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Benkos Signa auf Milliardensuche: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Boris Groendahl über anschwellende Finanznöte. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

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Milliardenlücke

Zwei Milliarden Euro versucht René Benkos Trophäen-Sparte Signa Prime — KaDeWe, Elbtower, Selfridges — derzeit bei Investoren aufzutreiben, um Fälligkeiten bis Mitte nächsten Jahres zu bedienen. Das sagen uns Insider, die in die Gespräche involviert sind. Eine halbe Milliarde braucht sie sogar schon bis Jahresende, unter anderem für eine privat platzierte Anleihe, für die heute in zwei Wochen gut 200 Millionen Euro fällig werden.

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Selbst für Benkos anerkanntermaßen herausragendes Talent, die Brieftaschen der Investoren zu öffnen, ist das ein recht anspruchsvolles Ziel. In Boomjahren schaffte es die Signa Prime zwar auch mal, Eigenkapital von 1 Milliarde Euro unter die reichen Leute zu bringen. Jetzt geht es zwar eher um Liquidität, aber dafür auch nicht mehr um Wachstum und den Ankauf neuer glitzernder Promi-Liegenschaften (die britische Krone und den Vatikan nannte Benko einst als Qualitäts-Benchmark), sondern um den Erhalt des bröckelnden Imperiums.

Für viele, deren Taschen tief und Bilanzen stark genug sind, bieten sich nun Chancen zum Einstieg — nicht zuletzt für einige von Benkos bisherigen Partnern wie die thailändischen Kaufhauskönige der Central Group, die schon bei KaDeWe und Selfridges zugeschlagen und nun wohl auch auf das Düsseldorfer Carsch-Haus ein Auge geworfen haben.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell und Verena Sepp: Wer soll das bezahlen?, Gegenwind aus Ost und West, russische Resilienz, Krypto-Renaissance, und Sturm im halbvollen Wasserglas.

Wer soll das bezahlen?

Das Karlsruher Urteil zur Umwidmung von Corona-Krediten für Klimazwecke könnte bei den Staatsfinanzen noch nachhallen. Rund 770 Milliarden Euro an Mitteln, die in Sondervermögen eingebucht sind, könnten von der Rechtsprechung betroffen sein. Es gibt 29 dem Klimafonds ähnliche Nebenhaushalte und die Befürchtung in Berlin ist, dass diese bis Jahresende aufgelöst werden müssen, berichten Insider, die mit der Ersteinschätzung der Regierung vertraut sind. Dem Bundesrechnungshof zufolge hatten sich per August rund 870 Milliarden Euro in Nebenhaushalten angesammelt. Außen vor dürfte der grundgesetzlich abgesicherte, 100 Milliarden Euro schwere Topf für die Aufrüstung der Bundeswehr sein. Hinter dem Rest steht ein großes Fragezeichen. Für die auf Dekarbonisierung der Wirtschaft drängenden Grünen ist das Urteil der größte Schlag, für Kanzler Scholz, der als Merkels Finanzminister die Mittel umgeschichtet hat, eine Klatsche. Dabei geht es in Kernbereichen der sogenannten Energiewende, wie etwa der Wasserstoffproduktion, ohnehin eher schleppend voran.

Gegenwind aus Ost und West

Die Konjunkturflaute in China macht Siemens zu schaffen. Der Münchner Industriekonzern erwartet für das kommende Jahr eine Verlangsamung des Umsatzwachstums, ein Plus von 4% bis 8% steht in Aussicht. Der Dämpfer folgt auf ein Rekordgeschäftsjahr 2023. Bis zum Schlussquartal Ende September stieg der Umsatz um 11%, Siemens erhöhte zudem die Dividende um gut 10% auf 4,70 Euro je Aktie. Tief in der Krise steckt weiterhin die Tochter Siemens-Energy. Beim Berliner Kochboxenversender Hellofresh liegt der wunde Punkt in Nordamerika, wo die Neukundenakquise schwächelt. Das Management gab heute eine Gewinnwarnung heraus, wonach es für das Gesamtjahr nun beim bereinigten operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen nur noch mit einer Spanne von 430 bis 470 Millionen Euro anstatt 470 bis 540 Millionen Euro rechnet. Die Aktie brach auf die Nachricht hin um über 20% ein, der größte Einbruch seit dem Börsengang 2017. An der 2024-Prognose hält der Konzern jedoch fest.

Russische Resilienz

Während die deutsche Wirtschaftsleistung im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist, erfreut sich jene der sanktionsbelegten Russischen Föderation mit 5,5% des zweithöchsten Wachstumstempos seit mehr als einem Jahrzehnt. Nicht nur haben sich wichtige Sektoren der russischen Wirtschaft an die beispiellosen westlichen Sanktionen angepasst, in einigen Fällen haben sie sich vollständig von den Strafmaßnahmen erholt. Banken, Autohersteller und Fluggesellschaften florieren dank steigender Verbrauchernachfrage, die durch umfangreiche Staatsausgaben angekurbelt wird. Die vom Zahlungssystem SWIFT abgeschnittene staatseigene Sberbank wird heuer einen Rekordgewinn in Rubel erwirtschaften. “Die russische Wirtschaft schafft es, sehr ungewöhnliche Lösungen anzuwenden”, so Raiffeisen-Ökonom Stanislaw Muraschow. Erstmals sind mehr Russen für die Aufnahme von Gesprächen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine als für dessen Fortsetzung. Diese will Putin aber nur führen, wenn “die Realität vor Ort”, also die russische Besetzung von Teilen des Landes, akzeptiert wird. Angesichts der Zweifel an der Fortsetzung der US-Waffenhilfe scheint diese Realität zunehmend zementiert.

Krypto-Renaissance

Die Hoffnung auf eine US-Zulassung von Bitcoin-Cash-ETFs hat der weltgrößten Digitalmünze aus dem Keller geholfen, in den sie im Zuge von Skandalen wie dem Kollaps der Kryptobörse FTX gerollt war. In den letzten beiden Oktober-Wochen legte Bitcoin erst 10% und dann 16% zu, was für einen Stimmungwandel von Besorgnis zu wachsendem Interesse sprach. Vergangene Woche ging es 7% aufwärts, gestern zeigte die Notierung dann ein 24%-Stunden-Plus von zeitweise 6,4% angesichts der Nachricht, dass die US-Börsenaufsicht keine schlechten Zulassungsnachrichten bekannt gab, sondern ihre Entscheidung auf 2024 vertagte. Bitcoin flirtet inzwischen wieder mit dem Niveau von 38.000 Dollar und damit dem höchsten Stand seit Mai vergangenen Jahres. Für die Blockchain Solana, die von Cathie Woods gerade wegen ihres Tempos gepriesen wurde, ging es am Markt gestern zeitweise sogar 19% aufwärts. Auch mit dem erwarteten Ende der geldpolitischen Straffung scheint sie zumindest bei einigen Kyptointeressierten wieder zurück: die Gier.

Sturm im halbvollen Wasserglas

Die Erwartungen an das Treffen zwischen Joe Biden und Chinas Staatschef Xi Jinping in Kalifornien waren niedrig angesichts der tief verwurzelten Meinungsverschiedenheiten über Menschenrechte sowie heikler Themen wie der Taiwan-Frage. Nach der mehr als vierstündigen Sitzung am prunkvollen Landhaustisch betonte Biden, es seien die produktivsten Gespräche beider Seiten überhaupt gewesen. Hatte er Xi im Juni noch als Diktator gescholten, zeigte er ihm nun ein altes Foto, das den künftigen chinesischen Staatschef an der Golden-Gate-Bridge zeigt. “Vor 38 Jahren”, erinnerte sich Xi. Er betonte die Bereitschaft zur Freundschaft mit den USA, sein Desinteresse an einem heißen Krieg und kündigte an, Kaliforniens Zoos mit neuen Pandas zu versorgen. Letztlich nannte Biden Xi dann aber doch wieder einen Diktator, wegen der “völlig anderen Regierungsform” des kommunistischen Landes — und sicher mit Marx’ Idee von der Diktatur des Proletariats im Sinn.

Was sonst noch passiert ist:

  • In eigener Sache

  • Polnische Atompolitik

  • Hamas-Kriegsverbrechen

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