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Zalando: Das Betriebssystem der Modeindustrie made in Germany

A Zalando label lies on an item of clothing in a showroom of the fashion retailer Zalando in Berlin October 14, 2014. REUTERS/Hannibal Hanschke/File Photo GLOBAL BUSINESS WEEK AHEAD PACKAGE - SEARCH 'BUSINESS WEEK AHEAD MAY 9' FOR ALL IMAGES (REUTERS)

In den vergangenen acht Jahren ist Zalando eine bemerkenswerte Erfolgsstory geglückt: Die Berliner sind bis heute zum zweitwertvollsten Internetkonzern Deutschlands und zum größten europäischen Modeversender aufgestiegen. Inzwischen hat sich Zalando spürbar von den Samwer-Brüdern emanzipiert, die das Start-up einst groß herausgebracht haben, und ist auf dem besten Weg, die Modebranche als digitale Markenplattform zu revolutionieren.

Der Schrei vor Glück wird lauter. Jahrelang warb Zalando mit kreischenden Kundinnen: Wenn der Postbote klingelte, gab es wieder den letzten Schrei aus der Modebranche. Mit der eingängigen Werbung machte das Start-up seit Beginn des Jahrzehnts immer wieder von sich reden.

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Es hat geholfen: 95 Prozent der Deutschen kennen Zalando inzwischen. Vor allem bei der jüngeren Zielgruppe erfreuen sich die Berliner immer größerer Beliebtheit. Shoppen zu gehen, ist für Millennials tatsächlich von gestern: Gekauft wird per Klick; bei Nichtgefallen kann die Ware einfach zurückgeschickt werden.

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Samwers geben Starthilfe

„Viele hatten sich gefragt, wie wir jemals profitabel werden wollen“, erinnerte sich der heutige Co-CEO Rubin Ritter vor einigen Monaten an die anhaltende Skepsis, die Zalando zunächst entgegenschlug. Ritter stieß 2010 zum zwei Jahre zuvor von David Schneider und Robert Gentz gegründeten Start-up, das sich maßgeblich am US-Versandhändler Zappos orientierte, der erfolgreich Schuhe über das Internet vertrieb.

Die Initialzündung zur Unternehmensgründung lieferte unterdessen ein anderer Mann, der Schneider und Gentz aus dem Studium kannte – Seriengründer Oliver Samwer, dem bereits in den späten 90er-Jahren mit seinen Brüdern Marc und Alexander mit dem ersten Unternehmen, dem eBay-Klon Alando, ein millionenschwerer Exit geglückt war.

Die Erfolgssträhne der Samwers hielt auch in den Nullerjahren an: Auf Alando folgte der Klingeltonanbieter Jamba, der schließlich 2004 von Verisign für 273 Millionen Dollar gekauft wurde. Die Samwers steigerten ihre Erlöse – und als Risikokapitalgeber in der neu formierten Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet ihren Einsatz.

Schnelle Expansion

Als Vorzeige-Unternehmen des Samwer-Imperiums diente Zalando, in das die Kölner Seriengründer massiv investierten und bis 2012 40 Prozent der Anteile hielten (heute sind es nur noch zehn Prozent). Zalando, das sich vom Firmennamen an US-Vorbild Zappos und der ersten eigenen Firma Alando orientiert, wurde auf Hyperwachstum getrimmt und schnell zur Blaupause
für von Rocket Internet geformte E-Commerce-Anbieter. 2009, nur ein Jahr nach dem Start, folgte der Eintritt in den österreichischen Markt, 2010 das Debüt in der Schweiz.

Es war der Startschuss einer großen Expansion, durch die bis heute bereits 18 Millionen Kunden in 15 Ländern Europas erreicht werden. „Der europäische Markt machte es uns leicht, aus dem Nichts heraus einen Marktführer aufzubauen“, kommentierte Rubin Ritter unlängst selbstbewusst den Durchmarsch auf dem Alten Kontinent zum größten Online-Modeanbieter, der an die Erfolgsstory von Amazon erinnert.

Seit 2014 schwarze Zahlen

Das schnelle Wachstum kostete entsprechend: Bis 2014 schrieb Zalando tiefrote Zahlen, musste jedoch für den Börsengang, der im Herbst 2014 erfolgte, auch den Nachweis der Profitabilität erbringen. Die folgte im vorvergangenen Geschäftsjahr. Nachdem die Berliner bereits 2014 mit 47 Millionen Euro überraschend deutlich das erste Plus der noch jungen Unternehmensgeschichte vermelden konnten, wurde der Nettogewinn im vergangenen Jahr mit 121 Millionen Euro fast verdreifacht.

Die Erlöse ziehen ebenfalls weiter kräftig an: Nach 2,21 Milliarden Euro 2014 verpasste Zalando im vergangenen Jahr mit Umsätzen von 2,96 Milliarden nur hauchdünn die 3-Milliarden-Euro-Marke. Im laufenden Jahr will Zalando weiter mit einem Umsatzplus zwischen 20 bis 25 Prozent wachsen. 

Aktie 2016 unter Druck

Trotzdem musste die Zalando-Aktie 2016 bisher kräftig Federn lassen und notiert bei rund 29 Euro 20 Prozent unter dem Startniveau des Jahres. Der Börsenabsturz hat mit einer Vielzahl von Faktoren zu tun: Einerseits belastet die Berliner das hohe Startniveau zu Jahresbeginn, als die Zalando-Aktie praktisch zu Allzeithochs ins neue Börsenjahr startete, andererseits wurden die Aktien im Sog des allgemeinen Abschwungs von Internet-Unternehmen mit in die Tiefe gerissen.  

Für Banken ist das aktuell ermäßigte Niveau eine Einstiegsmöglichkeit – die Analysten von der Commerzbank, Goldman Sachs oder Morgan Stanley empfehlen Zalando aktuell als „Kauf“. Der Optimismus kommt nicht von ungefähr: Zalando, das inzwischen zu 32 Prozent der schwedischen Beteiligungsgesellschaft Kinnevik gehört, scheint so gut wie kaum ein anderes Mode-Unternehmen für die digitale Zukunft gerüstet.

Betriebssystem der Modeindustrie

So verstehen sich die Berliner längst nicht mehr als bloßer Modeversandhändler, sondern als digitaler Anbieter von Bekleidung. Mehr als 1500 Internationale Topmarken von Armani bis Versace sind inzwischen im Sortiment vertreten – und das überwiegend in individuell gebrandeten Shopangeboten.    

Die Berliner haben den ambitionierten Anspruch formuliert, zum „Betriebssystem der Modeindustrie“ werden zu wollen. Genauer: Zum „Spotify der Modebranche“, wie es Vorstandsmitglied Robert Gentz vor wenigen Wochen auf dem Capital Marktes Day formulierte.

Dafür verfolgt Zalando eine Plattformstrategie, in die mit neuen Technologiestandorten in Dublin und Helsinki massiv investiert wurde. 2018 soll gar ein eigener Zalando-Campus „im Herzen von Berlin“ entstehen. Es klingt nach der deutschen Version des Silicon Valley-Märchens.

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