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Stählerner Rückbau bei Thyssenkrupp: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Wilfried Eckl-Dorna über Schrumpfungspläne im Pott. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie Sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Stahlplan-Häppchen

Thyssenkrupps ältestes Geschäft, die Stahlproduktion, ist seit langem das große Sorgenkind des Konzerns: Die Nachfrage nach Rohstahl in Europa bleibt mau, Billigimporte aus Asien drücken auf die ohnedies eher niedrigen Preise. Außerdem muss Thyssenkrupp in die grünere Stahlproduktion mit Hilfe von Wasserstoff investieren — was Subventionen nur zum Teil abdecken. Die Verhandlungen über einen Verkauf der Hälfte der Stahlsparte an den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky ziehen sich unterdessen.

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Nun hat Thyssenkrupp endlich das getan, worauf die Märkte seit Monaten warten: Der Konzern präsentierte einen Plan dafür, wie es mit der Stahlsparte weitergehen soll. Kern des Ganzen ist eine erhebliche Absenkung der Stahlproduktion um rund 20% auf 9 bis 9,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Das wird Europas größtes Stahlwerk in der Ruhrpott-Metropole Duisburg schmerzlich treffen: Thyssenkrupp selbst spricht von Stellenabbau im Werk. Das Ausmaß will man noch nicht beziffern – weil die Verhandlungen mit den Gewerkschaften erst starten.

Obwohl das allenfalls erste Eckpfeiler einer Neuausrichtung sind, hat sich die Aktie von Thyssenkrupp heute kräftig nach oben bewegt. In der seit Monaten schwelenden Diskussion über Thyssens Stahlsparte reichen auch schon Nachrichtenhappen, um die Fantasie an den Börsen zu beflügeln.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell und Boris Groendahl: Euro und Tauben, nochmal Immokrise, Geduld auf rot, die Waffen nieder!, und KI-Äpfel.

Euro und Tauben

Zum Wochenschluss ist der Euro auf den tiefsten Stand seit November gefallen. Dies ist auf die Erwartung zurückzuführen, dass die EZB vor der Fed die Zinsen senken wird. Mit einem Minus von 1,5% ist die Gemeinschaftswährung auf dem besten Weg, den größten Wochenverlust gegenüber dem Dollar seit fast einem Jahr einzufahren. Beschleunigt wurde der Kursverfall von EZB-Rat Stournaras, der seiner Institution Mut zusprach, von ihrer “übervorsichtigen” geldpolitischen Haltung abzurücken und ohne Rücksicht auf die US-Notenbank zu handeln. “Jetzt ist es an der Zeit, einen anderen Weg einzuschlagen”, sagte er im Bloomberg-Interview. Er bekräftigte seine Haltung, dass in diesem Jahr vier Zinssenkungen möglich seien. Vermutlich war der Grieche unter jenen fünf Mitgliedern, die gestern im Rat etwas länger bearbeitet werden mussten, bis sie auf die Mehrheitsmeinung einschwenkten, die Zinsen weiter auf Rekordniveau zu halten. Im Sitzungsverlauf sei der Tauben-Aufstand rasch in sich zusammengebrochen, ist zu hören. Ob man ihnen in Gestalt von zwei monatlich aufeinanderfolgenden Zinssenkungen später Futter gibt, sei gestern nicht besprochen worden, so die Insider.

Nochmal Immokrise

Wie bei den Kollegen der anderen Landesbanken hat auch bei der BayernLB die Immobilienkrise deutlich sichtbare Spuren in der Bilanz hinterlassen, und wie die Kollegen können auch die Münchner von Glück reden, dass dies in einem Geschäftsjahr geschah, in dem die Zinswende der EZB für ansonsten sprudelnde Gewinne sorgte. Stolze 210 Millionen Euro legt die BayernLB für Immobilien-Risikovorsorgen zur Seite — fast sechsmal so viel wie im Vorjahr. Die Ursachen verteilen sich in etwa halbe-halbe auf die üblichen Verdächtigen — US-Gewerbeimmobilien (vor allem Büros) auf der einen Seite, “Projektentwicklungen” auf der anderen Seite. Auch wenn hier keine Namen genannt wurden, werden viele im Markt dabei wohl auch an einen gewissen in München äußerst aktiven Projektentwickler in Zahlungsnöten denken. Unterm Strich steht — EZB sei Dank! — dennoch ein dickes Plus beim Vorsteuergewinn. Das dürfte sich im laufenden Jahr aber wahrscheinlich so nicht wiederholen — “danke”, EZB.

Geduld auf rot

Mit einem Kursrutsch von zeitweise 34% hat die Varta-Aktie auf die Nachricht reagiert, dass der Batterieproduzent einen neuen Restrukturierungsplan braucht. (Bloomberg-Leser wussten das übrigens schon am Mittwochmorgen.) Der bisherige basierte auf Annahmen, die der wirtschaftlichen Lage des Hauses nicht mehr entsprechen, hieß es am Donnerstagabend aus dem württembergischen Ellwangen. Die Rückkehr zu profitablem Wachstum werde länger brauchen als angenommen. Die Nachfrage der Endverbraucher nach Energiespeicherlösungen sei überraschend eingebrochen, die Nachfrage nach kleinformatigen Lithium-Ionen-Zellen schwanke stark und Wettbewerber machten aggressive Preise. Zu alledem legte auch noch ein Cyberangriff Mitte Februar für mehrere Wochen die Produktion lahm. Eine Stillhaltevereinbarung mit den Varta-Gläubigern ist in Arbeit, hieß es. In trockenen Tüchern ist sie also noch nicht. Der Varta-Langfristchart seit 2017 zeigt eine klassische Schulter-Kopf-Schulter — mit Aktienkurs knapp noch im zweistelligen Euro-Bereich.

Die Waffen nieder

Russlands Raketenangriffe auf das ukrainische Energiesystem, die Bombardierung der zweitgrößten Stadt des Landes und Vorstöße entlang der Front schüren die Sorge, dass die militärischen Anstrengungen Kiews kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Westliche Beobachter berichten von einem eklatanten Mangel an Munition und Personal entlang der 1.200 Kilometer langen Front sowie Lücken in der Luftverteidigung. Die Ukraine befindet sich augenscheinlich in ihrer schwächsten Phase seit über zwei Jahren Krieg. Die Bevölkerung ist zunehmend kriegsmüde, vor allem in der östlichen Stadt Charkiw, die besonders unter Beschuss liegt. Erstmals seit Beginn der Invasion glaubt weniger als die Hälfte der Ukrainer, dass das Land alle verlorenen Gebiete zurückerobern kann. Peking hat jüngst seinen Standpunkt bekräftigt, dass die Kriegsparteien direkte Verhandlungen über eine Deeskalation und einen Waffenstillstand aufnehmen sollten. Präsident Putin erklärte gegenüber seinem belarussischen Amtskollegen Lukaschenko, Moskau sei zum Dialog bereit, werde sich aber keine Positionen “aufzwingen” lassen. Er kritisierte auch die geplante Friedenskonferenz in der Schweiz ohne russische Beteiligung.

KI-Äpfel

Apple will die gesamte Mac-Reihe mit einer neuen Familie hauseigener Prozessoren ausstatten, die die Computer fit für künstliche Intelligenz machen sollen. Wie zu hören ist, steht der Konzern kurz vor der Produktion der nächsten selbst entwickelten Chipgeneration M4. Erst vor fünf Monaten kamen die ersten Macs mit M3-Prozessoren auf den Markt. Damit auf den Computern KI-Modelle lokal und in zügigem Tempo betrieben werden können, soll den Spitzenmodellen bis zu 500 Gigabyte Ram gegönnt werden können. Elon Musks KI-Startup will indessen 3 bis 4 Milliarden Dollar bei Investoren beschaffen, um im Wettbewerb mit dem ChatGPT-Betreiber OpenAI bessere Karten zu haben. Basis der Modelle von X.AI sind die Trainingsdaten des gleichnamigen sozialen Netzwerks, dessen Webadresse noch immer twitter.com lautet. An OpenAI hat sich inzwischen auch Ark Investments von Cathie Wood beteiligt. Angesichts des Tempos der Hard- und Software-Entwicklung in den USA, befeuert durch Subventionen der Biden-Regierung für die heimische Halbleiterindustrie, darf sich in Sachen KI der Rest der Welt abgehängt fühlen.

Was sonst noch passiert ist

  • Trichets Sorgen

  • Kaum Kaufinteresse

  • BlackRock-Rekord

--Mit Hilfe von Stephan Kahl.

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