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Warum sich zwei riesige Goldproduzenten zusammenschließen

Als John Thornton vor vier Jahren zum neuen starken Mann beim Rohstoffkonzern Barrick Gold aufstieg, war der Druck auf den früheren Investmentbanker und China-Spezialisten riesengroß. Schließlich befand sich der weltweit größte Goldförderer damals nach Jahren der ungezügelten Expansion „auf der Investitionsstation“ wie Thornton gleich zum Amtsantritt im April 2014 dramatisch diagnostizierte.

Das Unternehmen war hoch verschuldet, musste eine Reihe von Fehlinvestitionen abschreiben und hatte mehrfach erfolglos die Führung ausgetauscht. Entsprechend tief lag der Börsenkurs, der sogar noch unter dem Rivalen Goldcorp lag, obwohl dieser damals nur halb so viel Gold produzierte.

Den eigentlichen Befreiungsschlag unternimmt der 64-Jährige nun sehr viel später als gedacht – genau sechs Monate nach dem Tod des legendären Barrick-Gründers Peter Munk, der Thornton damals zum neuen Chef des Unternehmens und seinem Nachfolger berief. Mit der am Montag verkündeten Übernahme des ganz auf Afrika ausgerichteten Rivalen Randgold Resources entsteht ein Goldkonzern mit einem Marktwert von rund 18 Milliarden Dollar.

„Ein neuer Gold-Champion“

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„Das Zusammengehen schafft einen neuen Gold-Champion und bringt die weltweit hochwertigsten Goldvorkommen zusammen“, jubelte Thornton am Montagmorgen bei der Bekanntgabe der Fusion. Zwei Drittel des neuen Unternehmens gehören demnach künftig den Aktionären von Barrick Gold, das andere Drittel den Randgold-Investoren. Gelistet wird der Konzern in New York und Toronto.

Großer Nutznießer der Fusion ist nach Analystenangaben zunächst einmal aber das stabil aufgestellte Randgold Resources, dessen Aktienpreis am Montag als Reaktion auf den Zusammenschluss um fünf Prozent stieg, während Titel von Barrick Gold um knapp zwei Prozent nachgaben.

Durch den Zukauf kann Barrick aber immerhin seine seit langem stagnierende Produktion spürbar steigern. Die geringe Förderung war nach Ansicht von Analysten auch der Hauptgrund dafür, dass sich der Aktienpreis des Unternehmens in den letzten 18 Monaten fast halbiert hatte – und dabei noch schneller als der seit über einem Jahr schwächelnde Goldpreis gefallen war.

Große Umwälzungen in der Goldbranche

Randgold Resources hat wegen eines Streik in der Elfenbeinküste und neuen, restriktiven Minengesetzen im Kongo auch Einbußen zu verzeichnen, doch sind diese weniger stark. So gilt das Unternehmen unter Beobachtern als vorbildlich geführt und wirtschaftlich gesund. Daneben arbeitet es an mehreren erfolgsversprechenden Projekten.

So sehr die Fusion zum jetzigen Zeitpunkt überrascht, so zwingend ist die Logik dahinter: Randgold-Chef Mark Bristow, der das Minengeschäft seit über 30 Jahren kennt, hat seit Jahren prophezeit, dass die Goldbranche große Umwälzungen erleben werde und sich ganz neu erfinden müsse.

Seinem Unternehmen war dies in den vergangenen 20 Jahren bereits wie kaum einem anderen gelungen: War das Unternehmen zum Börsengang in London 1997 nur 200 Millionen Pfund wert, sind es heute über 4,7 Milliarden Pfund.

Im Zuge der Expansion hat sich Randgold Resources dabei ausgerechnet auf wenige Minen in einigen unwirtlichen Teilen von Afrika beschränkt, darunter Mali, Kongo sowie die Elfenbeinküste.

In Südafrika, dem einst wichtigsten Goldförderland der Welt und Bristows Heimat, ist das Unternehmen hingegen gar nicht mehr aktiv, weil die Lebensdauer vieler Bergwerke hier ihr Ende erreicht hat – und die Regierung die Minenunternehmen zeitgleich mit immer neuen Auflagen und Abgaben gängelt. Stattdessen liegt der Schwerpunkt vieler Goldförderer nun um frankophonen Westafrika.

Allerdings kämpfen die Unternehmen auch dort und in Ostafrika mit viel Bürokratie, hohen Abgaben, schwacher Infrastruktur und erschreckender staatlicher Willkür. Symptomatisch dafür ist der Streit der von Barrick Gold kontrollierten Acacia Mining mit dem Staat Tansania, der behauptet, die beiden Bergwerke von Acacia im Land würden mehr als das Zehnfache an Gold produzieren als das Unternehmen offiziell gemeldet habe. Das würde die beiden Goldminen zu den größten der Welt machen würde.


Probleme mit den Regierungen Afrikas

Kaum weniger abstrus ist die Behauptung der tansanischen Machthaber, Acacia schulde dem ostafrikanischen Staat 190 Milliarden Dollar an Steuern – ungefähr viermal so viel wie das derzeit gesamte Sozialprodukt Tansanias. Seit einem Jahr befindet sich die Situation nun bereits in der Schwebe und ist durch ein Exportverbot weiter verschärft worden.

Auch anderswo in Afrika, vor allem im Kongo, werden Unternehmen von den fast ausnahmslos hoch verschuldeten Regimen gerne als Beute betrachtet – und mit zum Teil aberwitzigen finanziellen Forderungen konfrontiert.

Doch auch die Unternehmen selbst sind an ihrer Misere nicht schuldlos: Randgold-Chef Bristow kritisiert seit langem die seit Jahren verfehlte Strategie vieler Goldförderer. Die meisten hätten, wie auch Barrick, über Jahre eine hohe Schuldenlast aufgebaut, die zeitweise bei einigen sogar höher als ihr Börsenwert war.

Um Gläubiger bedienen zu können, mussten die Unternehmen deshalb bei einem zuletzt immer weiter gesunkenen Goldpreis unter allen Umständen die Produktion steigern. Die Folge, so Bristow, sei ein Teufelskreis, weil die gestiegene Produktion eine durchgreifende Erholung des Preises verhindere.

Randgold kommt nun zugute, dass das Unternehmen vorsichtiger agiert hat – und nun weitgehend schuldenfrei ist. Selbst wenn der Goldpreis weiter falle, könnte Randgold Resources noch eine staatliche Rendite erwirtschaften, ist Bristow überzeugt.

Vielleicht erklärt diese starke Position, dass Bristow nun doch dem Lockruf Barricks gefolgt ist. Zumal dieser moderne Goldgräber in der Vergangenheit wieder gesagt hatte, seine illustre Karriere in der Goldbranche eines Tages mit der Entdeckung eines großen Goldvorkommens abrunden zu wollen – oder einer großen Transaktion.