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Viele Anleger warten auf einen zweiten Corona-Crash

Der Dax tendiert seitwärts, doch die Stimmung der Anleger verschlechtert sich kontinuierlich. Das macht ein Szenario an den Börsen wahrscheinlich.

Die Profis sichern sich derzeit an den Märkte wie die Privatanleger ab. Foto: dpa
Die Profis sichern sich derzeit an den Märkte wie die Privatanleger ab. Foto: dpa

Der Dax findet keine Richtung. Seit rund drei Monaten steckt der deutsche Leitindex in einer Seitwärtsbewegung. Und daran dürfte sich in den kommenden Handelstagen wenig ändern. Das signalisiert das Handelsblatt Dax-Sentiment, eine wöchentliche Umfrage unter mehr als 3500 Anlegern.

„Die Anlegerstimmung hat noch keinen Extremwert erreicht, der für einen Boden sorgen würde“, meint Stephan Heibel, Inhaber des Analysehauses Animusx, der die Erhebung auswertet.

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Somit dürfte der Dax weiterhin in der Spanne zwischen 12.300 und 13.300 Punkten schwanken. Bis auf einen kurzfristigen Sprung auf das bisherige Corona-Hoch von 13.460 Zählern notiert der Leitindex seit Anfang August in dieser Spanne.

Zwei Punkte verhindern weitere Kursanstiege. Zum einen die zweite Coronawelle, die Erinnerungen an den Lockdown im Frühjahr aufkommen lässt. Hat sich die Wirtschaft dieses Mal besser darauf vorbereitet? Eine Antwort auf diese Frage kann es erst später geben. Zum anderen hindert die Ungewissheit über den Ausgang der US-Wahlen am 3. November die Aktienmärkte daran, eine neue Richtung einzuschlagen.

Eine Besonderheit zeigt ein genauer Blick auf den Fünf-Wochen-Durchschnitt der Anlegerstimmung. Dieser Chart war in der Vergangenheit ein treffsicherer Indikator für eine Trendwende, wenn der Durchschnitt einen extremen Wert erreicht hatte.

Die aktuelle Lage: Seit mehreren Monaten führen stärkere Tiefs und höhere Hochs das Dax-Niveau kontinuierlich noch oben. Trotzdem wird die Stimmung immer schlechter, der Fünf-Wochen-Chart fällt weiter.

Woran liegt das? „Eine schlechte Stimmung deutet auf eine falsche Positionierung der Anleger“, erläutert Sentimentexperte Stephan Heibel. Unzufriedenheit über Verluste oder entgangene Gewinne seien in der Regel die Auslöser für schlechte Laune.

Der stärkere Treiber einer solchen Stimmung sind natürlich Verluste, aber derzeit gibt es kaum mittelfristig orientierte Anleger, die in den vergangenen Monaten seit dem Corona-Crash Mitte März Verluste gemacht haben könnten. „Ich gehe daher davon aus, dass entgangene Gewinne der Treiber für die schlechte Laune und Unzufriedenheit sind“, meint der Inhaber des Analysehauses Animusx.

Viele Anleger haben die Rally seit dem Frühjahr nicht mitgemacht und warten auf einen zweiten Crash, ausgelöst vielleicht durch die zweite Coronawelle oder durch die US-Wahlen. Dann könnten diese unzufriedenen Investoren endlich nennenswerte Positionen aufbauen und bei der anschließenden Wiederholung der Erholungsrally stärker profitieren als beim ersten Mal.

Doch die Realität sieht anders aus. Die zweite Coronawelle ist da, aber die Märkte halten sich stabil auf hohem Niveau. Auch die US-Wahlen ohne den linken Kandidaten der Demokraten, Bernie Sanders, scheinen ihren Schrecken verloren zu haben. An der Wall Street scheint man sich sowohl mit Donald Trump als auch mit Joe Biden arrangiert zu haben.

Klar ist aber auch: Die widersprüchliche Entwicklung in der Stimmung kann nicht ewig andauern, irgendwann kommt es zu einer Anpassung.

Entweder die Kurse brechen ein und alle Anleger können sagen „wusste ich’s doch“, oder die Stimmung dreht. Dann kaufen Anleger auf dem aktuellen Niveau massiv zu und befeuern eine Fortsetzung der Rally.

Eines der Grundprinzipien der Sentiment-Theorie lautet: Die Mehrheit hat selten recht an der Börse. Wahrscheinlicher ist daher das zweite Szenario: Irgendwann nimmt die Aktienmarktrally wieder Fahrt auf, und Anleger laufen der Entwicklung hinterher.

„,Irgendwann“ ist natürlich ein dehnbarer Begriff“, ergänzt Heibel. Aber die aktuelle Sentimententwicklung mit schlechterer Stimmung während einer Seitwärtsbewegung bedeutet auch: Ein zweiter Corona-Crash ist weniger wahrscheinlich und dürfte nicht annähernd so stark ausfallen wie im März dieses Jahres.

Die aktuellen Umfrageergebnisse

Der Dax hat zwar zwei Prozent zur Vorwoche verloren, doch die Stimmung hat nicht sonderlich darunter gelitten. Das Anlegersentiment ist leicht auf minus 2,8 abgerutscht und erreicht damit ein Niveau, bei dem wir von Niedergeschlagenheit sprechen müssen. Es ist aber noch immer kein Extremwert erreicht, der eine Trendwende signalisiert.

Die Verunsicherung ist hingegen auf minus 4,0 gefallen und erreicht damit ein extremes Niveau. Die Werte der Anlegerstimmung und der Verunsicherung passen zur Börsenentwicklung: Zwar hatte sich der Dax in der vergangenen Handelswoche zwischenzeitlich erholt, ist aber anschließend nur leicht unter das Tief der Vorwoche abgerutscht. Entsprechend ist eine Anlegerstimmung, die nur leicht unter der Vorwoche liegt, passend für diese Aktienmarktentwicklung.

Auf Grundlage der volatilen Kursentwicklung ist die Zukunftserwartung mit 2,7 leicht zurückgegangen. Die Investitionsbereitschaft liegt mit 2,0 leicht über dem Wert der Vorwoche.

Damit hat sich im Vergleich zur Vorwoche nicht viel verändert: Tiefere Kurse führen zu einem leichten Stimmungsrückgang, während die Zukunftserwartung gleichbleibend optimistisch ist. Und je tiefer die Kurse, desto größer die Kauflust.

Das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart, an der vor allem Privatanleger handeln, ist wieder ins Minus gerutscht. Privatanleger sichern sich gegen weitere Kursverluste ab. Profis, die sich über die Frankfurter Terminbörse Eurex absichern, sind ebenfalls inzwischen defensiv positioniert. Das Put/Call-Verhältnis von 1,8 zeigt eine stärkere Nachfrage nach Put-Optionen an.

In den USA ist das Put/Call-Verhältnis der Chicagoer Terminbörse CBOE wieder in Extremwerte abgefallen: Ins extrem Negative, um genau zu sein. Das signalisiert eine sehr starke Nachfrage nach Call-Optionen. Sprich: Der dortige Optimismus ist zu hoch, Vorsicht ist in den USA angebracht.

Die Investitionsquote der US-Fondsmanager ist von den hohen 103 Prozent der Vorwoche auf 87 Prozent zurückgegangen. Offensichtlich zieht bei den Profis in den USA langsam Vorsicht ein.

US-Privatanleger hingegen, die in den Vorwochen durch eine extrem bärische Stimmung auffielen, ziehen sich nun aus dem Bärenlager zurück. Erstmals seit dem Corona-Crash im März dominieren die Bullen das Geschehen unter Privatanlegern.

Hinter Erhebungen wie dem Dax-Sentiment mit mehr als 3500 Teilnehmern stehen zwei Annahmen: Wenn viele Anleger optimistisch sind, haben sie bereits investiert. Dann bleiben nur wenige übrig, die noch kaufen und damit die Kurse in die Höhe treiben könnten. Umgekehrt gilt: Wenn die Anleger pessimistisch sind, haben sie mehrheitlich nicht investiert. Dann können nur noch wenige verkaufen und damit die Kurse drücken.

Sie wollen an der Umfrage teilnehmen? Dann lassen Sie sich automatisch über den Start der Sentiment-Umfrage informieren und melden Sie sich für den Dax-Sentiment-Newsletter an. Die Umfrage startet jeden Freitagmorgen und endet Sonntagmittag.