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Armin Laschet: „Wie wird das erst in einer wirtschaftlichen Notlage?“

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet warnt bei der Verleihung der Vogel-Preise für Wirtschaftsjournalismus vor den wachsenden Gefahren für unabhängige Medien.

Er fing seine berufliche Karriere selbst einmal als Journalist an, ist dann aber irgendwo falsch abgebogen, denn Armin Laschet hat es danach „nur“ noch zum Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen gebracht. Aber auch wenn das nicht ganz ernst gemeint ist: Die Medienbranche liegt dem 58-Jährigen auch als Politiker weiterhin am Herzen – und bereitet ihm zugleich Sorgen. Daran ließ er keinen Zweifel als Gastredner bei der diesjährigen Vergabe der Vogel-Preise für Wirtschaftsjournalismus.

Die Verleihung fand – unterstützt von der R+V-Versicherung – erstmals seit langer Zeit wieder in der Zentrale des Handelsblatts in Düsseldorf statt, was schon deshalb passt, weil der Stifter des Preises, Friedrich Vogel, nach dem Zweiten Weltkrieg Gründungsverleger des Handelsblatts war.

Vogel setzte sich Zeit seines Lebens für ein neues Europa und unabhängige Medien im Sinne der Sozialen Marktwirtschaft eines Ludwig Erhard ein. Und für das eminent wichtige Thema Wirtschaft gibt es nach Laschets Ansicht mittlerweile zu wenig gut ausgebildete Journalisten. Sie zu fördern sei „eine Grundvoraussetzung Sozialer Marktwirtschaft“, für deren Kraft Laschet bei seiner Rede ein bis in die Gegenwart ragendes Beispiel bemühte.

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In Deutschland sei das Ende der Steinkohle-Ära zwar nicht ohne Schmerzen, aber doch im gesellschaftlichen Konsens eingeläutet worden. Das gleiche Projekt in Großbritannien bedeutete dagegen: Thatchers harte Hand, Zechenschließungen, endlose Streiks, ausblutende Gewerkschaften und am Ende abgehängte Regionen, in denen der Brexit heute als Lösung aller Fragen gesehen wurde. Auch wegen grassierender Informationsdefizite. „Insofern glaube ich schon, dass unser Modell ein richtiges ist, aber man muss es immer wieder neu justieren“, sagte Laschet.

Eine freie Presse habe sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland ironischerweise an den importierten Werten jener Länder orientiert, die aktuell besondere Probleme haben: der USA wie auch Großbritanniens. „Bei jedem Tweet des amerikanischen Präsidenten erzittert man ja, was das wieder für Auswirkungen hat“, erläuterte Laschet.

Sein Fazit: „Der Journalismus steht vor großen Herausforderungen wie auch die Demokratie.“ Auch in Deutschland erlebe er „aufgeheizte Diskussionen, Aggressivität und Wut“, trotz immer weiter sinkender Arbeitslosigkeit. „Wie wird das erst, wenn wir wirklich mal wieder eine wirtschaftliche Notlage hätten?“

Die Verantwortung des Wirtschaftsjournalisten sei es in solchen Zeiten, „im Idealfall mit dazu beizutragen, dass ökonomische Grundzusammenhänge von mehr Menschen verstanden werden als nur von den Experten“. Auch deshalb sei Wirtschaft mittlerweile Schulfach in Nordrhein-Westfalen. Dabei sei es wichtig, dass sich die Medien „nur begrenzt gemein machen“.

Die Grauzone zu einem seiner Ansicht nach dann meist eher grün gefärbten Aktivismus sei fließend, so der Ministerpräsident und CDU-Vize. Auch wer sich immer für die gleiche – wenn auch gut gemeinte – Stimme starkmache, drohe irgendwann seine Unabhängigkeit zu verlieren.

Immerhin darum musste er sich bei den am Dienstagabend ausgezeichneten Redakteuren wohl keine Sorgen machen. Die jungen Journalistinnen Hannah Steinharter und Carolin Wiemann erhielten ein Recherchestipendium, um in Südafrika der Frage nachzugehen, wie nachhaltig Fairtrade-Initiativen wirklich sind. Ziel ihrer Beobachtung: der deutsche Getränkehersteller Charitea und die durch ihn unterstützte Heiveld Cooperation.

Keine Konsolidierung

Michael Haselrieder und Daniel Pontzen bekamen den TV-Preis für ihren ZDF-Frontal-21-Beitrag „Steuereintreiber bei Google & Co. – Fiskus kassiert beim Mittelstand“. Ebenfalls ausgezeichnet wurde das halbstündige Deutschlandfunk-Kulturfeature „Handwerker Most Wanted: Mit neuen Ideen aus der Fachkräftefalle“ von Richard Anton Fuchs.

Und den Print-Preis bekam das Handelsblatt-Autorenteam René Bender, Sönke Iwersen, Jan Keuchel und Volker Votsmeier für einen ihrer vielen Reports rund um die Dieselaffäre: Das Stück „Wenn die Kontrolle versagt“ widmete sich der lückenhaften Compliance-Kultur bei VW.

Ministerpräsident Laschet wünschte nicht nur den versammelten Journalisten, „dass es Sie lange gibt – und möglichst viele von Ihnen“. Man sei gesellschaftlich an einem Punkt, warnte er, an dem die Medienkonzentration „nicht weiter fortschreiten“ dürfe.

Mehr: Das Ende der Papier Ära: So will die GroKo den digitalen Aufbruch schaffen.