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Treuhänder statt Patriarch: Nathusius-Familie muss Kontrolle über Ifa abgeben

„Wir versuchen immer, eine Jacke mit einer Nummer größer anzuziehen. Die spannt nicht, und da können wir reinwachsen.“ So beschrieb Heinrich von Nathusius vom Autozulieferer Ifa seine Wachstumsphilosophie vor drei Jahren im Handelsblatt.

Der Ex-Stahlmanager aus dem Westen hatte das marode Gelenkwellenwerk in Haldensleben (Sachsen-Anhalt) nach der Wende mit 80 Leuten übernommen. Mit Geschick baute er es zu einem Weltkonzern mit rund 3.000 Mitarbeitern aus. Ifa beliefert die großen Autobauer wie Daimler, VW, BMW und Ford.

Mit seiner „Think big“-Strategie hat sich Nathusius überhoben, wie schon beim ostdeutschen Radbauer Mifa. Den kaufte er 2014 aus der Insolvenz. Er wollte Mifa zum „effizientesten Fahrradwerk Europas“ machen. Nach dem Umzug in eine überdimensionierte neue Halle ging der Familie das Geld aus. 2017 war Mifa erneut insolvent und wurde verkauft. Auch bei seinem Lebenswerk Ifa hat sich der Mittsiebziger finanziell übernommen.

Die Eigentümerfamilie Nathusius, die auf eine jahrhundertealte Unternehmertradition in Sachsen-Anhalt zurückblickt, musste nun einen schmerzlichen Schritt tun. Auf Druck der Banken übertrug sie sämtliche Anteile an der Ifa-Gruppe an einen Sanierungstreuhänder, wie die „Mitteldeutsche Zeitung“ berichtete. Arndt Geiwitz, bekannt als Insolvenzverwalter der Drogeriekette Schlecker, soll Ifa sanieren und verkaufen.

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Nathusius suchte bereits seit Sommer vergebens einen Investor oder Käufer. Nun hat die Familie dabei nichts mehr mitzureden, zumal der Patriarch kürzlich auch den Beirat verlassen hat. Zuvor hatte er sich mit Sohn Felix übers Geschäft zerstritten. Der wurde 2017 als Ifa-Geschäftsführer abberufen.

Tatjana Stoll von der IG Metall Halberstadt begrüßt, dass nun externe Sanierer und ein Treuhänder bei Ifa entscheiden. „Familie Nathusius verfolgt verständlicherweise ihre eigene Agenda, die nicht unbedingt im Interesse des Unternehmens sein muss.“ Die Kontrolle über sein Lebenswerk abzugeben sei sicher schwer für Heinrich von Nathusius. Tragisch sei das für den „Held von Haldensleben“, weil er ja Ifa nach der Wende gerettet und groß gemacht habe.

An diesem Montag beraten die Gläubigerinstitute über den Sanierungsplan, bestätigte Arno Haselhorst, der im Januar von den Banken als sogenannter Chief Restructuring Officer eingesetzt wurde. Der Sanierungsgutachter habe Ifa eine positive Prognose ausgestellt. Mit den beunruhigten Kunden, den Autobauern, hat Haselhorst Gespräche geführt. „Von denen hat Ifa volle Unterstützung.“ Er sei zuversichtlich, dass Ifa von den Banken bis Mitte Mai die zusätzlichen Mittel erhält, die für eine Sanierung nötig sind.

Insolvenz soll verhindert werden

Denn eine Insolvenz soll verhindert werden. „Allgemein wird eine Treuhandschaft zur Vermeidung und nicht zur Vorbereitung eines Insolvenzverfahrens installiert. Sie muss nicht zwangsweise zu einem Verkauf des Unternehmens führen“, sagte Sanierungstreuhänder Geiwitz dem Handelsblatt.

Ifa ist in finanzieller Schieflage. 2017 kletterten die Verbindlichkeiten bei Kreditinstituten bereits auf 239 Millionen Euro. Doch Ifa brauchte immer mehr Geld für die rasante Expansion. „In nur fünf Jahren hat sich der Umsatz auf 691 Millionen Euro fast verdoppelt,“ so Haselhorst. Ifa investierte am Stammsitz und in neue Werke in den USA und Polen.

Vor allem die 100 Millionen Euro teure Fabrik in Polen hatte erhebliche Anlaufschwierigkeiten. „Es klemmt bei etlichen internen Abläufen, sodass teure Sonderschichten gefahren werden müssen“, erklärte Henning Raguschke vom Ifa-Betriebsrat. Dorthin hat Daimler seine Produktion von Seitenwellen ausgelagert. Diese werden anders als Längswellen auch für Elektroantriebe benötigt. „Das Seitenwellenwerk ist strategisch von größter Bedeutung“, sagte Haselhorst.

Trotz allem soll der Umsatz 2019 weiter steigen. „Wir haben kein Problem mit der Auslastung, sondern mit der Effizienz“, sagte der Manager. So sei auch nicht an Stellenabbau gedacht. Für Gewerkschafterin Stoll sind trotzdem die Beschäftigten die Leidtragenden. „Von den Mitarbeitern wurde maximale Flexibilität verlangt, sie haben alles gegeben.“ Dabei gelte für sie nicht einmal der Tarifvertrag.

Der Verkaufsprozess von Ifa ist laut Haselhorst derzeit vertagt. Ein Preis von 500 Millionen Euro, von dem die Rede war, ließ sich wegen der internen Probleme offenbar nicht erzielen. Es gebe fünf bis sechs ernsthafte Interessenten, sagte Haselhorst, ohne Namen zu nennen. Ifa sei erfolgreich in den Leichtbau eingestiegen und als weltweite Nummer zwei bei Längswellen für Käufer interessant.

Patriarch Nathusius war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Vergebens hatte der Betriebsrat die Eignerfamilie gebeten, der Belegschaft zu erklären, wie es weitergehen soll. In die Sanierer hat Raguschke indes Vertrauen: „Ein Verkauf ist eine Chance für die Ifa-Beschäftigten.“