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Union Investment richtete umstrittene Auslandsreisen für Sparda-Banker aus

Die Reiseprogramme der Fondsgesellschaft sollen einem Bericht zufolge vor allem freizeitorientiert gewesen sein. Die Praxis wurde 2016 beendet.

Die kroatische Hafenstadt war 2015 Ziel der Reise. Foto: dpa
Die kroatische Hafenstadt war 2015 Ziel der Reise. Foto: dpa

Die genossenschaftliche Fondsgesellschaft Union Investment hat bis 2016 jährliche Auslandsreisen für die Vorstände der Sparda-Banken veranstaltet. Einem Bericht des Finanz-Blogs „Finanz-Szene“ zufolge standen bei den mehrtägigen Trips in europäische Metropolen in erster Linie freizeitorientierte Unternehmungen auf dem Programm, aber keine fachlichen. „Finanz-Szene“ lagen unter anderem Programme, Bilder und Teilnehmerlisten vor.

Die Kosten dieser Ausflüge, die zum Teil recht luxuriös ausgefallen sein sollen und zu denen die Geladenen auch ihre Partnerinnen und Partner mitnehmen durften, übernahm jeweils Union Investment. Dass es bis 2016 von Union Investment durchgeführte Auslandsreisen gab, wird nicht bestritten, auch nicht die Kostenübernahme durch die Fondsgesellschaft. „Als Kooperationspartner der Sparda-Gruppe führte Union Investment in der Vergangenheit einmal im Jahr und letztmalig im Jahr 2016 eine Auslandsveranstaltung für Mitglieder und Vertreter der Gruppe durch“, teilte etwa der Verband der Sparda-Banken mit.

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Diese Reisen kann man kritisch sehen, weil die Sparda-Banken wie auch andere Genossenschaftsbanken wichtige Vertriebspartner für die Publikumsfonds von Union Investment sind. Genossenschaftsinstitute wie die Sparda-Banken sind schließlich nicht dazu verpflichtet, Fonds von Union Investment zu vertreiben, auch wenn sie es häufig tun.

Hart gegen Compliance-Vorschriften verstoßen hat das Fondshaus nach eigener Einschätzung bei den Städte-Trips trotz des hohen Freizeitanteils nicht. „Das Format dieser Vorstandsreisen sowie der Teilnehmerkreis, zu dem auch Partnerinnen und Partner gehörten, wurde im Vorfeld von Compliance auf die Einhaltung der internen sowie der gesetzlichen Vorgaben hin geprüft und freigegeben“, sagte ein Sprecher von Union Investment auf Anfrage. „Die Reisen dienten dazu, Raum für Information und fachlichen Austausch außerhalb des Tagesgeschäfts zu bieten.“

Das Unternehmen habe die Reisen gezahlt und sei den steuerlichen Pflichten nachgekommen. Darauf verweist auch der Verband der Sparda-Banken.

Dennoch scheinen die Beteiligten vor einigen Jahren dann wohl zu dem Schluss gekommen zu sein, dass solche Veranstaltungen für die Reputation problematisch sein könnten – zumal Union Investment auf Hauptversammlungen regelmäßig anderen Aktiengesellschaften die Leviten liest, auch in Sachen guter Unternehmensführung. Das Format sei nach 2016 eingestellt worden. „Es wurde als nicht mehr zeitgemäß bewertet“, heißt es bei Union Investment und beim Verband der Sparda-Banken unisono.

Zu Details wie dem Programm und Programmpunkten, etwa Stadtführungen oder Cabrio-Ausflüge, gab es keine Stellungnahmen der Beteiligten. „Die Reisen dienten dazu, den Teilnehmern eine Gelegenheit zu geben, sich jenseits des Tagesgeschäfts fachlich auszutauschen und zu informieren“, so der Sparda-Verband. Daran hätten „verschiedentlich Vorstände von Banken der Sparda-Gruppe“ teilgenommen. Seitens des Verbandes hätten ebenfalls Führungskräfte teilgenommen.

Den Recherchen von „Finanz-Szene“ zufolge nahm an einem dieser Städte-Reisen auch Joachim Wuermeling teil, der damals noch Vorsitzender des Verbands der Sparda-Banken war und heute Vorstand in der Bundesbank ist. Die Bundesbank teilte hierzu mit, sie befasse sich „grundsätzlich nicht mit den früheren beruflichen Tätigkeiten ihrer amtierenden Vorstandsmitglieder“.

Förmliches Ermittlungsverfahren gegen Aufsichtsrat

Die Notenbank ergänzte, Ausnahmen könnten sich etwa ergeben, wenn daraus Interessenkonflikte für die Aufgaben in der Bank entstehen könnten oder im Falle abgeschlossener strafrechtlicher Ermittlungen, die im Zusammenhang mit einer früheren beruflichen Tätigkeit stünden und noch nicht eingestellt worden seien. Wuermeling ist in der Bundesbank seit Herbst 2018 zwar für die Bankenaufsicht zuständig, doch die umfasst nur Banken, nicht aber Fondsgesellschaften.

An einer Reise nach Dubrovnik im Jahr 2015 nahm „Finanz-Szene“ zufolge zudem der Chef der Sparda-Bank Nürnberg, Stephan Schindler, teil. Schindler war zu dem Zeitpunkt bereits Aufsichtsratsmitglied von Union Investment und übt dieses Amt bis heute aus. Die Sparda-Bank Nürnberg war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Im Zusammenhang mit den luxuriösen Reisen der Union Investment hat mittlerweile eine Strafanzeige wegen des Verdachts auf Untreue förmliche Ermittlungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft ausgelöst, wie ein Sprecher der Strafverfolgungsbehörde sagte. Das Aktenzeichen „777590 Js 257595/19“ zeigt, dass die Anzeige bereits im vergangenen Jahr gestellt wurde.

Die auslösende Strafanzeige hatte sich laut Staatsanwaltschaft „gegen ein Mitglied des Aufsichtsrats einer großen deutschen Investmentgesellschaft“ gerichtet, sprich: Union Investment. Wer die Person ist, die angezeigt wurde, sagte die Staatsanwaltschaft nicht. Sie bestätigte aber, dass bislang nur gegen die Person ermittelt wird, gegen die Anzeige erstattet worden war.

Der Fondsanbieter lud bis 2016 hochrangige Mitglieder der Sparda-Banken zu mehrtägigen Auslandstrips ein. Foto: dpa
Der Fondsanbieter lud bis 2016 hochrangige Mitglieder der Sparda-Banken zu mehrtägigen Auslandstrips ein. Foto: dpa