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Apple ist so wertvoll wie nie – doch das sind die fünf Gefahren

Haben gut lachen: Apple-Kunden, -Mitarbeiter und -Aktionäre © Apple
Haben gut lachen: Apple-Kunden, -Mitarbeiter und -Aktionäre © Apple


Es ist eine der ganz großen Überraschungen des Börsenjahres 2019: Apples triumphales Comeback. Um enorme 65 Prozent liegt der iKonzern seit Januar vorne - und ist mit einer Marktkapitalisierung von 1,17 Billionen Dollar so wertvoll wie nie. Was kann jetzt noch schiefgehen? Fünf potenzielle Gefahren für Apple-Aktionäre.

Die Aussichten zum Jahreswechsel waren düster. Apples neue iPhones waren zu teuer, die Käufer schienen zu streiken, die Aktie ging in den freien Fall über. Tim Cook war sogar genötigt, ins neue Jahr mit der ersten Umsatzwarnung seit 17 Jahren zu starten.

„Es ist Apples schwärzester Moment in der modernen iPhone-Ära“, befand der Analyst Daniel Ives. „Die Bombe der Umsatzwarnung wird für Cook & Co. für Jahre der entscheidende Moment sein“, mutmaßte der Wedbush-Analyst. In der Spitze büßte Apple im vergangenen Winter 400 Milliarden Dollar an Börsenwert ein – so viel wie noch nie.

Apples Superbörsenjahr 2019: In der Spitze 83 Prozent Plus

Tatsächlich waren die vermeintlich apokalyptischen Vorzeichen jedoch genau das passende Signal zum antizyklischen Investieren. „Kaufen, wenn Blut auf der Straße fließt“, lautet ein viel zitiertes Börsenbonmot. Im Falle des über weite Strecken in diesem Jahrzehnt wertvollsten Konzerns der Welt hat es sich wieder einmal bewahrheitet.

Notierte die Apple-Aktie zur Jahresbeginn noch bei 142 Dollar, leuchteten Ende vergangener Woche Kurse von 260 Dollar auf – ein spektakuläres Kursplus von 65 Prozent seit Jahresbeginn bzw. gar 83 Prozent gegenüber den Tiefstkursen im Januar. Elf Monate später befinden sich Apple-Aktionäre also wieder einmal im Börsenhimmel: Alles, aber auch alles läuft derzeit für den Kultkonzern aus Cupertino. Allein: Risikobewusste Anleger sind sich im Klaren darüber, dass die Börsenparty nicht ewig so weiterlaufen kann und dem iKonzern zahlreiche Risiken im Weg stehen.

1.) Apple ist überbewertet

Selbst lediglich solide Quartalsbilanzen lösten zuletzt ein Kursfeuerwerk aus. Apples Umsätze legten im vierten Quartal um gerade mal 1,6 Prozent zu, während die Gewinne das vierte Mal in Folge nachgaben. Verantwortlich für die Kursrally: Allein die Aussicht, dass sich die neuen iPhones besser verkaufen als befürchtet und die mit Abstand wichtigste Konzernsparte 2020 wieder wachsen könnte, ließ Anleger beherzt zu Apple-Aktien greifen.

Die Folge: Bei 260 Dollar notiert Apple auf frischen Allzeithochs und ist gleichzeitig so wertvoll wie nie. Mit stolzen 1,17 Billionen Dollar wird der Tech-Pionier aus Cupertino inzwischen bewertet – so hoch wie noch kein anderes börsennotiertes Unternehmen in der Wirtschaftsgeschichte. Mit den gestiegenen Kursen hat sich allerdings auch das maßgebliche Kurs-Gewinn-Verhältnis immer weiter verteuert und beträgt nun bereits 22.

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Gemessen an der Bewertung anderer Tech- und Internetkonzerne ist das nicht besonders hoch – Microsoft wird aktuell mit einem KGV von 27, Google von 28, Facebook von 31 und Amazon gar von 80 gehandelt. Allein: Im eigenen historischen Kontext notiert Apples KGV auf dem mit Abstand höchsten Niveau seit der Finanzkrise. Dabei wuchs Apple gerade zu Beginn der 10er-Jahre, als das iPhone gerade erst sein Absatzpotenzial entfaltete, weitaus dynamischer als heute, wo Apple überhaupt um Wachstum kämpft. Für einige Marktbeobachter ist Apple nach der massiven Kursrally in diesem Jahr daher überwertet.

2.) Das iPhone 12 entfacht keinen neuen Superzyklus

Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude: In der Vergangenheit ließ die Aussicht auf neue iPhone-Modelle oft genug im Vorfeld die Kurse steigen. Die Rally könnte früh begonnen haben, gilt doch als gesichert, dass Apple nach drei Jahren 2020 endlich ein runderneuertes iPhone mit dem neuen ultraschnellen Mobilfunkstandard 5G auf den Markt bringt – das jedoch nochmals mehr kosten dürfte als die aktuellen Hochpreismodelle.

Staranalyst Ming-Chi Kuo rechnete in der vergangenen Woche vor, dass ein 5G iPhone wegen steigender Komponentenkosten (u.a einem neuen, größeren Motherboard) um bis zu 35 Prozent teurer werden könnte. Die Folge: Damit könnte sogar ein 2000 Euro teures iPhone Realität werden. (Das aktuell teuerste Modell, das iPhone 11 Pro Max kostet 1649 Euro.)

Allein: Abermals (deutlich) steigende iPhone-Preise dürften anziehenden Verkäufen abträglich sein – von einem neuen iPhone-Superzyklus ganz zu schweigen. Und schwächelt das iPhone, hat Apple – wie 2018 zu besichtigen – ein gehöriges Problem, schließlich ist das Kultsmartphone aus Cupertino weiter für mehr als die Hälfte der gesamten Konzernumsätze verantwortlich.

3.) Das Service-Wachstum erlahmt – und ist teuer bezahlt

Fällt das iPhone-Wachstum wie im vergangenen Jahr aus, müssen andere Konzernbereiche in die Bresche springen. In den vergangenen Jahren versuchte CEO Tim Cook die Servicesparte, in der Apple das Geschäft mit iTunes, dem App Store, Apple Music, der iCloud, Apple Care, Apple Pay und Lizenzgebühren (wie durch Googles vorinstallierte Suche auf iOS-Geräten) bündelt, zum neuen Heilsbringer hochzujazzen – nicht zuletzt durch immer neue Ergänzungen wie in diesem Jahr Apple News, Apple Arcade und Apple TV+.

Doch obwohl sich das Service-Geschäft mit Erlösen von zuletzt 12,5 Milliarden Dollar im dritten Kalenderquartal längst als zweitumsatzstärkste Sparte etabliert hat, verliert das Wachstum zusehends an Dynamik. 18 Prozent betrugen die Erlöszuwächse – im Vorquartal waren es gar nur 13 Prozent.

Zwar dürften die Erlöse dank Apple TV+ & Co. 2020 weiter anziehen, doch gerade der neue Streaming-Dienst, den Apple Käufern von einem neuen iPhone, iPad, Mac oder Apple TV für ein ganzes Jahr kostenlos spendiert, wirft andere Fragen auf – nämlich die nach der Rentabilität. So verlockend das neue Content-Angebot für die Kundenbindung (und zunächst einmal die Kunden selbst) sein mag, es dürfte mit einem bisherigen Budget von 6 Milliarden Dollar, das in Zukunft kaum geringer ausfallen dürfte, auf Jahre ein Zuschussgeschäft bleiben.

4.) Die Wearables-Sparte kann den Einbruch anderer Konzernbereiche nicht abfedern

Die eigentliche Zukunftswette liegt unterdessen im jüngsten Konzernbereich – der boomenden Sparte “Wearables, Home and Accessories”, deren Erlöse im letzten Quartal um stolze 55 Prozent anzogen und mit einem Umsatzzuwachs von 2,3 Milliarden Dollar sogar den Servicebereich in den Schatten stellte.

Wearables: Das sind bei Apple bislang die Apple Watch und die stark gefragten Drahtloskopfhörer AirPods. Die beiden Kernprodukte der Tim Cook-Ära besitzen in den kommenden Jahren fraglos das größte Wachstumspotenzial, doch am Ende bleiben beide Produkte Accessoires, die mit dem iPhone genutzt werden.

Steht das iPhone – nicht zuletzt wegen der happigen Bepreisung – vor einer neuen Schwächephase, dürfte Apples Wearables-Sparte kaum dazu in der Lage sein, einen Absatzeinbruch der Smartphone-Unit zu kompensieren, zu drastisch sind weiter die Größenunterschiede. Mit dem iPhone setzte Apple zuletzt 33,63 Milliarden Dollar um, mit den Wearables & Co. indes nur 6,5 Milliarden Dollar.

Zudem droht auch der älteste Konzernbereich – die Mac-Sparte – und langfristig auch die iPad-Unit zum Schrumpfgeschäft zu werden, das von Wearables und Services kompensiert werden muss. Die neuen Wachstumstreiber werden in diesem Szenario nur zum ausgleichenden Element.

5.) Die Weltbörsen brechen ein

Kein Apple-spezifisches, sondern ein allumfassendes Risiko: den Weltbörsen geht 2020 die Luft aus – und zwar so richtig. Nach einer Dekade steigender Kurse – allein 2019 liegen die großen Indizes in den USA wieder zweistellig vorne – wäre eine Korrektur, wenn nicht ein großer Crash, zumindest historisch betrachtet, überfällig.

Im nächsten Jahr kommt zumindest mit der USA-Wahl eine neue Unbekannte hinzu: Was, wenn Donald Trump, der sich trotz aller Turbulenzen als Stimulanz für die US-Börse erwiesen hat, am Ende kippt? Kurseinbrüche an der Börse vorherzusagen, ist ein schwieriges Spiel – doch fest steht zumindest, dass auch und gerade der wertvollste Konzern der Welt wohl vor Mittelabflüssen der Anleger, die alle gleichzeitig auf den Verkaufsknopf drücken, kaum gefeit wäre.

Vor allem nach den exorbitanteren Kurszuwächsen der vergangenen zehn Jahre, als Apple splitbereinigt tatsächlich bei Kursen um die 10 Dollar notierte, haben Anleger, die gut an und mit der Apple-Aktie verdient haben, viel zu verlieren…