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Aktienrückkäufe im Trend – Dax-Konzerne sichern sich gegen Kursverwerfungen ab

Munich Re tut es, der Versicherer Allianz, der Sportartikelhersteller Adidas sowie der Mischkonzern Siemens ebenfalls: Die Konzerne kaufen für Milliarden Euro eigene Aktien zurück. Ein Trend, der an Fahrt gewinnt – auch in Deutschland. Börsennotierte Unternehmen stecken immer mehr Geld in den Rückkauf eigener Anteilsscheine.

So steuern deutsche Unternehmen auf einen Zehn-Jahres-Rekord zu. Firmen aus den Eliteindizes Dax und MDax haben bis Mitte Juli eigene Papiere im Wert von 4,8 Milliarden Euro gekauft. Das hat das Flossbach von Storch Research Institute ausgerechnet. Weitere Rückkäufe in Höhe von 5,7 Milliarden Euro sind angekündigt.

Es ist ein Schritt, der nicht nur die prall gefüllten Kassen vieler Konzerne belegt, sondern auch die Kurse vieler Wertpapiere stützt. Das könnte Dax & Co. in den kommenden Monaten trotz aller Risiken rund um den Handelsstreit und die Türkei vor größeren Kursrücksetzern schützen. Und über spezielle Anlageinstrumente können Investoren sogar ganz gezielt von den Aktienverknappungen profitieren.

Dabei sind Aktienrückkäufe strategisch durchaus umstritten. „Sie schaffen keinen ökonomischen Mehrwert“, sagt Philipp Immenkötter vom Flossbach von Storch Research Institute. Vor allem kurzfristig zahlen sie sich für Aktionäre aber oft in barer Münze aus. Denn wenn Firmen eigene Anteilsscheine vom Markt nehmen, bedeutet dies, dass weniger Aktien im freien Handel sind. Das knappere Angebot befeuert den Kurs. Gleichzeitig erhöht sich künftig der Gewinn je Dividendenpapier. Das lässt die Titel zumindest optisch attraktiver erscheinen und lockt weitere Investoren an.

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So hat der Sportartikelhersteller Adidas mit drei Milliarden Euro hierzulande eines der größten Rückkaufprogramme ausstehen. Mit einem Plus von mehr als einem Viertel gehört die Aktie zu den größten Dax-Gewinnern.

Ein Garant für steigende Kurse sind Rückkäufe bei Einzelaktien indes nicht. So hat die Allianz von Februar bis Mai Aktien für fünf Milliarden Euro zurückgekauft. Die Aktie liegt dennoch seit Jahresanfang leicht im Minus. Bis Ende September wird der größte europäische Versicherer weitere Aktien für eine Milliarde Euro zurückkaufen. Insgesamt unterhalten derzeit sieben in der ersten und zweiten deutschen Börsenliga gelistete Unternehmen Rückkaufprogramme, die 2017 oder 2018 aufgelegt worden sind.

Nicht nur in Deutschland, sondern auch im übrigen Europa liegen Rückkäufe im Trend. Allen voran hat der britische Ölkonzern Shell zuletzt Aktienrückkäufe über 25 Milliarden Dollar angekündigt, beim britischen Spirituosenhersteller Diageo waren es zwei Milliarden Pfund, der Rohstoffhändler Glencore und der Bergbaukonzern Rio Tinto kündigten Rückkäufe über eine Milliarde Dollar an.

Vorbild USA

An den US-Börsen, wo die Unternehmen traditionell deutlich stärker eigene Anteilsscheine erwerben, gelten Aktienrückkäufe als ein maßgeblicher Treiber für die seit mehr als neun Jahren laufende Hausse. Allein zwischen 2015 und 2017 haben die Firmen im Schnitt rund drei Fünftel ihrer Erträge in diese Kurspflege investiert. Die US-Investmentbank Goldman Sachs prognostiziert, dass das Rückkaufvolumen dort 2018 insgesamt erstmals die Rekordmarke von einer Billion US-Dollar überschreiten dürfte. Im Vergleich zum Vorjahr wäre das ein Anstieg um mehr als ein Drittel.

Die Rückkäufe wirken der inzwischen abnehmenden Aktiennachfrage externer Investoren entgegen. Das stützt den US-Aktienmarkt und verringert Kursschwankungen. Ein Indiz dafür: Zwar haben Anleger in den USA seit Jahresanfang laut Börsenbetreiber Nasdaq mehr als 57 Milliarden Dollar aus Publikumsfonds abgezogen. Trotzdem sind die wichtigsten Börsenindizes weitergeklettert und notieren unweit ihrer Allzeithochs.

Auch hierzulande ebbt das Interesse privater Investoren ab. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres legten Anleger netto nur noch 1,2 Milliarden Euro neu in reinen Aktienfonds an. Im ersten Halbjahr 2017 waren es laut Fondsverband BVI noch 5,8 Milliarden Euro.

Die sinkende Nachfrage gilt als Folge der vor allem angesichts der Handelskonflikte mit den USA eingetrübten Stimmung an den Börsen. Die Aktienrückkäufe dürften einen Teil dieses Nachfrageausfalls wettmachen und die Notierungen in den kommenden Monaten stützen.

Für Anleger kann es sich lohnen, gezielt auf Gesellschaften mit reger Rückkaufaktivität zu setzen. Das zeigt ein Blick auf entsprechende Indizes. Der jährliche Wertzuwachs des S & P Buyback Indexes, der die Aktienentwicklung der wichtigsten Firmen an der Wall Street mit Kaufprogrammen abbildet, beträgt seit Juli 2008 im Schnitt über 14 Prozent. Das liegt mehr als ein Drittel über der Rendite, die mit dem breiten Leitindex S & P 500 erzielbar war – genau 10,7 Prozent. Allein in den vergangenen zwölf Monaten hat der Buyback-Index seinen Vorsprung um einen Prozentpunkt ausgebaut.

Mit speziellen Indexfonds (ETFs) können Anleger breit gestreut auf Firmen setzen, die ihren Aktionären Rückkäufe spendieren. Die Entwicklung des S & P 500 Buyback zeichnen etwa ETFs der Anbieter Amundi und iShares (WKN: A2H562, A12DPR) nach.

Ähnlich wie in den USA Europa schneiden auch in Europa Firmen deutlich besser ab, die eigene Anteilsscheine erwerben: Der MSCI Europe Buyback Index etwa hat seit Ende Juli 2008 im Schnitt jährlich um knapp fünf Prozent zugelegt. Der MSCI Europe schaffte nur drei Prozent jährlich – die Dividenden jeweils eingerechnet. Mit einem Indexfonds von Amundi können Anleger auch hier Kursgewinne bequem in Depotrendite ummünzen (WKN: A14V4W).

Das Investieren über börsengehandelte Indexfonds besitzt einen bedeutenden Vorteil: Aktien werden automatisch ausgetauscht, wenn der Rückkauf einer Firma endet. Das ist wichtig für die Rendite. Denn mit dem Auslaufen des Programms werden aus überdurchschnittlichen Gewinnen oft Verluste.

Das ist wichtig, denn bei steigenden Aktienkursen werden die Investoren nur auf dem Papier reicher und haben nicht tatsächlich mehr Geld wie etwa bei der Ausschüttung von Dividenden. Auch das ist ein Kritikpunkt an Aktienrückkäufen, bei denen Unternehmen Kasse gegen einen höheren Aktienkurs tauschen, wie Immenkötter vom Flossbach von Storch Research Institute sagt.

Dazu kommt, dass Unternehmen bei Rückkäufen das Geld nicht nutzen, um zu investieren, sondern lediglich, um ihre Aktionäre kurzfristig bei Laune zu halten. Dabei gäbe es etwa im Zuge der Digitalisierung bei vielen Firmen Investitionsbedarf. Viele Unternehmen würden sich dafür entscheiden, keine guten Ideen zu finanzieren, „da es einfach einfacher ist, Aktien zurückzukaufen, was die kurzfristigen Gewinnwachstumsraten besser aussehen lässt“, kritisieren auch die Investmentprofis Frank Caruso und Christopher Kotowicz des Vermögensverwalters Alliance-Bernstein. Dies geschehe aber oft auf Kosten der langfristigen Geschäftsaussichten.