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Beteiligungsgesellschaft Brockhaus Capital Management geht an die Börse

Mitten in der Coronakrise kommt ein Private-Equity-Unternehmen neu auf den Kurszettel. Der Startschuss könnte noch in diesem Sommer fallen.

Es ist eine strategische Weichenstellung: Der Unternehmer Marco Brockhaus, der Kopf hinter der Beteiligungsgesellschaft Brockhaus Capital Management (BCM), plant den Sprung aufs Börsenparkett. Trotz der Corona-Pandemie, die die Aktienmärkte stark schwanken lässt, hält BCM somit Kurs auf die Frankfurter Börse.

Die Private-Equity-Gesellschaft will sich neu erfinden und vor allem auf lange Sicht Kapital bereitstellen. „Trotz der Coronakrise streben wir weiterhin einen Börsengang im zweiten Halbjahr 2020 an, gegebenenfalls sehr zeitnah, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind. Die Pandemie bringt uns nicht von unserem Vorhaben ab. Wir werden die Investoren und Analysten über eine virtuelle Roadshow informieren“, sagt Brockhaus gegenüber dem Handelsblatt.

Nach Informationen aus Finanzkreisen stehen auch schon die begleitenden Banken für das Initial Public Offering (IPO) fest – neben Citi und Jefferies als globalen Koordinatoren wird auch die Commerzbank als Bookrunner dabei sein. „Wir wollen ein sicherer Hafen für die Unternehmen sein, an denen wir uns mehrheitlich beteiligen“, sagt der Investor zu den Börsenplänen.

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„Im Gegensatz zu den Private-Equity-Fonds steigen wir nicht schon nach drei bis fünf Jahren wieder aus. Wir verstehen uns als langfristiger Investor.“ Das Emissionsvolumen soll rund 100 Millionen Euro erreichen.

BCM plant die Emission für den Prime‧ Standard an der Deutschen Börse. Im Vorfeld hatte BCM über mehrere Privatplatzierungen schon insgesamt 130 Millionen Euro eingesammelt. BCM wird als Technologiegruppe vor allem in die Bereiche Software, Medizintechnik, Umweltschutz und Sicherheitstechnologien investieren.

Vergleichbare Geschäftsmodelle sind Roper Technologies in den USA und Halma plc in Großbritannien. In Deutschland gibt es bisher nur wenige börsennotierte Beteiligungsgesellschaften, zu den bekannten zählt die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG).

„BCM sucht profitable Technologiefirmen, die eine operative Gewinnmarge – gemessen am Ebitda – von momentan über 25 Prozent aufweisen. Start-ups kommen für uns nicht infrage“, sagt Brockhaus. Er und sein Team schauen sich pro Jahr rund 400 Firmen genauer an, bei 35 Unternehmen suchen sie das persönliche Gespräch mit dem Management.

Laut Brockhaus läuft das M & A-Geschäft langsam wieder an, es gebe schon virtuelle Management-Präsentationen. Im angebrochenen Sommer sollte die Aktivität dann deutlich anziehen.

Deutlich erholte Aktienmärkte

Für Thorsten Pauli, Head of Equity Capital Markets für den deutschsprachigen Raum bei der Bank of America (BofA), kommen Börsenpläne wie die von BCM nicht unerwartet. „Die Aktienmärkte haben sich nach dem Einbruch im Frühjahr deutlich erholt, gerade auch in den vergangenen Wochen.

Sowohl die deutsche als auch die europäischen Börsen sind offen für IPOs, und Investoren sind bereit, in Börsenkandidaten aus attraktiven Sektoren zu investieren. Daher werden wir in den kommenden Monaten wieder mehr Börsengänge sehen.“

Auch Transaktionen im Milliardenbereich seien prinzipiell denkbar, solange es sich bei den Börsenkandidaten um Unternehmen handele, deren Geschäftstätigkeit nicht nennenswert von den Folgen der Coronavirus-Pandemie betroffen ist. Zunächst aber müssen die Investmentbanker und Berater in diesem Jahr den Rückschlag verdauen, wobei die Zahl der Börsengänge sicher um rund 50 Prozent unter dem Vorjahr liegen dürfte.

Die Digitalisierung als Folge der Coronakrise wird die Zeiträume für die Vorbereitung der Börsengänge in Zukunft voraussichtlich deutlich verkürzen. „Was viele Marktteilnehmer anfangs nicht erwartet hatten, ist Realität geworden: Investoren begrüßen Videokonferenzen und virtuelle Roadshows bei Kapitalmarkttransaktionen“, hat Pauli beobachtet.

Das verkürze die Vermarktungsphase bei IPOs deutlich. Wenn vor der Krise Investoren-Roadshows wegen der Reisetätigkeiten mindestens vier Wochen gedauert haben, könnten Managementteams jetzt in bis zu zehn Tagen allen relevanten Investoren weltweit ihr Unternehmen vorstellen.

Mehr Effizienz

„Durch den Lockdown ist der virtuelle Austausch zwischen Investoren und Unternehmen zur Normalität geworden, wodurch Börsengänge schneller, effizienter und sicherer durchgeführt werden können“, meint BofA-Banker Pauli.

Gute Erfahrungen mit einem sogenannten virtuellen Börsengang hat schon Odd Sverre Ostlie sammeln können, der CEO des Videokonferenz-Anbieters Pexip. „Durch die Online-Meetings haben wir 15 Städtetrips in einer Woche absolvieren können, das hätte man anders gar nicht hinbekommen.

Dabei hielten wir mehr als 300 Gruppentreffen und mindestens 60 Gespräche unter vier Augen ab“, sagt der Firmenchef. Der Trend zum Homeoffice wegen der Coronakrise habe bei der Platzierung sicherlich geholfen. „Auch unter ökologischen Aspekten ist das virtuelle IPO vorteilhaft. Immerhin haben wir rund 80 Tonnen CO2 eingespart“, lautet Ostlies Bilanz.

Wichtig für den Erfolg des IPOs sei sicherlich die Tatsache gewesen, dass Pexip schwarze Zahlen schreibt. Durch den IPO an der Mehrländerbörse Euronext erzielte das Unternehmen einen Bruttoerlös in Höhe von umgerechnet 217 Millionen Euro. Das Angebot war mehr als 20-fach überzeichnet, wenn man die den Ankerinvestoren vorab zugeteilten Aktien außer Acht lässt.

Ostlie zeigt sich überzeugt von den Vorteilen des virtuellen Prozesses: „Die Arbeit per Video ermöglichte Änderungen in letzter Minute und Flexibilität bei einer vollgepackten Tagesordnung. Die Tatsache, dass 100 Prozent der virtuellen Eins-zu-eins-Roadshow-Sitzungen zu Zeichnungen im IPO-Prozess führten, zeigt, wie effizient die Durchführung der Sitzungen war.“

Sebastian Grabert, der Deutschland-Repräsentant der Euronext, sagt: „Dieser erfolgreiche Börsengang zeigt, dass IPOs auch in der Covid-19-Krise möglich sind, wenn die Wachstumsstory eines Tech-Unternehmens überzeugt.“ In Deutschland gebe es ebenfalls interessante Technologieunternehmen, die einen Börsengang in Erwägung ziehen könnten, um ihre Wachstumspläne umzusetzen.

Die Coronakrise müsse dabei nicht automatisch ein Hinderungsgrund sein. Börsenbetreiber, Investmentbanker und Berater sind sich sicher, dass virtuelle Börsengänge in Zukunft zur neuen Normalität in der Finanzwelt gehören.

Börsenkandidat Curevac

Auch der Impfstoffhersteller Curevac könnte nach Angaben aus Finanzkreisen bis zu 200 Millionen Dollar an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq aufnehmen. Das würde das Unternehmen aus Tübingen mit rund einer Milliarde Dollar bewerten. Cure‧vac-Finanzvorstand Pierre Kemula sagte in einem Bloomberg-Interview, dass das Unternehmen einen Börsengang erwäge. Auch Curevac könnte schon Mitte Juli an die Börse gehen.

Als ein Eisbrecher fungierte nach Ansicht der Investmentbank JP Morgan der Kaffee- und Teeproduzent JDE Peet’s, der Ende Mai beim IPO an der Euronext Amsterdam rund 2,6 Milliarden Euro erlöste. Die Aktien der niederländischen „Jacobs“-Holding schnellten beim IPO um bis zu 17 Prozent auf 36,78 Euro nach oben und trieben den Börsenwert von JDE Peet’s auf mehr als 18 Milliarden Euro.

Zuletzt notierten die Titel mit 36,55 Euro deutlich über dem Ausgabepreis von 31,50 Euro. Der Mut der deutschen Milliardärsfamilie Reimann, ihre Beteiligung mitten in der Corona-Pandemie an den Aktienmarkt zu bringen, hatte sich damit ausgezahlt. Die Familie hatte selbst keine Aktien verkauft und hält nach dem Börsengang noch 37 Prozent an dem Unternehmen. Ihre Investmentgesellschaft JAB Holding, in die auch externe Anleger eingestiegen waren, kommt insgesamt auf 61 Prozent.

In Deutschland kam es nur zu kleinen Emissionen von Exasol und PharmaSGP. Für die Anleger haben sich die IPOs in der Krise überwiegend sogar gelohnt. In Europa lagen seit 2019 mehr als 44 Prozent der Emissionen nach dem Start um mindestens zehn Prozent über dem Ausgabekurs. Negativ entwickelten sich 37 Prozent.

Der Stoxx Europe IPO Index hat in diesem Jahr bis Mitte Juni knapp fünf Prozent gewonnen, der Stoxx Europe 600 Index für bereits notierte Unternehmen fiel dagegen um knapp 15 Prozent.