Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.068,21
    +66,19 (+0,37%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.880,42
    +41,28 (+0,85%)
     
  • Dow Jones 30

    38.782,20
    +193,04 (+0,50%)
     
  • Gold

    2.333,10
    -16,00 (-0,68%)
     
  • EUR/USD

    1,0735
    +0,0026 (+0,25%)
     
  • Bitcoin EUR

    62.395,48
    +378,73 (+0,61%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.392,42
    +4,25 (+0,31%)
     
  • Öl (Brent)

    79,95
    +1,50 (+1,91%)
     
  • MDAX

    25.483,51
    -235,92 (-0,92%)
     
  • TecDAX

    3.322,72
    -30,54 (-0,91%)
     
  • SDAX

    14.472,36
    +105,30 (+0,73%)
     
  • Nikkei 225

    38.102,44
    -712,12 (-1,83%)
     
  • FTSE 100

    8.142,15
    -4,71 (-0,06%)
     
  • CAC 40

    7.571,57
    +68,30 (+0,91%)
     
  • Nasdaq Compositive

    17.894,80
    +205,92 (+1,16%)
     

Der Bauer ist sauer: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Arne Delfs über Traktoren und genervte Hauptstädter. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages täglich direkt in ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Berliner Bauernaufstände

Die Stimmung im Land ist schlecht. Und seit diesem Montag ist sie noch schlechter. Symptom und Grund zugleich sind die Bauern, die aus Protest gegen die geplante Streichung von Subventionen mit ihren Traktoren deutschlandweit mobil machen.

WERBUNG

In der ohnehin chronisch schlecht gelaunten Hauptstadt hat das die Stimmung auf einen neuen Tiefpunkt sinken lassen. Eine Traktorkolonne vor dem Brandenburger Tor brachte den Berufsverkehr zum Erliegen, während russische Kaltluft so manchem passionierten Radfahrer den Fahrspaß verdarb.

Wirtschaftsminister Habeck hatte bereits am Wochenende den Zorn der Landwirte zu spüren bekommen, als diese seine Fähre im norddeutschen Schlüttsiel am Anlegen hinderten. Insgeheim dürfte sich Habeck freuen, wenn er am Montagabend mit der Regierungsmaschine Richtung Oman, Saudi-Arabien und Israel abdüst. Dort ist es zwar auch nicht gerade friedlich, aber immerhin warm und kein deutscher Traktor verirrt sich dorthin.

In der frostigen Hauptstadt dürfte die Stimmung derweil spätestens am Mittwoch einen neuen Tiefpunkt erreichen, wenn auch die Lokführer bundesweit in den Ausstand treten. Dann geht nichts mehr.

Aber wenigstens ein Gutes hat der Massenprotest: Wer ohnehin lieber vom warmen Home-Office aus arbeitet, muss diese Woche nicht lange nach einer guten Ausrede gegenüber seinem Arbeitgeber suchen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Boris Groendahl und Verena Sepp: Nichts für Genießer, kein guter Start, Aufholjagd im Hindernisparcours, Orakel Aliquippa, und Drängeln um Reiche.

Nichts für Genießer

Neben der inzwischen schon wohlbekannten Riege von deutschen Versicherungen, die sich bei der insolventen Signa in verschiedenster Weise exponiert haben — R+V, LVW ganz vorne, Continentale, Signal Iduna etwas weniger prominent — fördert die Insolvenz weitere Investoren zutage, von denen zuvor nur geraunt wurde. Der saudische Staatsfonds PIF ist laut den Insolvenzunterlagen ebenso unter den Investoren, die die eigenkapitalähnlichen Genussscheine von Benkos Edelsparte Signa Prime gezeichnet haben wie der Fonds GIC des Stadtstaats Singapur. Bei der direkten Finanzierung von Immobilienprojekten der Signa war die PIF ebenfalls unterwegs, namentlich beim Projekt Bahnhofplatz 7 in München, bei dem es um die Sanierung des Kaufhauses Hermann Tietz und einen Neubau namens Corbinian geht. Der Fonds AC Limited aus Dubai hingegen hat offenbar Finanzierungen für ein Signa-Projekt am Hamburger Gänsemarkt sowie dem Traditionshotel Bauer in Venedig gegeben. Äußern wollten sich die Fonds dazu nicht. Unterdessen schreibt nach der LBBW auch die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen ihr Kreditengagement bei Signa Sports United komplett ab, wie Vorstandschef Burkhard Wittmacher gegenüber Bloomberg erklärte.

Kein guter Start

Die Auftragseingänge in der deutschen Industrie blieben im November deutlich hinter den Erwartungen zurück — ein ernüchternder Daten-Auftakt im neuen Jahr, das doch Impulse aus den Fabriken erhalten soll. “Nach dem sehr schwachen Oktober bleibt eine Gegenbewegung nahezu aus”, schreibt LBBW-Ökonom Jan-Oliver Niklasch. “Anzeichen einer baldigen Erholung der Konjunktur bleiben Mangelware”. Angesichts dessen sieht Mark Cranfield im Markets Live Blog Aufwärtspotenzial bei Bund Futures. Deutschland steckt wohl in einer Rezession und der Politik fehlt die Kraft, Strukturreformen durchzuführen, wo die Rechtslage — Stichwort Schuldenbremse — das Zuschütten von Problemen mit Geld nicht mehr zulässt. Für das laufende Jahr setzen die Volkswirte auf den privaten Konsum, und auch der Export soll es wieder einmal richten. Da ist es ein gutes Zeichen, dass sowohl Aus- wie auch Einfuhren im November stärker zulegten als erwartet, ersteres vor allem dank der Lieferungen nach China.

Aufholjagd im Hindernisparcours

Im Kampf um die Marktführerschaft bei Elektrofahrzeugen taucht Volkswagen nur im Rückspiegel von Tesla und BYD auf — zumindest in den nächsten Jahren. Bloomberg Intelligence zufolge können die Wolfsburger erst 2030 zum chinesischen Rivalen BYD aufschließen. Dieser konnte Tesla im Schlussquartal 2023 beim Absatz zwar schlagen, bis zum Ende des Jahrzehnts erwarten die Analysten jedoch, dass Elon Musks Marke auf Jahresbasis vorne bleiben wird. VW sei “kein Anwärter mehr” auf die E-Krone. Die Umstellung auf E-Modelle läuft indes auf Hochtouren, was insbesondere Europas Autoherstellerländer Slowakei und Tschechien in Bedrängnis bringt. Dort werden weltweit die meisten Autos pro Person produziert, mindestens ein Viertel ihrer Exporte hängen von Automobilfabriken ab. Der Übergang zur Elektromobilität wird für sie zur Herausforderung, tausende von Arbeitsplätzen sind gefährdet. In Tschechien, der Heimat der Volkswagen-Marke Skoda, hat der Ministerpräsident es zu einer Priorität gemacht, die Autoindustrie des Landes bei der Umstellung zu unterstützen. Wie die Slowakei befindet sich das Land in Gesprächen mit potenziellen Investoren für den Bau von Batteriewerken. Im Gegensatz zum Aufholziel von VW geht es in diesen Ländern vor allem darum, die eigene wirtschaftliche Basis nicht unter die Räder kommen zu lassen.

Orakel Aliquippa

Da das US-Präsidentschaftsrennen wohl auf ein erneutes Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden hinausläuft, wird es wohl an Orten wie Aliquippa entschieden. Die Stahlstadt im Bundesstaat Pennsylvania ist beispielhaft für jene typisch amerikanischen Orte, auf die beide sich gerne beziehen — einst Teil des industriellen Kerns der USA, nach der Schließung des Stahlwerks in den 1980er Jahren aber verelendet. Aliquippa ist die Art von Ort, die Trump “great again” zu machen versprach, und die Biden wiederbeleben wollte. Orte, wegen denen Trump 2016 die Wahl gewann, und die Biden 2020 für die Demokraten zurückerobern konnte. Derzeit schaut es nicht gut aus für einen erneuten Sieg Bidens doch verstellt die aktuelle Schwäche den Blick auf die radikale Strategieänderung der Demokraten unter dem Präsidenten, der von dem Freihandel- und Laissez-Faire-Mantra abgerückt ist, das seine Vorgänger (und er selbst) vertreten haben. Seine massiven Subventionsprogramme für die US-Industrie könnten in die Geschichtsbücher eingehen — aber wahrscheinlich nur dann, wenn ihm die Wiederwahl gelingt.

Drängeln um Reiche

Im Lager der Sparkassen arbeitet im Schatten von DekaBank und Helaba ein drittes Haus am Ausbau der Geschäfte mit reichen Kunden: die Weberbank aus Berlin. Die Ex-WestLB-Tochter, die inzwischen zur Mittelbrandenburgischen Sparkasse gehört, will das verwaltete Vermögen jährlich um rund 6% steigern und die Belegschaft in den nächsten drei bis vier Jahren um etwa 10% ausbauen, wie Vorstandschef Klaus Siegers im Bloomberg-Interview erklärte. “Deutschland ist einer der größten Private-Banking-Märkte weltweit und entsprechend attraktiv”, so Siegers, der das Buhlen um Reiche innerhalb der Gruppe für unproblematisch hält. “Auswahl und Diversität sind förderlich für den Wettbewerb”. Lokale Bezüge im Sparkassensektor spiegeln sich auch bei der Weberbank wider, die drei Viertel ihrer rund 20.000 Private-Banking-Kunden in der Bundeshauptstadt gewonnen hat. “Der Slogan ‘arm, aber sexy’ gilt für Berlin nicht mehr”, so Siegers, der Berlin auf vergleichbarem Niveau wachsen sieht wie den reichen Süden der Republik.

Was sonst noch so passiert ist

  • Entscheidungswoche für Bitcoin

  • Spurensuche nach Boeing-Zwischenfall

  • Musks Drogenkonsum beschäftigt Tesla-Board

©2024 Bloomberg L.P.