loan Banks geliehen. Die Kapazität zur Darlehensaufnahme lag laut einem Jahresbericht bei 68,6 Milliarden Dollar. In diesem Jahr hat Schwab bei den FHLB weitere 13 Milliarden geliehen.

Mit Blick auf diese Faktoren haben Barclays Plc und Morningstar in den letzten Wochen ihre Kursziele für Schwab-Aktien gesenkt.

Bettinger und Schwab betonten, die lange Geschichte des Brokerhauses und sein Konservatismus würden den Kunden helfen, den aktuellen Zyklus zu meistern, so wie sie es seit mehr als 50 Jahren tun.

“Wir bleiben zuversichtlich, was unseren kundenorientierten Ansatz, die Leistung unseres Geschäfts und die langfristige Stabilität unseres Unternehmens angeht”, schrieben sie vergangene Woche in ihrer Erklärung. “Wir sind anders als andere Banken.”

Überschrift des Artikels im Original:Schwab’s $7 Trillion Empire Built on Low Rates Is Showing Cracks

--Mit Hilfe von Silla Brush, Miles Weiss und Noah Buhayar.

©2023 Bloomberg L.P.